8364 Urwaldreste unter Schutz

Umweltminister mit erneutem Schwenk in seinem Vorgehen

Reschitza – Nach mehreren zumindest irritierend-verwunderlichen Äußerungen – es gäbe in Rumänien keine illegalen Holzeinschläge: die Züge voller Stämme, die im Land gesichtet wurden, seien Holzimporte, u.Ä. - meldete sich jüngst Umweltminister Costel Alexe in der Öffentlichkeit mit der Bekanntmachung, sein Ministerium (für Umwelt, Forste und Gewässer) habe landesweit 8364 Wälder identifiziert, die charakterische Eigenschaften eines Urwalds haben und er habe die staatliche Forstverwaltung Romsilva beauftragt, diese bis zum 15. September unter Schutz zu stellen, damit sie erhalten bleiben.

Die Mehrheit dieser Wälder seien Buchen und Fichtenwälder. Der Umweltminister: „Ich habe eine Entscheidung von nationaler Bedeutung getroffen: die Urwälder Rumäniens werden komplett aus dem Wirtschaftskreislauf entfernt und sämtlich unter Schutz gestellt. Die Urwälder Rumäniens werden den künftigen Generationen erhalten. Ich möchte nicht, dass wir, die Heutigen, die letzten Zeugen des Vorhandenseins der Urwälder Rumäniens sind. Wir haben auf nationaler Ebene 8364 Urwälder oder Urwaldreste identifiziert und ich habe offiziell Romsilva beauftragt, diese bis zum 15. September unter Schutz zu stellen, zwecks ihrer Konservierung. Wir reden von insge-samt 100.000 Hektar.“

Laut dem entsprechenden Kommuniqué des Umweltministeriums wird künftig in diesen Arealen keinerlei Eingreifen erlaubt sein, ausgenommen Eingriffe für deren bessere Konservierung. 5248 dieser Wälder seien Buchenwälder, 1305 Fichtenwälder und 1041 Eichenwälder. Die meisten – 19,4 Prozent – befinden sich im Banater Bergland/Landkreis Karasch-Severin, gefolgt von den Landkreisen Neamț (17,1 Prozent), Argeș (8,6 Prozent), Bacău (8,4 Prozent), Gorj (7,7 Prozent), Vâlcea (5,9 Prozent) und Hunedoara (4,9 Prozent). Das Durchschnittsalter der ältesten Bäume eines Karpatenurwalds liegt bei 270 Jahren (im Landkreis Dâmbovi]a). Im Banater Bergland – dem Gebiet Rumäniens, wo seit längster Zeit Kulturwald nach forstwissenschaftlichen Vorlagen gepflegt wird, eine Folge der 1716 erfolgten Eroberung des Banats durch die habsburgischen Truppen unter Eugen von Savoyen - liegt das Durchschnittsalter der Urwaldbäume bei 235 Jahren, während im Verwaltungskreis Arad die Urwaldreste des Siebenbürgischen Erzgebirges durchschnittlich 230 Jahre alt sind. Das geht aus der Meldung des Umweltministeriums hervor.

Ein beispielhafter Urwald befindet sich im Banater Bergland: der Hochwald bei den Quellen des Nera-Flusses, der von den Forstleuten Europas als „letzter Überrest der ehemaligen europäischen Urwälder, als letztes urwüchsiges europäisches Wald-Ökosystem“ zu Lehrzwecken besucht wird. Das Banater Bergland verfügt über mehrere Urwaldareale, die unter UNESCO-Schutz gestellt sind: Domogled – Cerna-Tal, Nera-Schluchten – Beușnița-Wasserfälle und Nera-Quellen im Nationalpark Semenic – Karasch-Schluchten. Wir erinnern daran, dass zahlreiche Umweltschutzorganisationen in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen haben, dass die Schutzbestimmungen, auch der UNESCO-geschützten Areale, von Romsilva sehr lax gehandhabt und mit viel balkanischer Schlauheit übergangen oder umschifft werden und dass, trotz strengster Schutzpflicht, immer wieder Holz in den „streng geschützten“ Arealen industriell geschlagen wird – bis hin zu Kahlschlag (ADZ berichtete wiederholt).