40 Kilometer Kreisstraße in der Schwebe

In drei Jahren ist noch nicht einmal die Fertigungsdokumentation abgeschlossen

Reschitza - Der Kreisrat Karasch-Severin ist vor zehn Tagen von der Entwicklungsagentur ADR Vest darauf aufmerksam gemacht worden, dass seit drei Jahren, seit das Projekt der Modernisierung der Kreisstraße DJ 608 genehmigt wurde, die am Fuß der Westausläufer der Südkarpaten parallel und nördlich der E70 verläuft und 40 Kilometer lang ist, stagniert, und dass die Gefahr wächst, dass die EU-Finanzierung dafür verlorengeht, wenn der Fertigstellungstermin – 31. Dezember 2023 – überzogen wird.

Kreisratspräses Romeo Dunca (PNL) bestellte daraufhin vergangene Woche die Firmeninhaber, die Familie Ioan und Mihaela Bejeriiță, Millionäre aus Karansebesch, zu einem klärenden Gespräch ins Kreisratsgebäude, zumal der Kreisrat, als Auftraggeber für den Straßenbau, im Fall des Ausfalls der EU-Gelder die Finanzierung selber schultern muss – dabei aber unter chronischem Geldmangel leidet.

Den Medien erklärte Dunca nach der Unterredung – bei der es heftig zugegangen sein soll – dass es sich immerhin um stolze 20 Millionen Euro handele, die auf der Kippe stehen: „Es besteht die Befürchtung, dass wir den Fertigstellungstermin übertreten werden, zumal die Baufirma in den bisher vergangenen drei Jahren nicht im Stande war, die technische Dokumentation fertigzustellen. Es handelt sich um 40 Kilometer praktisch neu anzulegender Straße in einer gebirgigen, also schwierigen Gegend. Ich habe den Ausschreibungssieger gefragt, ob er meine Unterstützung braucht, ob wir eventuell enger zusammenarbeiten sollen. Und wie. Oder ob wir uns nach anderen Bauunternehmen umschauen sollen, die sich die Straße in Abschnitte aufteilen. Der 31. Dezember 2023 darf auf keinen Fall überschritten werden.“

Bejeriță, ein Unternehmer, der schon öfter ins Visier der Antikorruptionsbehörde und des Fiskus (wegen Millionen Steuerschulden und Steuerhinterziehung) geraten war (vor vier Jahren beispielsweise zusammen mit dem berüchtigten „Arabela“ – Axente Obrejan – die ADZ berichtete wiederholt über dessen Mauscheleien rund um den Flughafen Karansebesch), beschuldigte den Kreisrat, wegen dessen Zahlungsverzögerungen (es geht um zwei Millionen Lei) mit den Vorbereitungsarbeiten ins Hintertreffen geraten zu sein.

Dabei ist das Auftreten von Bejeriță (der dem Schwiegervater von Ex-Premier Victor Ponta, Ilie Sârbu – der aus der Karansebescher Gegend stammt – nahesteht und der den PSD-Senator Ion Mocioalc˛ zum Trauzeugen hat, wobei Ioan Bejeriță selber bis 2018 Generalsekretär der PSD Karasch-Severin war) wie immer ein arrogantes und selbstsicheres gewesen: er brauche keine Hilfe und keinerlei Unterstützung; wenn der Kreisrat seine Schulden bei seiner Firma abzahle, gehe er mit seiner Firma Emiliano Vest an die Arbeit.

Duncas Schlussfolgerung: „Wir bezahlen unsere Schulden und auch die Geldstrafen für die Steuerausfälle ihrer Firma, aber auch die Familie Bejeriță wird die Kosten der Straße übernehmen, wenn uns  die EU nichts abrechnet wegen des Überziehens des Fertigstellungstermins. Ich hoffe nur, dass wir die Gelder nicht von zuhause mitbringen müssen und dass die Finanzierung eines EU-Projekts nicht erstattet werden muss und uns nur die Löcher in der DJ 608 bleiben – wie bisher.“ 

Die Straße führt über Rusca-Teregova nach Cornereva und damit durch eine der urwüchsigsten und schönsten Gegenden des Banater Berglands, die vielen noch unbekannt ist.