Alte Geschichte Temeswars gerät in Vergessenheit

Kritik an das Projekt zur Straßennamenänderung

Die Straße des heiligen Johannes soll umbenannt werden. Ein Stück alter Temeswarer Geschichte könnte somit (noch mehr) in Vergessenheit geraten. Foto: Raluca Nelepcu

Temeswar – Das Projekt zur Änderung einiger Straßennamen in Temeswar/Timişoara stößt auf Kritik. Der Historiker Dr. Claudiu Călin findet nämlich, dass die komplette Beseitigung des Namens „Sf. Ioan“, den die Straße, die vom Opernplatz bis zur Coriolan-Brediceanu-Straße führt, trägt, unangemessen ist. „Man merkt, dass niemand mehr die alte Geschichte der Stadt Temeswar respektiert. ´Sf. Ioan´ ist nämlich eine der ältesten Bezeichnungen. Der Ordensgründer der Barmherzigen Brüder, die dort ihr Kloster hatten, ist der heilige Johannes von Gott“, erklärt der Historiker. Einem Projekt zur Änderung von Straßennamen zufolge soll diese Straße den Namen „König Mihai I.“ erhalten. Praktisch wird die gesamte Strecke vom Louis-Ţurcanu-Kinderkrankenhaus bis zum Mărăşti-Kreisverkehr den Namen des 2017 verstorbenen rumänischen Königs tragen (die ADZ berichtete).

Die Kirche der Barmherzigen Brüder, heute eine griechisch-katholische Kirche, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Gebäudeensemble umfasst auch das ehemalige Spital der Barmherzigen Brüder, das erste öffentliche Krankenhaus in Temeswar, 1736 im Betrieb genommen – heute Ophthalmologie-Krankenhaus. 1948, nachdem die kirchlichen Orden abgeschafft worden waren, wurde die Kirche geschlossen und diente als Lagerraum für das Museum des Banats. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder wurde verstaatlicht und dem Gesundheitsamt zur Nutzung übergeben.

Auch mit der Umbenennung des Parks hinter der Großen Post in „C.D.Loga“ ist der Historiker Dr. Claudiu Călin nicht einverstanden. „Das könnte der Park der Heiligen Katharina sein, weil dort eine mittelalterliche Kirche gestanden hat. Oder ´Beatrice von Luxemburg´, nach der Gattin des Königs Karl Robert von Anjou, die in der Kirche begraben wurde“, erklärt Dr. Claudiu Călin. Laut dem Projekt soll der Park den Namen des in Lugosch geborenen rumänischen Schriftstellers und Pädagogen Constantin Diaconovici Loga erhalten, dessen Namen auch die Schule trägt, die sich in unmittelbarer Parknähe befindet.

Über das Projekt zur Änderung/Neuvergabe von Straßennamen in Temeswar soll in einer der kommenden Stadtratssitzungen abgestimmt werden.