WORT ZUM SONNTAG: Auf das Tun kommt es an


Ein Seifenfabrikant unterhielt sich eines Tages mit einem Priester. Er sagte: „Warum predigen Sie noch das Christentum? Es hat doch keinen Zweck. Seit 2000 Jahren wird die Lehre Christi verkündigt. Was hat man damit erreicht? Schauen Sie sich doch die Menschen an: Sie sind habgierig, geldgierig, blutgierig, wollüstig, hassen einander, suchen einander auszunützen, auszubeuten und zu unterdrücken. So viele Kriege hat es im christlichen Zeitalter zwischen Christen schon gegeben. Was hilft da die Predigt von der Nächstenliebe? Hört doch mit dem Predigen auf! Die Menschen werden durch das Predigen nicht besser. Mit einem Wort: Das Christentum hat versagt!“

Da antwortete der Priester: „Soviel ich weiß, sind Sie ein Seifenfabrikant. Warum produzieren Sie Seife? Damit die Menschen sauber werden? Das ist doch ein aussichtsloses Unterfangen. Machen Sie doch die Augen auf! Wie viel Schmutz ist auf der Welt, trotz Ihrer vielgepriesenen Seife! Sehen Sie dort drüben die Kinder, die im Staub spielen, wie schmutzig sie sind? Stellen Sie Ihre Seifenproduktion ein! Viele Menschen sind auch heute genau so schmutzig wie vor Ihrer Seifenherstellung. Mit einem Wort: Ihre Seife hat versagt.“

Da entgegnete der Seifenfabrikant: „Ich sehe auch den Schmutz und die schmutzigen Kinder. Trotzdem behaupte ich, dass meine Seife sehr gut und notwendig ist. Sie hilft aber nur dann, wenn man sie gebraucht“. Darauf antwortete der Priester: „Genau so ist es mit der Lehre Christi. Sie zeigt ihre Kraft nur dann, wenn man auch danach lebt“.
Dass es so viele Gräueltaten, Blutvergießen, Morde, Kriege, Sexexzesse, Hass und Feindschaft in christlichen Ländern trotz der Verkündigung der Lehre Christi gab und noch immer gibt, kann man doch nicht der Lehre Christi anlasten. All das Sündhafte und Schandbare geschah und geschieht nicht darum, weil die Menschen die Lehre Christi befolgen, sondern im Gegenteil: Das alles war und ist nur möglich, weil so viele Menschen sich zwar Christen nennen, aber nicht nach der Lehre Christi leben. Nicht die Lehre Christi versagt, sondern der sündige, gottferne Mensch. Das Taufwasser hat nur ihre Stirn berührt, aber nicht das Herz. Ob die Lehre Christi bei den Menschen Erfolg hat oder nicht, hängt von ihrem Tun ab. Es ist wie mit dem Ackerboden. Auch der beste Samen bringt keine oder nur geringe Ernte hervor, wenn der Boden nur nachlässig oder gar nicht bearbeitet wird.

Man beurteilt eine Fabrik nicht nach dem Ausschuss, sondern nach den wertvollen Erzeugnissen. Wollen wir die Kraft und den Segen der Lehre Christi sehen, müssen wir auf die Menschen schauen, die sie in ihrem Leben verwirklichen. Als Vollbringer der Lehre Christi betrachten wir jene Menschen, die wir als Heilige verehren. Ein hl. Franz von Assisi, ein Vinzenz von Paul, eine hl. Theresia von Avila, ein P. Michael Kolbe und auch ein Dietrich Bonhoeffer – welch herrliche Früchte der Lehre Christi! Hier hat das Christentum nicht versagt, hier hat es seine Kraft, seinen Segen, seine Notwendigkeit erwiesen.

Uns bleibt nur eines übrig: Öffnen wir unser Herz ganz der Lehre Christi. Seien wir davon überzeugt: Die Lehre Christi wird nie versagen! Tragen wir Sorge, dass wir selbst nicht versagen! Auf unser Tun kommt es an!