Antennenhersteller Kathrein setzt Firmenpolitik unter neuer Stabführung fort

Studenten der TU weiter im Fokus/ Standorterweiterung in Temeswar geplant

Betriebsleiter Dan Tomin (rechts im Bild) führt durch die Temeswarer Kathrein-Niederlassung. Es ist eines von 60 Werken des deutschen Antennenbauers. Auf Besuch Staatssekretär im Ministerium für Kommunikation, Viorel Ionică. Fotos: Zoltán Pázmány

Man kann die Anwesenheit von Anton Klaus Kathrein in Temeswar/Timişoara auch Antrittsbesuch nennen – dieser hielt sich vergangene Woche für zwei Tage in Temeswar auf, beteiligte sich an einer Konferenz über Rundfunkantennen und bestätigte die Kooperation der Kathrein-Werke mit der TU Politehnica. Anton Kathrein Jr. - wie er noch genannt wird - hat die Nachfolge seines vor einigen Monaten verstorbenen Vaters Anton Kathrein angetreten. Vor weniger als einem Jahr hatte dieser bei seinem Rumänienaufenthalt von der Möglichkeit gesprochen, die Produktionseinrichtung im westrumänischen Temeswar auszubauen. An dieser Expansionspolitik hat sich scheinbar auch unter der neuen Federführung nichts geändert, denn zu den derzeit etwa 1.200 Mitarbeitern werden sich voraussichtlich in den kommenden Jahren - nach Fertigstellung einer weiteren Produktionshalle - weitere 200-300 gesellen, versicherte Rudolf Körtvelyessy, Verkaufsleiter bei Kathrein. Das Unternehmen auf der Anton-Kathrein-Straße in Temeswar sichert nahezu ein Drittel der weltweiten Produktion der deutschen Kathrein KG mit Sitz im bayerischen Rosenheim.

Anlass für den Temeswar-Besuch des Firmenchefs der Kathrein-Werke und einiger leitender Angestellten war die Konferenz über Radioantennen, zu der sich auch Partner aus Bulgarien eingefunden hatten. Die bisherige Firmenpolitik bleibe auch in Zukunft erhalten, allein will der neue Chef der Kathrein-Werke weniger polarisieren und nicht sich selbst mit der Firmenleitung identifizieren. Die Firmenpolitik, die sein Vater und Dr.hc. der Temeswarer Politehnica eingeschlagen hatte, will Kathrein Jr. jedoch über weite Strecken fortsetzen. So unterzeichnete er bei seinem Besuch ein Abkommen zur weiteren Zusammenarbeit, ein neues „Memorandum of Understanding“ mit der TU Politehnica, da man „nur mit guten Leuten erfolgreich sein kann“, sagte der neue Firmenleiter Anton Kathrein. Dazu sei Wissen notwendig, ein Wissen, das man an der Hochschule vorfindet. Deshalb sollen in dieser Hinsicht keine Abstriche gemacht werden. Durch die Zusammenarbeit mit der TU Politehnica könne man bereits frühzeitig erkennen, „ob ein potentieller Mitarbeiter ins Team passt“, sieht Anton Kathrein einen weiteren Vorteil, Projekte zwischen Technischer Universität und Wirtschaft zu fördern. Die Grundvoraussetzung und Logistik, um Studenten in den Betriebs- und Entwicklungsprozess einzubinden, ist seit Jahren über das Kathrein-Institut gesichert.

Zur Eröffnung der Konferenz über Radio- und TV-Antennen sagte Viorel Ionică aus dem Ministerium für Kommunikation, Kathrein könne man als eine Erfolgsgeschichte werten, und er wies auf die immer größer werdende Rolle der Telephonie in der Gesellschaft hin. Nicht zuletzt setze die Umsetzung auf digitale Kommunikation eine wahre Provokation voraus. Die Redner beschränkten sich an dem Konferenztag nicht nur auf technische Aspekte. Nicoale Vasilescu führte auch kurz durch die Geschichte der 1919 gegründeten Kathrein-Werke. 1994 kamen sie über ihre Firma Romkatel nach Rumänien und seither versorgen sie viele große Radio- und Fernsehsender mit ihrer Technologie. Georg Klauser wies der BZ gegenüber auf die oft widersprüchliche Einstellung zwischen Einkaufspersonal und Technikern hin: Die einen wollen billig einkaufen, die anderen suchen Qualität. „Der Sender befindet sich im Gebäude, aber Antennen sind draußen, und diese müssen auch bei widriger Witterung einsatzfähig sein. Das setzt gute Technik voraus“, so Klauser. Im selben Kontext sieht es auch Verlaufsleiter Rudolf Körtvelyessy. „Antennen befinden sich am Ende einer teuren Kette, und wenn die Antenne ausfällt, fällt alles aus“. Deshalb betonte auch er die Notwendigkeit, nachhaltig zu arbeiten, über Projekte und Diplomarbeiten gute Studenten zu gewinnen und diese dauerhaft an die Firma und den Arbeitsplatz zu binden. Man sei nicht in ein Billiglohnland gegangen, „um Billigprodukte herzustellen“, so Körtvelyessy.