„Altertümliches“ kann auch für Jüngere interessant sein

Ein lobenswerter Versuch, Vergangenes in Gegenwart und Zukunft hinüberzuretten

Familie Thomas Röhrich, 1903 in Großsanktnikolaus

Großsanktnikolaus/München – Kennen Sie jemanden auf dem hier wiedergegebenen Bild? Können Sie Verbindungen zwischen den Personen herstellen? Können Sie das Bild in Raum und Zeit ansiedeln? Wahrscheinlich sind die meisten Ihrer Antworten negativ. Waren es anfangs auch meine.

Für Andrea Geistanger (in München zu Hause) gab dieses 118 Jahre alte Bild mit 47 Personen der Röhrich-Großfamilie aus Großsanktnikolaus den Anstoß, mehr über die einzelnen Personen und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander in Erfahrung bringen zu wollen. So verarbeitete sie alle ihr zugänglichen Daten aus dem in der Familie Überlieferten, aus dem „Heimatbuch Großsanktnikolaus im Banat“1, den Heimatblättern Großsanktnikolaus, dem Buch „Der römisch-katholische Friedhof der Deutschgemeinde von Großsanktnikolaus“2, von der Internetseite zum Friedhof, und andere Quellen. Sie brachte einzelne Informationen in Beziehung zueinander und das Endprodukt ist weit mehr als nur eine Familiengeschichte.

Andrea Geistangers Urgroßvater Johann Kyri ist als kleiner Junge auf dem Bild zu sehen. Zu vielen der anderen Abgebildeten ist man sich heute kaum mehr der verwandtschaftlichen Beziehungen bewusst.

Interessant an ihrer Betrachtungsweise ist, wie aus heutiger Sicht Einzelheiten der Abbildung wahrgenommen werden, wie z. B. Trachten oder die Art, wie damals Familienbilder entstanden (wohl im Vergleich zu der heutigen). Die Verwendung der einzelnen Haus- oder Spottnamen in ihrer Beschreibung hilft, die Verwandten zuzuordnen, ist aber für die heutige Generation bestimmt sehr ungewohnt, bestimmt jedoch interessant.

Während ihrer Arbeit stieß die promovierte Statistikerin auch auf Einzelheiten, die sie bei dieser Gelegenheit über einige der Vorfahren in Erfahrung brachte und die man vielleicht in der Familie nicht mehr weitergereicht hatte.

Alte Bilder und Daten aus Heimatbüchern, -blättern oder Inschriften auf alten Kreuzen haben für diejenigen, welche etwas über sich und ihre Vorfahren wissen wollen, bestimmt ihren Reiz.
Erfreulich an ihrer Recherche ist die Tatsache, dass auch junge Leute, welche nur mehr einen sehr losen direkten Bezug zu den Vorfahren und deren ehemaliger Heimat haben, Interesse, Zeit, Wissen und Ambition investieren, um Licht in bisher Unbekanntes zu bringen.

Andrea Geistangers Bildbeschreibung wurde ins Internet gestellt und kann hier nachgelesen werden: www.dfdb-grosssanktnikolaus.ro/pfdg-blog/Bildbeschreibung/RoehrichBild_Beschreibung.html; um weiteren Nachkommen der Röhrich-Großfamilie zugänglich zu sein. Sie kann aber auch als Beweis gelten, dass junge Leute noch einen Bezug zu ihren Vorfahren/Heimatorten haben und dass alte Bilder und Informationen aus Heimatbüchern, Friedhofsseiten und -büchern Ausgangspunkt für Ahnenforschung, Nachforschungen über die eigene Geschichte, doch darüber hinaus auch über den Heimatort oder die Region sein können.

Vielleicht ist es aber auch nur eine Einzelarbeit einer jungen Frau, die man nur noch im weitesten Sinn als Banaterin bezeichnen kann. Und doch ist es auch ein Beweis, dass jede Arbeit, etwas aus der Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft hinüberzuretten, ihren Sinn hat.

1 Wolz, Franz / Leber, Peter-Dietmar (Hrsg.): Heimatbuch Großsanktnikolaus im Banat. Rohrbach/Ilm, herausgegeben im Auftrag der Heimatortsgemeinschaft Großsanktnikolaus, 2005

2 Huhn, Dietlinde / Huhn, Otmar: Der römisch-katholische Friedhof der Deutschgemeinde von Großsanktnikolaus. Temeswar, Cosmopolitan Art Verlag, 2018