Bald erwartet uns das Café am Honterushof

Drei Jahrhunderte altes Haus erwacht zu neuem Leben

Das zukünftige Café am Honterushof wird in der ehemaligen Küsterwohnung (rechts) und in der ehemaligen Bibliothek (links) der Verkaufsstand der Schwarzen Kirche eingerichtet.

Mehrere Baustellen sind am Honterushof von Kronstadt zu sehen. Sowohl bei dem weltbekannten Sakralbau, der Schwarzen Kirche, als auch beim Haus, das als A-Gebäude der Honterusschule diente. Doch zwei weitere Baustellen an zwei Jahrhunderte alten Gebäuden gegenüber dem Westportal der Schwarzen Kirche stehen immer wieder im Gespräch der einheimischen Stadtbewohner, sollen aber auch gewinnbringend für die Verwaltung der evangelischen Honterusgemeinde werden. Ende Oktober soll das Kaffeehaus  in der ehemaligen Küsterwohnung (Honterushof Nr. 9) den Betrieb aufnehmen. Das Haus bei Nr. 8 beherbergte  1388 die erste Schule „Schola Coronensis“.  
1547 wurde es abgetragen. An seiner Stelle wurde auf Initiative von Johannes Honterus die Bibliothek gebaut. 1689 wurde das Gebäude Opfer des Großbrandes, um 1772 in gegenwärtiger Form als Lehrerhaus wieder aufgebaut zu werden. Im Parterre dieses Gebäudes wird der Verkaufsstand der Schwarzen Kirche eingerichtet. Hier werden die komplexen Restaurierungsarbeiten noch andauern.


Eine gezielte Führung von Projektleiter Arch. Johannes Bertleff durch das  wenige Monate vor Eröffnung stehende Café und dem Verkaufsstand, an der Presbyter, Mitglieder der Gemeindevertretung, Stadtpfarrer Christian Plajer, Ressortleiter des Stadtpfarramtes teilnahmen, war aufschlussreich und klärend für die aufkommenden Fragen. In der Sitzung der Gemeindevertretung vom 6. Juni l.J. war beschlossen worden eine GmbH für das Betreiben des Cafés zu gründen und ein Darlehen von der Saxonia-Stiftung für die Einrichtung aufzunehmen. Daher sollte man sich nun vom Stand der Dinge vor Ort überzeugen.
 Das als Küsterwohnung bekannte Haus auf Nr. 9 wurde im 17. Jahrhundert gebaut. 1801 wurde es einer Renovierung unterzogen, um danach als Kirchenwohnung zu dienen. Im 20. Jahrhundert war dieses die Wohnung des Schulrektors, dann diente es als Küsterwohnung.

Architekt Bertleff betonte, dass die Renovierung  zu 90 Prozent abgeschlossen ist. Fast jede Ecke wurde frisch gebaut, es gab viele statische Schäden, die behoben werden mussten. Es wurde auch ein Keller entdeckt, der zugeschüttet war. Vor dem Eingang zum Gebäude, in dem drei Räume und eine Mansarde für das Café dienen werden, wurden Steine aus dem Rinnsal vom Kirchhof für die teilweise Pflasterung verwendet. Die alte Balkendecke wurde freigelegt, es gab eine Zwischenwand, die beseitigt wurde. Im zweiten Raum wurden neue Balken an der Decke angebracht. Im dritten Raum ist wenig von dem alten Putz geblieben. An der Wand wurde auch eine Arkade gefunden, die einen Durchbruch zum Nachbarhaus sicherte. Die Fenster bleiben, nur die Flügel sind neu. Die Treppe zum Dachboden ist eine Skulptur aus Metall und ist nirgends an der Wand befestigt. Die Schienen des Dachbodens sind die alten geblieben. Laut Genehmigung wurde nur die Hälfte des Hauses mansardiert. Die ältere Hälfte bleibt unangetastet. Es sind neue Dachsparren mit zwei Ziegelreihen eingeführt worden, was eine gute Innentemperatur sichert. Eine Lüftung wurde eingebaut, die durch die ehemaligen Schornsteine nach außen abgeleitet ist. Die Lüftung ist gesichert, für die Kühlung benötigt es noch ein Aggregat, das angekauft wird. Es gab die ganze Zeit eine enge Zusammenarbeit mit den Restauratoren. Im Haus ist vieles abgetragen worden, das bedeutet aber nicht dass es an Wert verloren hat.
Bezüglich dem gegenwärtigen Stand betonte Richard Sterner, Direktor für Immobilienverwaltung im Stadtpfarramt, dass die Architektur abgeschlossen ist und die Genehmigung zur Firmengründung eintreffen muss, um den Finanzierungsantrag an die Saxonia-Stiftung stellen zu können. Damit soll die Einrichtung angekauft werden. Das Café wird eine Kapazität von rund 50 Personen haben, nur Säfte und Patisserie wird den Kunden angeboten. Voraussichtlich wird das Betreiben des Cafés von einem erfahrenen Verwalter von drei großen Kaffehäusern im Stadtgebiet – in der Hirscher-Gasse, beim Patria und im Coresi-Mall –, übernommen.
Besichtigt wurde auch die zweite Baustelle, wo in Zukunft der Verkaufsstand, der beim Eingang zur Schwarzen Kirche besteht, untergebracht und erweitert  werden soll. In den vier Räumen bestehen die Holzdecken aus Brettern und Pfosten, zum Großteil aus Tannen und Fichtenholz.  Die Flächen sind mit Ornamenten versehen. Die Holzstruktur ist relativ gut erhalten. Johannes Bertleff gab auch hier Aufklärung über das Restaurierungsprojekt, einige technische Lösungen, die angewendet werden um den Bau architektonisch in seinem ursprünglichen Zustand  zu erhalten.
Es sind ehrgeizige, aber zugleich kostspielige Projekte, die das Stadtpfarramt der Kronstädter Honterusgemeinde durchführt, um diese kostbare Bausubstanz auch für die Zukunft zu erhalten.