Anhaltende Ängste um wirtschaftliche Zukunft

IRSOP-Umfrage: Mehr sozialer Zusammenhalt – eine Chance für die Entwicklung des Landes?

Symbolbild: pixabay.com

Anhaltende Ängste um die wirtschaftliche Zukunft dominieren vor der Furcht vor der Epidemie, verrät die jüngste Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IRSOP (Befragung von 710 Personen im Zeitraum 22. bis 25. April), die am 28. April veröffentlicht wurde. Mit der Verlängerung des Notstands gehen nun in vielen Haushalten die ohnehin spärlichen Geldreserven zur Neige. Das Bewusstsein, mit den Bedrohungen der Epidemie längerfristig leben lernen zu müssen, hat in der breiten Bevölkerung Fuß gefasst. Doch warnen die Experten: Anhaltende Ängste stellen für sich allein ein Gesundheitsrisiko dar. Das Gefühl der Unsicherheit beeinflusst aber auch die Erwartungen der Bürger an den Staat und den sozialen Zusammenhalt. Wie stehen wir aktuell in Bezug auf diese Dinge?

Die meisten Rumänen haben kaum Ersparnisse

Die Epidemie wird uns auch weiterhin begleiten – diese Ansicht vertreten nach IRSOP immerhin 70 Prozent der Befragten. Angst und Beklommenheit herrscht bei über der Hälfte der Bevölkerung (52 Prozent) vor. Es ist nicht nur die Angst vor der Epidemie, sondern auch davor, dass sie nach einem temporären Rückgang jederzeit wiederkommen könnte. Doch was die Menschen derzeit am meisten besorgt, ist die Frage, was nach dem Ende der Ausgangssperre und der Corona-Krise geschieht: So fürchten sich 70 Prozent viel mehr vor einem Zusammenbruch der Wirtschaft als vor einer Ansteckung mit Covid-19.

Während im April die meisten Familien noch ihren Lebensstandard halten konnten, werden jetzt finanzielle Engpässe spürbar – bedingt durch das Dahinschmelzen des zur Verfügung stehenden Haushaltsbudgets (28 Prozent) oder durch tatsächliche bzw. drohende Arbeitslosigkeit (19 Prozent). Als Folge wird der Konsum reduziert, die sinkende Nachfrage friert die Wirtschaft weiter ein – ein Teufelskreis.

Eine IRES-Umfrage, allerdings von Anfang April, bestätigt: Die Hälfte der Rumänen hat gar keine Ersparnisse und nur 41 Prozent könnten von ihren Reserven zwei Monate unter akzeptablen Bedingungen überleben. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den Staat: Acht von zehn Rumänen glauben, der Staat müsse im Falle einer länger andauernden Krise Hilfen an die Bevölkerung verteilen, ein Drittel meint, sich selbst für eine staatliche Unterstützung zu qualifizieren.

Zufrieden mit der Regierung

Laut IRSOP-Umfrage erklärt sich jetzt über die Hälfte (55 Prozent) der Bürger für zufrieden mit der Regierung: Sie mache „einen guten“ oder sogar „sehr guten Job“. Die überwältigende Mehrheit wünscht sich gleichbleibende oder mehr Macht für den Präsidenten (87 Prozent) sowie die Regierung (80 Prozent). Die Experten erläutern hierzu, in schwierigen Momenten sei es selten, dass sich die Wählerschaft für eine Reduzierung der Macht der politischen Führung ausspricht, sofern diese demokratisch ausgeübt wird und Ergebnisse vorweisen kann. So hat die Mehrheit (80 Prozent) verstanden, dass der Staat durch die Auflagen zur Quarantäne den Schutz der Gesundheit beabsichtigte und nicht etwa eine Einschränkung der Bürgerfreiheit. 75 Prozent allerdings halten die staatlichen Institutionen für schwach.

Weniger öffentlichen Beifall findet in der Krise die anschuldigende Haltung der Opposition. Auch das von der Opposition dominierte Parlament erfreut sich zur Zeit geringer Sympathien (36 Prozent). Was die Perspektiven für das Wahlverhalten nach der Krise betrifft, gaben 50 Prozent an, eine Fortsetzung der PNL-Regierung zu befürworten, während ein fast ebenso großer Anteil (48 Prozent) eine Veränderung herbeisehnt. Zur letzteren Kategorie gehören vor allem jene, die mit krisenverursachten wirtschaftlichen Einbußen rechnen.

Sozialer Zusammenhalt – eine Chance?

Wenn das Vertrauen in staatliche Institutionen gering ist, seien die Bürger weniger bereit, deren Empfehlungen anzunehmen – zum Beispiel zur Disziplin in Bezug auf die Vermeidung der Verbreitung von Covid-19, sobald die zur Zeit des Notstandes strengen Auflagen zurückgefahren werden, warnt IRSOP. Mehr Wirkung hingegen zeige der Appell, die Eltern und Großeltern zu schützen. 

41 Prozent der Befragten glauben, dass die Gesellschaft in diesen schweren Zeiten solidarischer geworden sei. Ein tatsächlicher Trend in dieser Richtung, so die Experten, könne einen unschätzbaren Wert für den Fortschritt des Landes darstellen! Auch Historiker seien der Meinung, Epidemien würden die Menschen einander näher bringen. Die Daten von IRSOP bestätigen dies nicht unbedingt: Es sei kein signifikanter Anstieg von Altruismus zu erkennen, heißt es. Nur 27 Prozent der Befragten haben den Eindruck, dass die Rumänen in dieser Zeit zu „besseren Menschen“ geworden sind. Andererseits wird eingeräumt, dass Altruismus möglicherweise nicht zu den Themen gehört, die öffentlich ausreichend verbreitet werden.