Anna Maria Popan: Kindheit und Jugend mit Violine

Erster Platz bei der Landesolympiade für die Temeswarer Schülerin

Anna-Maria Popan beim „Josef Brandeisz“-Festival im vergangenen Jahr. Die Violine auf der sie spielt, ist eine Kreation des Violinisten und Geigenbauers Ioan Bîc.
Foto: Zoltán Pázmány

Anna Maria Popan steht vor dem Nationalen Kunstkolleg „Ion Vidu“ und hört Musik, aus Kopfhörern, so wie das viele Jugendliche ihres Alters tun. Sie trägt heute Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover, schlicht – das Bild eines Teenagers. Aber Anna Maria Popan ist keine gewöhnliche Schülerin, sie ist die landesweit beste Schülerin im Violinspiel in ihrer Altersklasse: Davon zeugt der I. Preis bei der Landesolympiade für Vokal-, Instrumentalinterpretation und Musiktheorie, den sie Ende April erhalten hat.

Reif klingt Anna Marias Antwort, wenn sie nach dem Preis gefragt wird: „Der Preis war ein Ergebnis und eine Anerkennung der bisherigen Arbeit, er ist nicht der Gipfel, sondern ein Meilenstein, an dem ich jetzt angekommen bin“.

Mit sechs Jahren hat Anna Maria mit dem Violinspiel angefangen: „Dank meiner Mutter bin ich mit Musik aufgewachsen und wie jede Tochter wollte ich auch das machen, was meine Mutter macht (Simona Negru ist Lektorin an der Fakultät für Musik und Theaterwissenschaften der West-Universität – N. Red.). Die Entscheidung ist auf die Geige gefallen. Es ist ein schwieriges Instrument, mit dem man früh anfangen muss, mit sechs Jahren“.

Nicht nur früh übt sich, was ein Meister werden will, sondern auch intensiv: „Wenn ich ein neues Repertoire habe, dann übe ich auch fünf Stunden pro Tag“, erklärt Anna Maria, die sich das höchste Ziel in diesem Bereich gesetzt hat: „Im Alter von zehn Jahren habe ich Ida Haendel getroffen. Ich wünsche mir, so wie sie zu werden, sie ist die größte Violinistin der Welt“. Die Begegnung hat 2012 bei einem „Masterclass“ im Rahmen des „Sergiu Celibidache 100“-Festivals in Bukarest stattgefunden.

Auch ihre Mutter erinnert sich an das Treffen mit Ida Haendel: „Sie hat damals zwei junge Mädchen, Mălina Ciobanu aus Jassy und Anna Maria hervorgehoben und hat mich gefragt: Was haben Sie mit dem Kind vor? Ich antwortete: Als Mutter muss ich sie darin unterstützen, ihren Traum zu verwirklichen. Ida Haendel schaute mich an und sagte nur: Ich habe einen einzigen Ratschlag, beten Sie zu Gott, wenn er das will, dann wird Anna Maria eines Tages eine große Künstlerin. Ich war ein bisschen überrascht, hatte Aussagen erwartet, dass noch an der Technik geübt werde müsse. Später habe ich verstanden, was sie meinte: Wenn Gott mir helfen würde, einen guten Professor zu finden, dann könnte sich Anna Marias Traum erfüllen“.

Im selben Jahr begann für Anna Maria die Arbeit mit Prof. Johann Fernbach. Sie nahm am Jeunesses-Musicales-Wettbewerb teil: „Vor dem Wettbewerb hatte ich lediglich 40 Tage mit ihm geübt und kam dann schon in die Endauswahl, obwohl ich erst 10 Jahre alt war. Prof. Fernbach hat sich meiner angenommen und mich dorthin gebracht, wo ich heute bin. Er ist ein besonderer Lehrer. Ohne ihn wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Er ist ein guter Mensch, steht seinen Schülern sehr nahe. Es ist sehr komfortabel, wenn man weiß, dass der Lehrer einen auch emotional unterstützt“.

Die Anerkennungen sind danach eine nach der anderen gekommen: Preise, Stipendien. Im vergangenen Jahr der erste Preis beim „Josef Brandeisz“-Wettbewerb in Temeswar. In diesem Jahr sind es allein seit Ende April zwei wichtige Urkunden, die Anna Maria vorzulegen hat: von der Landesphase der Olympiade sowie eine Exzellenzurkunde, die ihr vom Rumänischen Generalkonsulat in München vergeben wurde. Anna Maria hat nämlich Mitte Mai zusammen mit anderen Schülern des Nationalen Kunstkollegs „Ion Vidu“ drei Konzerte bestritten: „Ich war die Älteste, es war ein Kraftakt, eine besondere Erfahrung. Alle Schüler, die dabei waren, sind Olympiade-Schüler und sehr auf ihre Arbeit fokussiert. Das letzte Konzert war am schönsten, im Lyzeum, trotz des schlechten Wetters war es gut besucht. Wir sind danach beisammen geblieben, die Atmosphäre war sehr familiär“.

Die Zeit ist knapp für einen Schüler, der performant sein will. Trotzdem bleibt Anna Maria ein bisschen Muße übrig, für ein Hobby: Lesen. Zurzeit liest sie Emily Brontës „Sturmhöhe“. Wie nur noch wenige Jugendliche ihres Alters.