Banater Treffen: „Virtuell und trotzdem verbunden“

Vielseitigkeit beim digitalen Heimattag der Deutschen

Kranzniederlegung am Denkmal zu Ehren der ehemaligen Russlanddeportierten vor dem Temeswarer AMG-Haus

Seinen Landsleuten habe der Heimatmaler Stefan Jäger „ins Gemüt geschaut“, „idyllische Bilder im Festtagskleid“ gemalt, aber auch „die Dorfwelt“, „Aspekte des täglichen Lebens“. DieAussagen der Kunsthistorikerin Annemarie-Podlipny-Hehn bei ihrer Präsentation weniger bekannter Werke des MalersStefan Jäger stehen gleichzeitig auch für das, was die Heimattage der Banater Deutschen eigentlich ausmachen. Unter dem Motto „Virtuell und trotzdem verbunden“, hatte sich das DFDB am vergangenen Wochenende für eine Sonderausgabe in Digitalform der Heimattage in Temeswar entschieden. Die diesjährige Veranstaltung war trotz Pandemieauflagen ein von Vielfalt geprägtes Ereignis, mit vielen kulturellen und unterhaltsamen Momenten, mit Ehrungen erfolgreicher Banaterinnen und Würdigung eines musikalischen Genies, das auch fast 200 Jahre nach seinem Tod nichts von seinem Stellenwert eingebüßt hat.

Festakt und Festgottesdienst, Musik und Tanz, Auszeichnungen und Buchvorstellungen, Grußworte aus nah und fern –im Grunde haben sich die diesjährigen Heimattage von den vorangegangenen so gut wie gar nicht unterschieden. Man konnte sich zwar nicht treffen, begrüßen und direkt ansprechen, einen kleinen Vorteil gab es dann doch: es konnte jeder dabei sein, denn die moderne Technik ließ das Publikum insgesamt mehr als vier Stunden lang weltweit am Fest der Banater Deutschen teilhaben. Genauso kamen die Akteure des Treffens von weither und leisteten ihren Beitrag - ganz einerlei, ob es die Grußbotschaften aus Deutschland, aus Bukarest oder Hermanstadt waren, die musikalische Performance aus dem Banat, aber auch aus Deutschland und aus der spanischen Hauptstadt Madrid. Es waren digitale Heimattage, mit vielen aktuellen Bildern aus kürzlich erfolgten Aufzeichnungen, mit Archivaufzeichnungen, mit klassischer und volkstümlicher Musik, die mit ihren Klängen zur Alternative für den Wortanteil mit seinen heimatverbundenen bzw. tiefgreifenden Vokabeln stand.

Mit einem Gottesdienst in der TemeswarerKatharinenkirchevervollständigten die Veranstalter ein Programm, dass alle ein wenig für die derzeit pandemischen Zeiten entschädigen sollte. Bereits vor zwei Wochen hatte der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann Fernbach der Banater Zeitung gesagt: „Wenn die Banater Deutschen nicht zu uns kommen können, dann gehen wir sozusagen zu ihnen nach Hause.“  Und in seiner Festansprache erwähnte Fernbachu.a. dass „die Banater Deutschen, ganz einerlei, wo sie sich befinden, zusammen ihre Feste begehen“.

Die Grußworte (siehe auf Seite 4-5 die Redner in Bildern), egal ob diese zu dem Deutschen Forum, aus der hohen Politik, aus der Kommunalpolitik, oder aus der Diplomatie kamen, hoben die Bedeutung der Heimattage hervor, aber auch das Zeichen, das diese setzen. Der Zusammenhalt der deutschen Gemeinschaft wurde dabei angesprochen, die Leistungen des Forums im Interesse der Banater- und Rumäniendeutschen und nicht zuletzt die europäischen Werte, die eine Minderheit, in diesem Fall die Deutsche, zu vermitteln und zu tragen vermag. Es geht eben auch darum, die Gemeinschaft lebendig zu erhalten, dies die Quintessenz der Ansprachen.

So wie alle anderen Programmpunkte, sagte die Schauspielerin und Rundfunkredakteurin Tatjana Sessler-Toami auch die Ehrungen des Tages an. Diese gingen diesmal an Helene Wolf und Astrid Kataro. Helene Wolf ist  seit vielen Jahren Direktorin der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar, die größte deutsche Schule in Rumänien. Die Physiklehrerin ist seit den Heimattagen die neueste Trägerin der höchsten Auszeichnung des Banater Deutschen Forums, der Ehrennadel in Gold. Astrid Kataro erhielt ihrerseits den Stefan Jäger-Preis von der gleichnamigen Banater Stiftung. Gleich mehrere Bücher wurden bei den Heimattagen vorgestellt: Annemarie-Podlipny-Hehn stellte Bücher über die Banater Maler Stefan Jäger, Emil Lenhard und Adolf Humborg vor, Eleonora Ringler-Pascu den neuesten Gedichtband „unter vier Augen“ von Lucian V²r{²ndan (Vorgestellt von Hochschullehrerin Eleonora Ringler-Pascu), dann das Kochbuch von Ramona-Lambing, die nicht nur Rezepte bringt, sondern auch vieles über die Banater Esskultur. Erwähnt wurde auch das Buch „Mariendorf“ von BZ-Redakteur und Schriftsteller Balthasar Waitz sowie der zuletzt erschienene Stafette-Sammelband.

Ana Maria Popan war in den letzten Jahren an vielen Musikabenden des Deutschen Forums zugegen. Daran hat sich nicht geändert, auch wenn sie nun in Madrid studiert. Ebenfalls aus der Ferne sandte der Banater Richard Beisser mit seinen „Böhmischen Musikanten“ musikalische Grüße aus Deutschland. Heimatliche Klänge überbrachten auch die Banater Musikanten, schwäbische Tänze zeigte der Jugendtrachtenverein Banater Rosmarein, sowie Tanzgruppen aus mehreren Temescher Ortschaften. Die Botschaft war bei allen, erst einmal aus der Ferne mitzumachen und in zwei Jahren wieder vor Ort dabei zu sein.

Die Festrede und Auszüge aus den Laudationen bringt die Banater Zeitung in der kommenden Woche.