Abschied von Bukarest

Nach vier Jahren verlässt Dr. Evelin Hust, bisherige Leiterin des Goethe-Instituts, Rumänien

Frau Dr. Evelin Hust wird nun die Leitung des Goethe-Instituts in Budapest übernehmen. Foto: Marius Dincă

Von Bukarest nach Budapest – für manche Menschen ein Wochenendausflug, für andere ein weiterer Schritt in der Karriere. So auch für Frau Dr. Evelin Hust, die seit 2015 Leiterin des Goethe-Instituts in Rumänien ist. Nach vier Jahren nimmt sie Abschied von der rumänischen Hauptstadt, um nun die Leitung des Goethe-Instituts in Budapest zu übernehmen.

Im Juni 2015 in Bukarest angekommen, war Evelin Hust fasziniert von der Atmosphäre der Stadt. Diese habe sie stark an Berlin in den frühen 1990er Jahren erinnert – „eine Lässigkeit, ein buntes Gemisch unterschiedlichster spannender Orte und Architekturen, ein kreatives Chaos“, so Hust. Angetan von den vielen kleinen Kneipen in Hinterhöfen, den Keller-Bars und weiteren alternativen Plätzen für Kultur lernte es Evelin Hust besonders zu schätzen, dass Bukarest und Rumänien im Ganzen noch nicht dem Massentourismus erlegen sind. „Das sehe ich als Stärke und nicht als Nachteil.“ 

Ein Hauptanliegen während ihrer Zeit als Leiterin des Instituts war die Suche nach und der eigentliche Umzug in eine neue Liegenschaft. Deutlich überzeugt von dem neuen Grund und Boden des Goethe-Instituts im Pavillon 32 ist Hust natürlich trotzdem weiterhin der Meinung, dass vor allem die inneren Werte des Instituts das rumänische Publikum begeistern sollen. „Neben dem besten Deutschunterricht, den Sie in Bukarest finden können, und der kleinen aber sehr feinen Bibliothek mit viel interessanter Literatur und der ‚Bibliothek der Dinge‘, organisieren wir eine Vielzahl von Veranstaltungen, die für unterschiedlichste Interessen und Neigungen, mit oder ohne Deutschkenntnisse, etwas bieten.“ Auch wenn Hust den neuen Platz des Goethe-Instituts in der Calea Dorobanţi 32 nur ein Jahr richtig genießen konnte, hat sie doch in dieser kurzen Zeit allerhand Veranstaltungen organisiert. So zum Beispiel die Ausstellung „Harun Farocki: Über die Entgrenzung der Arbeit“ oder auch gut besuchte Begegnungen, beispielsweise mit dem Künstler Thomas Ruff, der begleitend zu der Eröffnung seiner Ausstellung „Photophilia“ in Bukarest in das Goethe-Institut eingeladen war. Auch Großveranstaltungen wie die „Kulturmanagement Akademie“, die dieses Jahr im Spätsommer zum dritten Mal stattfinden wird, sind unter Mitwirkung von Evelin Hust entstanden.

„Grundsätzlich habe ich Spaß daran, neue Inhalte und Formate auszuprobieren, frische Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu bilden“, meint Hust. So ergab sich während ihrer Amtszeit das großangelegte Projekt „Games and Politics“. Durch projektbegleitende Veranstaltungen wie etwa ein Komponisten-Workshop zu Game Music oder einem abendlichen Game Music Concert konnte das Goethe-Institut zahlreiche Partner für sich gewinnen und dadurch viel dazulernen. Besonders die Eigenschaften der Kontaktfreudigkeit und Offenheit sind es, die in dieser Branche von unschätzbarem Wert sind. Gerade den Austausch mit den lokalen Kulturzentren des Goethe-Instituts habe Evelin Hust in den letzten Jahren als sehr bereichernd erlebt. Auch aus der engen Zusammenarbeit mit europäischen Partnern konnte sie viel aufnehmen. So zum Beispiel die gemeinsame Arbeit mit dem 18 Mitglieder starken EUNIC-Cluster (Verbund der hier tätigen europäischen nationalen Kulturinstitute). Bei einem jährlich seit 2016 stattfindenden eineinhalbtägigen Strategietreffen geht es vor allem um das bessere Kennenlernen untereinander und die damit einhergehende Verbesserung der Koordinierung und Planung der Arbeit. Es gebe viele Diskussionen, nicht immer mit Ergebnis, so Hust. „ABER: Ich habe erlebt, wie wertvoll es ist, Teil dieser Gemeinschaft zu sein!“ Dies habe ihr zudem deutlich gemacht, wie bedeutsam ihre Arbeit für einen intensiveren kulturellen Austausch gerade auch in Europa ist.
„Es ist immer eine Herausforderung, einen Ort, der mehrere Jahre das zuhause war, zu verlassen, um in eine neue Umgebung zu gehen. Ich empfinde das aber immer noch als sehr positiv und stimulierend“, meint Evelin Hust zu ihrem bevorstehenden Umzug. Bevor sie nach Rumänien kam, hatte sie wenig persönliche Erfahrung in Ost-europa. Nach mehreren Jahren Aufenthalt in Rumänien kann Evelin Hust nun auf tolle Menschen und gesammelte Erfahrungen zurückblicken und ihrem Nachfolger Joachim Umlauf die Leitung des Goethe-Instituts in Bukarest überlassen. 
Das komplette Interview mit Evelin Hust ist auf der Internetseite des Goethe-Instituts Rumänien unter dem Punkt „Über Uns“ im Abschnitt „Neues aus dem Haus“ zu lesen. Geführt wurde es von Cristina Zanfirescu, die für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.