Eine Kirchenburg erstrahlt in neuem Glanz

Ein Einblick in die Restaurierungsarbeiten an der Kirchenburg Heltau

Die Kirchenburg von Heltau/Cisnădie, Außenansicht | Fotos (2): Aurelia Brecht

Auf der Empore: Nebeneinander von Fresken aus dem 13. Jh. und aus der Reformationszeit

Der Innenraum der Kirche mit freigelegten Fresken aus dem 13. Jahrhundert | Foto: Volker Plattner

Im August 2023 fand die Einweihung der Heltauer Kirchenburg statt. Denn von 2019 bis 2023 wurde sie restauriert. Die letzten Arbeiten im Außenbereich lagen zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre zurück. Viel Neues konnte im Zuge der vier Jahre andauernden Restaurierungsphase entdeckt und erschlossen werden. Nun erstrahlt die Kirche im neuen Glanz.

Sattes Grün empfängt die Besucher im Inneren der Ringmauer. Und Stille. Die Burg lädt zum Spazieren und Träumen ein. Schon bei einem ersten Rundgang um die Kirche fallen zwei Besonderheiten ins Auge: So schmückt den Westturm der Kirchenburg die erste Turmuhr Siebenbürgens. Hier ist außerdem der erste Blitzableiter des Landes und östlich von Wien zu sehen. In Heltau/Cisnădie gab es seit jeher vieles, was einzigartig ist. Das Vortragekreuz aus dem 13. Jahrhundert, das Heltauer Missale, den Heltauer Grabstein, der bald wieder vor Ort zu sehen sein wird – in Heltau befinden sich viele Zeugnisse der frühen Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Durch die Renovierung konnten noch mehr Besonderheiten zu Tage gefördert werden; sie sind jetzt für Besucher zugänglich.

Zwischen Herausforderung und Faszination

„Das Projekt hat eine sehr lange Vorgeschichte – es hat irgendwann um 2010 schon begonnen“ erzählt Pfarrer László-Zorán Kézdi. Bereits in dieser Zeit habe die Gemeinde gemeinsam mit einem Architekten eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen.

Nach dem erfolgreichen 18-Kirchenburgen-Projekt wurde dann durch Mittel der Europäischen Union das 20-Kirchenburgen-Projekt gefördert: Die Gemeinde reagierte, 2015 passte man das im Vorfeld geplante Projekt den zur Verfügung stehenden Mitteln an. Laut Förderrichtlinie musste allerdings die Gemeinde den Antrag stellen, selbst alles in die Wege leiten – eine neue Machbarkeitsstudie musste her.

Ende des Jahres 2018 stand dann der Bauvertrag. Im März 2019 erfolgte der Spatenstich. Darauf begann die Renovierungsphase, die auch durch Herausforderungen und Rückschläge geprägt war. Mal war es die Baufirma, die absprang, mal reagierte niemand auf die Ausschreibung der Bauarbeiten. Zwischendurch habe man sehr um das Projekt gebangt, so Kézdi. Dann kam die Coronakrise, die zwar nicht zum Baustopp, wohl aber zu Preissteigerungen führte, sodass man das Projekt immer wieder anpassen musste: „Wir haben jetzt eine schön renovierte Kirche und sind auch dankbar dafür. Aber es hat enorm viel Kraft gekostet, das alles zu steuern, zu vermitteln zwischen den verschiedenen Seiten: man hat den Bauunternehmer, den Architekten, den Bauleiter. Da gab es verschiedene Ansichten und Unstimmigkeiten, zwischen denen vermittelt werden musste. Besonders der eigene Standpunkt musste durchgesetzt, aber auch Kompromisse mussten gefunden werden.“

Die Renovierungsphase sei kräftezehrend und faszinierend zugleich gewesen – besonders die Mitgestaltung und der Meinungsaustausch über das Entdeckte seien spannend gewesen: „Das Positivste waren natürlich die einmaligen Entdeckungen, die dabei gemacht wurden – bei den archäologischen Grabungen und den Fresken. Bei jedem Quadratzentimeter zu sehen, was da so zum Vorschein kommt.“

