Aus Freude an der Musik

Nationales Jugendsinfonieorchester Rumäniens gastiert in der Hamburger Elbphilharmonie

Sie ist das neue Wahrzeichen Hamburgs und ein Magnet für alle Besucher der Stadt: Die Elbphilharmonie ist ein Gebäude von seltener Schönheit, das alle Blicke auf sich zieht. Inmitten der Elbe gelegen, überblickt sie die Speicherstadt und setzt sich gleichzeitig ab in einem Wechselspiel aus Bewährtem und Moderne, von gestern und heute. Die über einem denkmalgeschützten Backstein-Speicher errichtete Glasfassade nimmt mit ihrer wellenartigen Form die Bewegung des Wassers auf und schafft damit eine faszinierendes Bild, an dem man sich kaum sattsehen kann. Nach allen Diskussionen über Kosten und Baukonzept steht heute ein Bau, der weltweit seinesgleichen sucht. 
Der darin beherbergte Konzertsaal mit 2100 Plätzen, mit seinen um die in der Mitte befindliche Bühne ansteigenden Rängen ist ebenso beeindruckend: Hell, transparent, und, durch die geschwungene Linie der Ränge, welche auf die Bewegung der Wellen Bezug nimmt, organisch anmutend.

In diesem sehr speziellen Rahmen traten die jungen Musiker aus Rumänien auf. Bereits seit einigen Jahren sind sie zu hoch angesehenen Kulturbotschaftern Rumäniens im Ausland geworden: das Nationale Jugendsinfonieorchester ist ein Ensemble, dessen hervorragender Ruf dazu beigetragen hat, dass Einladungen zu Auftritten im Rahmen bedeutender Festivals keine Ausnahme mehr sind. Für das Orchester, das 2008 durch den Cellisten und Pädagogen Marin Cazacu gegründet wurde und von ihm mit viel Leidenschaft, Fachwissen und Hingabe betreut wird, eine großartige Leistung. 
Am 12. August 2019 nun also eine weitere Premiere: der erste Auftritt des Orchesters, und überhaupt eines rumänischen Orchesters, in der Elbphilharmonie, im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Kein Wunder, dass die Musiker ein sehr anspruchsvolles Programm vorbereiteten, das für jedes große Orchester dieser Welt eine Herausforderung wäre.

Zum Einstieg wurde das Vorspiel und der Liebestod aus Richard Wagners „Tristan und Isolde“ gespielt, das bereits aufhorchen ließ: Atmosphärisch, nachdenklich, innig wurde dieses zutiefst romantische Werk dargeboten. Dabei trat von Anfang an – beim Crescendo der hervorragenden Celli – die hohe Qualität der Streicher deutlich in Erscheinung. Über das gesamte Konzert sollten sie Rückgrat und Kristallisationspunkt des Orchesters sein.
Dirigent Cristian Mandeal, Mentor und Inspirationsquelle dieses wunderbaren Ensembles seit seiner Gründung, führt die jungen Musiker wie ein Magier. Ihm liegt am Miteinander und dem Aufeinander-Hören der Mitglieder, am gemeinsamen Erreichen musikalischen Ausdrucks sehr viel, was auch den besonderen harmonischen Ton des Ensembles hervorbringt.

So erklingt auch die „Rosenkavalier-Suite“ von Richard Strauss beschwingt und hell, dynamisch und mitreißend. Letztlich stand mit der 5. Sinfonie von Dimitri Schostakowitsch ein weiteres sehr anspruchsvolles Werk auf dem Programm, das, anders als üblich, besonders verinnerlicht und suchend-zurückhaltend klang.
Das Publikum in der ausverkauften Elbphilharmonie war hingerissen und spendete lang anhaltenden Applaus, sodass das Orchester gleich drei gefeierte Zugaben spendete. Einmal mehr erwies sich, dass dieses wunderbare Orchester in der Liga der besten Ensembles seiner Art spielt. Es hat sich als das international erfolgreichste Orchester Rumäniens etabliert und hat bereits europaweit – u. a. in Berlin, Paris, Brüssel, und nun in Hamburg – das Publikum begeistert. Doch dieses Orchester spielt nicht nur auf höchstem Niveau, es steckt an mit der Leidenschaft und der Begeisterung, mit der seine Mitglieder musizieren.