„1918-19, Siebenbürgen im Übergang“

Deutsche Kulturtage fanden in Schäßburg statt

„Sälwerfäddem“ pflegen die sächsische Gesangstradition.

Gemeinsames Gruppenfoto der Tanzgruppen aus Hermannstadt, Mühlbach, Sächsisch Regen und Schäßburg
Fotos: Michael Mundt

Schäßburg - „Die Deutschen Kulturtage sind ein fester Bestandteil im Schäßburger Kulturleben“, mit diesen Worten eröffnete Dr. Karl Scheerer, auf den Treppen des Venezianischen Hauses in Schäßburg/Sighișoara die „Deutschen Kulturtage in Schäßburg“. Die erste kulturelle Aufführung zeigten auch in diesem Jahr wieder die Burgspatzen, unter Leitung von Martha Szombati. Fortgesetzt wurde die feierliche Eröffnung im Sandersaal. Dabei sprachen der Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen, Winfried Ziegler sowie Bürgermeister Ovidiu Mălăncrăvean ein Grußwort. Standen die Kulturtage im vergangenen Jahr im Zeichen der Reformation, so war dieses Mal „1918-19, Siebenbürgen im Übergang“ das übergeordnete Thema.

In einem ersten Vortrag sprach Dr. Karl Scheerer zum „Anschluss Siebenbürgens an das Königreich Rumänien und die Siebenbürger Sachsen“. Am 8. Januar 1919 hatte die vom „Sächsischen Nationalrat“ einberufene Nationalversammlung dem Anschluss zugestimmt. In einer Erklärung hieß es damals: „Das sächsische Volk in Siebenbürgen spricht, indem es sich auf den Boden des Selbstbestimmungsrechts der Völker stellt, seinen Anschluss an das Königreich Rumänien aus und entbietet dem rumänischen Volke seine brüderlichen Grüße und herzlichen Glückwünsche zur Erfüllung seiner nationalen Ideale.“ Die Erklärung schloss mit den Worten: „Im vollen Bewusstsein der Bedeutung seines Entschlusses, betrachtet sich das sächsische Volk von heute an als ein Glied des rumänischen Reiches, seine Söhne und Töchter als Bürger dieses Staates (…).“ Gleichwohl blieben viele politische Absichtserklärungen der „Karlsburger Beschlüsse“ unerfüllt.

Einen zweiten Vortrag hielt am Samstag Prof. Dr. Hans Klein. Der einstige Hermannstädter Stadtpfarrer referierte zum Thema „Das siebenbürgisch-sächsische Schulwesen in der Zwischenkriegszeit“ und betrachtete dies im Zusammenspiel mit der evangelischen Kirche. Denn der Anschluss Siebenbürgens an Rumänien warf ganz neue Fragen auf, so Klein. Die Gemeinden verloren die Hälfte ihres Besitzes und auch die Kirche musste bedeutende Liegenschaften und Land abgeben, was sich direkt auf die Schule sowie die Besoldung der Lehrer auswirkte. Erstmals in der sächsischen Schulgeschichte kam es 1920 zu einem Lehrerstreik, der die Schulautonomie als solche in Frage stellte. Gleichwohl lehnten es die Kirche und die mit ihr verbundene Volksführung ab, die Zahl der konfessionellen Schulen drastisch zu reduzieren, auch die überwiegende Zahl der Gemeinden war nicht bereit, auf ihre Lehrer und Pfarrer zu verzichten. Die hohe Sittlichkeit aus dem 19. Jahrhundert, durch die sich Lehrer als Diener an der Gemeinschaft betrachteten, hatte zwar auch nach dem 1. Weltkrieg noch weiter Bestand, doch der Riss zwischen Schule und Kirche wurde größer.

Weitere Programmpunkte waren am Freitag der Auftritt der „Sälwerfäddem“ sowie am Sonnabend filmische Schülerbeiträge zu den Anfangstagen des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien im Dezember 1989 und Januar 1990. Ein weiterer Schülerbeitrag betrachtete das Heldendenkmal an der Bergschule. Das Denkmal aus dem Jahr 1923 erinnert an 23 im Weltkrieg gefallene Bergschüler. An diesem Denkmal wurden nach dem Gottesdienst am Sonntag, im Beisein von Stadtpfarrer Bruno Fröhlich, zwei Kränze niedergelegt. Nicht fehlen durften bei den Kulturtagen die Tanzvorführungen der Tanzgruppen aus Hermannstadt, Mühlbach/Sebeș, Sächsisch Regen/Reghin und Schäßburg auf dem Burgplatz/Piața Cetății, die von der Kapelle „Schäßburg Brass“ begleitet wurden.