„25 Jahre – ein neuer Weg des Bestehens“

Doppelte Jubiläumsfeier in Temeswar

Der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Gant bei der feierlichen Eröffnung der Heimattage der Banater Deutschen

Die Ehrennadel in Gold, die Prof. Dr. Karl Singer postmortem erhielt, übernahm seine Gattin Edith Singer.

Die Tanzgruppe aus Reutlingen im Capitol-Saal

Trachtenzug auf dem Domplatz. Im Bild die Banater Rosmareiner. 200 Trachtenpaare bzw. 400 Trachtenträger beteiligten sich an den Feierlichkeiten.
Fotos: Zoltán Pázmány

Mit Festansprachen, der Verleihung des Jugendförderpreises „Stefan Jäger“ und mehrerer Ehrenmedaillen sowie einem musikalischen Intermezzo wurden die 12. Heimattage der Banater Deutschen und das 25. Jubiläum seit dem Bestehen des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFDB) und des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) unlängst im Festsaal der Staatsoper Temeswar eingeleitet. Durch das Programm der Festveranstaltung führte wie bereits zur Tradition geworden Ingrid Schiffer. Anlässlich des Jubiläums wurde auch ein Buch mit den Forum-Highlights während der verstrichenen 25 Jahre vom DFDB herausgegeben.

Unter dem Motto „25 Jahre – ein neuer Weg des Bestehens“ lief die 25. Jahr-Feier des DFDB. „Es drückt aus, dass etwas besteht, und das man sich damit auf einen neuen Weg begeben hat“, äußerte sich der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, dazu. „Da wir, die Banater Schwaben aus Deutschland, ja auch hier sind, ersetze ich, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, das ’Sie‘ durch ein ’Wir‘, denn auch wir gehen neue Wege. Und eine Schnittmenge muss es ja geben, sonst kämen wir hier nicht zusammen“, sagte Leber.

Über die Rolle der deutschen Minderheit schrieb der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Harmut Koschyk, zum Ereignis: „Die deutsche Völkergruppe in Rumänien hat nicht nur eine wichtige Brückenfunktion zu Deutschland, sondern sieht ihre Zukunft in der rumänischen Gesellschaft und bringt sich insbesondere über das DFDR in das wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben in Rumänien ein.“

Die bedeutendsten Momente in der Geschichte der deutschen Minderheit seit ihrer Ansiedlung im Banat bis zum heutigen Tag zählte Peter Krier, der Ehrenvorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben in Deutschland, auf: „Die heute vorgelegte Festschrift ist ein Erfolgsbericht. Mit den Foren wurden im sozialen Bereich die AMG-Stiftung, der Verein für Internationale Kooperation ´Banatia´, die Jugendorganisation sowie verschiedene Kulturgruppen gegründet. Das Theater begann neu zu wirken, Medien, Schulen und die Kirche wirkten beim Neuaufbau einer deutschen Gemeinschaft mit.“ Krier fügt hinzu: „Die deutsche Minderheit ist eine anerkannte und geachtete gesellschaftliche Gruppe in diesem Land geworden. Dies wurde erreicht durch den engagierten Einsatz tatkräftiger Frauen und Männer“.

12. Heimattage der Banater Deutschen

Die Heimattage der Banater Deutschen finden abwechselnd jedes zweite Jahr in Temeswar bzw. in Ulm statt. „Die Heimattage heißen nicht zufällig so, ob in der Heide, Hecke oder im Bergland, man trifft alte Freunde und Bekannte, man tauscht sich ausgiebig aus, man feiert bei Musik und Tanz“, sagte der Vorsitzende des DFDR, Dr. Paul-Jürgen Porr.

