Beeindruckendes Ergebnis nach fünfjähriger Forschungsarbeit

Band II des Wörterbuchs der Banater deutschen Mundarten erschienen

Temeswar/München - Der zweite Band des Wörterbuchs der Banater deutschen Mundarten (D-F) ist Anfang April im Verlag des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München erschienen. Das in Temeswar/Timișoara durchgeführte Projekt, an dem die Germanistinnen Alwine Ivănescu, Mihaela Șandor und Ileana Irimescu gearbeitet haben, erforscht den deutschen Sprachschatz des Banats. „Es unterscheidet sich von den meisten anderen Mundartwörterbüchern dadurch, dass es verschiedene Dialekttypen, wie sie im Banat bis heute nebeneinander bestehen, gemeinsam behandelt. Es gibt Aufschluss über Mundartmischungs- und Ausgleichsprozesse und deren Ergebnisse sowie über die vielfältigen Kontakte der deutschen Bevölkerung zu den anderen Banater Sprachgemeinschaften, die in den deutschen Mundarten ihre Spuren hinterlassen haben“, heißt es in der Beschreibung des Projekts. 

Der erste Band des Wörterbuchs der Banater Mundarten erschien 2013 im Verlag des IKGS München. Der zweite Band wurde ebenfalls vom IKGS und dem von Prof. Dr. Hermann Scheuringer geleiteten Forschungszentrum Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteu-ropa (FZ DiMOS) der Universität Regensburg gefördert. „Die Idee, ein solches Banater Mundartwörterbuch zu verfassen, ist nicht neu: Es ist das älteste wissenschaftliche Projekt der Temeswarer Germanistik. 1957 begann man bereits mit der Sammlung des mundartlichen Materials, um eine Mundarteinteilung vorzunehmen, ab 1968 sammelte man dann gezielt Mundartmaterial für ein Banater Wörterbuch (bis in die 1980er Jahre koordiniert, im Rahmen des studentischen Praktikums, danach nur noch sporadisch oder punktuell). Im Laufe der Zeit beteiligten sich viele Germanisten an diesem Projekt – Dozenten wie Studenten –, langjähriger Leiter des Projekts war ab 1978 Herr Doz. Peter Kottler“, sagt Doz. Dr. Mihaela [andor, eine der drei Autorinnen des Bandes. Zum guten Gelingen des Projekts trugen auch noch die Germanistinnen Gabriela [andor und Karin Dittrich bei.

Bei dem Projekt handelt es sich um ein landschaftliches Wörterbuch, das die deutschen Mundarten aus 158 Ortschaften des rumänischen Banats in den Kreisen Temesch/Timiș, Arad und Karasch-Severin/Caraș-Severin dokumentiert. „Die Besonderheit unseres Wörterbuchs besteht darin, dass es alle im Banat vorkommenden Mundarttypen gemeinsam behandelt, und zwar die rheinfränkischen, alemannischen, süd- und ostfränkischen, bairischen und fränkisch-bairischen Mischmundarten – die Dialektwörterbücher des binnendeutschen Sprachraums behandeln jeweils einen Mundarttyp“, erklärt Mihaela Șandor. Die Bedeutung eines solchen Werks liegt auf der Hand. Neben der Tatsache, dass es den Sprachschatz der in einem unaufhaltsamen Rückgang befindlichen Sprachinsel Banat erforscht, gibt es auch Auskunft über die Kontakte der deutschen mit anderen im Banat gesprochenen Sprachen und dokumentiert zudem die von den deutschen Kolonisten mitgebrachten Entlehnungen aus dem Französischen und Italienischen.

„Wörterbuch-Arbeit ist sehr schwierig, weil man auf die kleinsten Details achten muss. Es ist akribische Arbeit – oft sitzt man tagelang an einem Wort und klassifiziert, systematisiert, typisiert, ordnet die Mundartbelege, um sie dann umzuordnen, andere Beispiele aus den Unmengen von Material auszusuchen, Beispiele zu streichen, weil es schon zu viele sind...“, berichtet Mihaela [andor, die trotz der Schwierigkeiten (zu viel oder zu wenig Material bei einigen Lemmata, keine sofortigen Ergebnisse u. Ä.) die Arbeit an dem Wörterbuch als sehr spannend einschätzt. „Man lernt unheimlich viel über eine Sprache und ihre vielfältigen Varietäten, man lernt praktisch nie aus“, betont die Forscherin. 

Herausgegeben wurde die IKGS-Neuerscheinung von Enikö Dácz, Angela Ilic, Florian Kührer-Wielach und Tobias Weger. Der fast 450 Seiten schwere Band kann als gedrucktes Nachschlagewerk bestellt oder als OpenBook im PDF-Format kostenlos von der Seite des IKGS, www.ikgs.de, heruntergeladen werden.