Mit Geduld und Stück für Stück

Durch Voruntersuchungen wusste man bereits, dass große Flächen im Inneren der Kirche mit Fresken ausgestaltet waren – die gesamte Innenfläche wurde nun neu untersucht: Gefunden wurden Fresken aus dem 13. Jahrhundert – eine Seltenheit in Siebenbürgen: „Im Innenraum musste mit sehr großer Sorgfalt gearbeitet werden – nur unter Aufsicht der Fachleute, damit keine Fresken zerstört werden und damit verloren gehen. Wir haben uns dafür entschieden, dass wir dort, wo wir Fresken entdecken, sie auch konservieren.“ Das Besondere: An mehreren Stellen stehen die Fresken mit den Heiligenmotiven aus dem 13. Jahrhundert neben einer späteren Schicht aus der Zeit der Reformation, in denen Text und florale Motive dominieren. Die Koexistenz von Jahrhunderten lässt sich in Heltau besonders gut nachvollziehen.

Im Außen und Innenbereich führte man archäologische Grabungen durch – zwischenzeitlich sei die gesamte Kirche aufgegraben gewesen. Dabei wurden Gräber entdeckt; eine Grube, in der Glocken gegossen wurden, eine Mauer auf der Nordseite, eventuell eine erste Ringmauer kamen zum Vorschein.

Ein weiterer Sensationsfund wurde am Wassider Altar gemacht: Bei der Untersuchung der Gemälde zeigte sich, dass unter der Malerei des 18. Jahrhunderts eine weitere Schicht aus dem 16. Jahrhundert vorhanden ist. Der Altar wird derzeit restauriert.

Der Innenraum der Kirche wirkt festlich, klar, erhaben: Die neue Beleuchtung ist warm und einladend. Die Bänke wurden teilweise entfernt und verkleinert. So entstand mehr Platz im Innenraum. Durch „Bank-Patenschaften“ konnten die Bänke gemeinschaftlich restauriert werden. Passend dazu prangt oberhalb der Spruch, den die Gemeinde zum Abschluss der Renovierungsarbeiten anbringen ließ: „Erbaut zur Ehre Gottes, geweiht der Hl. Walburga, renoviert mit Gottes Hilfe, für eine lebendige Gemeinschaft“. „Das ist uns wichtig gewesen“, sagt László-Zorán Kézdi.

Tourismus, Jugend und mehr

Die lebendige Gemeinschaft lässt sich in Heltau in vielen Bereichen finden. Im Zuge der Restaurierung habe sich die Gemeinde immer auf die Unterstützung der Heimatortgemeinschaft (HOG) Heltau verlassen können. Diese Absicherung und Unterstützung zu erfahren, sei unverzichtbar gewesen, so Kézdi. Der Vorsitzende der HOG, Heinz-Walter Hermann, habe der Gemeinde in wichtigen Entscheidungen beratend zur Seite gestanden und bei Entscheidungsfindungen mitgeholfen. Die HOG-Spenden hätten die Hälfte des Eigenbeitrags des Projekts gestemmt. Mit mehreren Workcamps hätten die HOG-ler die Arbeiten unterstützt; kurz vor der Eröffnung sei eine Gruppe angereist, um die Vorbereitungen zur Einweihungsfeier zu unterstützen.

 „Wir sind keine sehr große Gemeinde, aber trotzdem eine starke Gemeinschaft mit guten Mitarbeitern, die motiviert sind“, erzählt Pfarrer Kézdi. Immer wieder lässt sich die Gemeinde Neues einfallen, um die Besonderheiten von Heltau auch touristisch zugänglich zu machen. Mit Hilfe von Kirchenburgen-Kursen werden Jugendliche in Heltau zu Spezialisten für die Kirchenburg und bieten Führungen durch die Burg an: „Das Besondere ist, dass wir die Jugendlichen in den Tourismusbetrieb mit einbeziehen. Dass sie die Möglichkeit haben und wir das Glück haben, dass sie ihre Kirche den Besuchern vorstellen können. Auch wenn sie nicht evangelisch sind – es ist ihre Kirche, so empfinden sie das. Es ist sehr charmant, wenn ein 16- oder 17-Jähriger die Kirche erklärt. Das empfinden auch die Besucher so.“ Ab Mai startet der neue Kurs, den voraussichtlich rund 20 Jugendliche besuchen werden.

Im Zuge der Restaurierung entstanden außerdem neue Räumlichkeiten im Turm, die künftig für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden sollen. Es sei wichtig, die Räume mit Leben zu füllen und zu nutzen. Eben im Sinne der Gemeinschaft.