Über den Begriff „Heimat“ und dessen Bedeutung dozierte der Diözesanbischof Martin Roos:„Es ist bekannt, dass sich das Wort ´Heimat´ in einer anderen Sprache kaum findet. Heimat ist mehr als Vaterland, Heimat ist die Geborgenheit und das Bewusstsein, dass wir in eine Gemeinschaft, in eine Familie hineingeboren wurden, dort aufgewachsen sind und dies auch im Laufe des Lebens immer wieder von Neuem erfahren.“ Der Diözesanbischof betonte auch die Notwendigkeit der Heimat, da der Mensch „immer wieder dorthin zurückkehrt.“

„Welch` gewaltige Spuren haben doch unsere Vorfahren und die nachfolgenden Generationen in dieses Land gelegt! Die Aufgabe des Forums, der Kirche, der Kultureinrichtungen und auch derjenigen, die in die alte Heimat zurückgewandert sind, íst es, zu helfen, diese Spuren zu erhalten“, sagte Ignaz BernhardFischer, der Vorsitzendedes Landesvereins der ehemaligen Russlanddeportierten. Die wohl bewegendste Rede der Feier schloss Fischer im Dialekt ab: „Mir Banater Schwowe, wo immer mir in der Welt sind, in Deitschland oder to im Banat, mir Banater Schwowe, mir losse uns net.“

Deutschunterricht weiterhin gefördert

Über die Bedeutung der Bildung in deutscher Sprache sprach Helene Wolf, die Leiterin der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule und Mitglied im Stadtrat Temeswar. Diesbezüglich äußerte sich auch der Temeswarer Oberbürgermeister Nicolae Robu und versicherte erneut seine Unterstützung hinsichtlich der Bildung in deutscher Sprache und der Sanierung des Lenau-Lyzeums sowie der Errichtung eines neuen Gebäudes für die „Kleine Lenauschule“ in Temeswar.

Zum Deutschunterricht äußerte sich auch der deutsche Konsul Rolf Maruhn - eines der zwei „wichtigsten Themen“ der zukünftigen Zusammenarbeit mit dem DFDB, „die weitere Intensivierung der zukunftssichernden Nachwuchsförderung innerhalb des Forums, aber auch die Sicherstellung des zunehmend nachgefragten Deutschunterrichts an den Schulen mit Deutsch als Mutter- und Fremdsprache.“ Diesbezüglich führte Konsul Maruhn verschiedene Lösungen an, wie beispielweise „spezielle Stipendien“, um „das Interesse für den Beruf des deutschsprachigen Sprach- und Fachlehrers zu wecken.“

Wenn die Bildung in deutscher Sprache, die Bedeutung und die Geschichte der deutschen Ansiedler im Banat sowie die 250-Jahr-Feier in Sackelhausen in so mancher Ansprache angeführt wurden, vergaß jedoch kein Redner, die verdienstreiche Tätigkeit und die Persönlichkeit des vor kurzem verstorbenen langjährigen Vorsitzenden des DFDB, Prof. Dr. Karl Singer, hervorzuheben.

„Ich glaube, wir sind ihm alle zu Dank verpflichtet, vielleicht ich persönlich mehr als viele andere“, so der Abgeordnete Ovidiu Ganț über Dr. Karl Singer, der ihn 1998 zum Eintritt in die Politik anregte und unterstützte und ihm nachträglich im Laufe der Jahre stets beratend zur Seite stand.

Der derzeitige Vorsitzende des DFDB, Dr. Johann Fernbach,vermerkte in seiner Rede die Ereignisse, die die Existenz der deutschen Gemeinschaft in diesem Jahr entscheidend geprägt haben: der Beginn der Russlanddeportation vor 70 Jahren und das unlängst am AMG-Haus aufgestellte Denkmal, „als sichtbares Zeichen“ dafür. Auch verwies der Forumsvorsitzende auf die Erfolge des vergangenen Jahres: Die Wahl eines Deutschen, Klaus Johannis, ins höchste Amt des rumänischen Staats und die Auszeichnung eines weiteren aus dem Banat stammenden Schwaben, Stefan Hell, mit einem Nobelpreis.

Die Festreden wurden von der Verleihung des Jugendförderpreises der Stefan-Jäger-Stiftung, den in diesem Jahr Bettina Nicoară-Szellner, die Beauftragte für Jugendarbeit des Demokratischen Forums der Deutschen in Arad, erhielt, gefolgt. Des Weiteren wurden über 30 Ehrenmedaillen des DFDR an Personen und Institutionen, verliehen, die sich um das Forum verdient gemacht haben.