Zielstrebig „kleine Schritte“ für das Waagen-Museum einer steilen Gasse in Hammersdorf

Teodor Dogaru (rechts) und mögliche Berufshandwerker von morgen arbeiten dem Waagen-Museum von Hammersdorf mit größtmöglicher Hingabe zu

Die Spannbreite der Verwendungszwecke von Waagen, über die man in den Werkhallen von „Hess“ und später „Balan]a“ genau Bescheid wusste, ist beachtlich. Fotos: Klaus Philippi

Hermannstadt – Auf das Jahr 1857 datiert ist der Altbau, worin vor sehr langer Zeit einmal der Krämerladen von Hammersdorf zu üblichen Geschäftszeiten das Allernötigste an Einheimische ausgab. Und etwas weiter unten auf derselben Mălinului-Straße unter dem Dach der Kulturscheune vom rumänischen Gușterița weiß man seit spätestens ein paar wenigen Monaten, dass im 167 Jahre alten Haus das Museum der Fabrik „Balanța“ eröffnet werden soll. Einzig und allein ein ungefährer oder gar der genaue Festtermin dafür ist noch nicht bekannt. Alexandru Ioniță nämlich, Gründer sowie Leiter der örtlichen Kulturscheune und orthodoxer Priester im eigenständigen Hammersdorf vergangener Epochen, sucht ständig nach Sponsoren und Volontären für das Restaurieren von Haus Nummer 16 auf der Mălinului-Straße und weiß, dass der Erfolg von „kleinen Schritten“ abhängt. Großspurig wird sich das alte Bauernhaus wohl kaum zu einem Museumsstandort für historische Waagen von „Hess“ und „Balanța“ formen lassen. In der „Șura Culturală Gușterița“ jedoch sind die Weichen gelegt worden: Sonntag, am 7. April, waren hier zig historische Haushalts- und Handwerkswaagen der berühmten Vorzeigefabrik von Hermannstadt/Sibiu aus längst verrauchten Zeiten aufgereiht worden, und zwei Drittel dieser teils wieder auf Vordermann gebrachten Exponate können noch bis Samstag an Ort und Stelle besichtigt werden. Auf Besucheraugen warten nach wie vor auch Fotos von Dumitru Chiseliță, Redakteur der Lokalzeitung „Tribuna“ und Ex-Angestellter der 2013 insolvent gemeldeten und 2017 endgültig demolierten „Balanța“-Werkhallen. Schwarzweiß- und Farbfotos eben, die ein von Kritik und Nostalgie getränktes Geschichtsbild von Hermannstadt zeichnen, wie man es nirgendwo sonst ähnlich scharf zu sehen bekommt. Sonntag, am 28. April, werden die antiquarischen Industrie-Produkte inklusive der Foto-Langzeitdokumentation von Dumitru Chiseliță ihren Platz in der Kulturscheune Hammersdorf auf Zeit verlassen, um ihn nach spätestens zwei Wochen Ausstellungspause wieder einzunehmen. Die fortwährende Arbeit zwecks Rehabilitation von mindestens 20 metallenen Waagen in unterschiedlichsten Ausführungen hat ihre finale Etappe ebenfalls auch noch nicht erreicht, steht seit Monaten dagegen in vollen Zügen. Am vorigen Freitag mussten Handwerker Teodor Dogaru und zwei technisch lernwillige Jungen ein Atelier für die Entrostung einiger gusseiserner Waagen-Bauteile vorzeitig abbrechen, da ihr Spannungsgenerator der Marke BOSCH seinen Dienst verweigerte. Das Speisenatron-Wasserbad war bereits mit zu reinigenden Elementen gefüllt worden, die am Kupferdraht hingen, doch lag das Problem eindeutig an der Stromzufuhr durch die Anode und Kathode des offensichtlich beschädigten Fachgeräts. Sonntag wurde das Atelier mit einem Ersatzapparat nachgeholt. Die Kulturscheune Hammersdorf übrigens ist weiteren Kontakten zu Personen, die Waagen von „Hess“ oder „Balanța“ zu spenden bereit sind oder Informationslücken betreffend die stolze Industrie-Vergangenheit des gleichnamigen Unternehmens füllen können, jederzeit aufgeschlossen. Auch Besuchsmöglichkeiten für die Vorstufe des Museums in der Hammersdorfer Kulturscheune lassen sich telefonisch erfragen und vereinbaren (0743/006806).