Bewährtes vom Kulturzentrum im Kulturhauptstadtjahr

Ausstellungen, Filme, Lesungen und Performances im Alleingang oder als Kooperationspartner geplant

Der Gleistisch von „Nach dem Fest das Fest“ stand bereits auch im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm zur Schau und wird im Mai im Temeswarer Stefania-Palais zu besichtigen bzw. Anlass für Performances und Happenings sein.

Temeswar – Das Deutsche Kulturzentrum Temeswar hat sich für das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2023 mehrere Kooperationen aber auch eigene Projekte vorgenommen, um die kulturelle Vielfalt und Vielschichtigkeit der Region zu unterstreichen. Bereits am Eröffnungswochenende beteiligte es sich durch die Teilnahme der deutschen Künstlerin mit Banater Wurzeln, Ulrike Ettinger an der Ausstellung „Made-Up histories have long lives“(Erfundene Geschichten leben lang) im Rahmen des Remix-ID-Projkets. Die Ausstellung ist bis am 16. April im MV Sci&Art Center im Campus der Polytechnischen Universität Temeswar zu besichtigen.

Die Leiterin des Temeswarer Kulturzentrums, Mona Petzek, kündigt mit Begeisterung an, dass es erneut deutsche Filme in Temeswar zu sehen geben wird, und zwar jene, die im Rahmen der Deutschen Filmtage (15. Auflage) 9. bis 12.März im Victoria-Kino gezeigt werden. Als Rahmenprogramm sind Publikumsgespräche mit Regisseuren und Schauspielern geplant. Das Festival wird hauptsächlich vom Goethe-Institut Bukarest ausgerichtet und findet davor vom 2.-5. März im Bukarester Elvire-Popesco-Kino statt. Das Festival umfasst „die besten Produktionen der letzten 2, 3 Jahre“, so Festivalkoordinatorin Marina Neacșu. Zu sehen gibt es beispielsweise den mit dem Warschauer Publikumspreis ausgezeichneten Streifen Toubab, in der Regie von Florian Dietrich. Das Drama erzählt die Geschichte eines jungen  Mannes, der aus dem Gefängnis frei kommt, zwar in Deutschland geboren wurde, trotzdem nach Senegal abgeschoben werden soll. In der Bedrängnis heiratet er seinen besten Freund, Dennis (Julius Nitschkoff), der eigentlich heterosexuell ist. „Der tragikomische Film kombiniert Rassismus, soziale Ungleichheit und Homophobie zu einer recht unterhaltsamen Sozialstudie, die sich dank zweier außergewöhnlicher Hauptdarsteller und vielen fast dokumentarischen Details zur Ode an eine Männerfreundschaft wandelt“, steht in der Kritik des deutschen Portals Filmdienst. Der Film läuft als letzter am Sonntag, um 20 Uhr. Den Auftakt der Temeswarer Filmreihe machen am Donnerstag die Dramen „Mein Sohn“(2021, Lena Stahl) und „Die Goldfische“(2021, Alireza Golafshan), gefolgt von „Hello Again – Ein Tag für immer“(2020, Maggie Peren) und „Hyperland“ (2021, Mario Sixtus) am Freitag. Die Filmwahl fällt in diesem Jahr auf Dramen, die wichtige Themen wiederaufnehmen, in ein neues Licht rücken, mit Stereotypen abrechnen, Schicksale aus dem Getto, der sozialen Abgeschiedenheit den Idealen der zivilisierten, westlichen Welt gegenüberstellen. Science-Fiction ist aber auch dabei und stellt sowohl AI, Künstliche Intelligenz, wie auch soziale Medien und den Zugang, den man darüber zu seinem privaten Leben gewährt, in Frage. Es wird wohl kaum einen Streifen darin geben, der die Zuschauer ganz kalt lässt.

Das nächste große Projekt des Deutschen Kulturzentrums ist in diesem Jahr die performative Ausstellung „Nach dem Fest das Fest“ der gebürtigen Temeswarerin Katharina Eisman, Hagen Bonifer und Sven Eismann, die ab dem 3. Mai am Trajansplatz, im Stefania-Palais zu sehen sein wird. Die Ausstellung sollte bereits im Jahr 2020 in Temeswar gezeigt werden, was wegen der Corona-Restriktionen aufgeschoben werden musste. Mit dieser Ausstellung verbunden sind mehrere Performances und Debatten, eine Lesung zusammen mit Stafette-Mitgliedern und ein Lesespaziergang, sowie eine Schreibwerkstatt mit Jugendlichen, die Mitglieder der Jugendredaktion beim Medienverein Funkforum sind.

Im Sommer wird die 2022 produzierte Ausstellung „Wir zwei/Noi doi“ vom Goethe-Institut Bukarest nach Temeswar gebracht, die Proträts von erfolgreichen deutsch-rumänischen Freundschaften zeigt, darunter jene des Temeswarer Bürgermeisters Dominic Fritz und des Vizebürgermeisters Ruben Lațcău, zu besichtigen im MV Sci&Art Center an der TU Politehnica in Temeswar. „Die schönsten Deutschen Bücher 2021“ werden im September in Temeswar in einer vom Kulturzentrum organisierten Ausstellung gezeigt, während für den 12. bis 13. Oktober ein Konzert mit „Deine Band“ angesagt ist, inkl. mit Workshops für Lehrer und Deutschlernende. Zu einer Lesung nach Temeswar eingeladen wird im Herbst der mehrfach preisgekrönte Krimiromanschreiber Oliver Bottini. Das Festival für Performative Künste (FAPT) wird in diesem Jahr in einer neuen Form mit sozialem Schwerpunkt wieder aufgenommen und setzt sich zum Ziel, auch marginalisierte Gruppen in Kulturevents zu integrieren. Dieses Projekt ist Teil des Onboard-Programms „Temeswar Europäische Kulturhauptstadt 2023“.

Das Deutsche Kulturzentrum Temeswar geht in diesem Jahr erneut Kooperationen ein, durch die es deutsche Künstler unterstützt, um an Projekten in der Region teilzunehmen: Im Rahmen der Kunstausstellung „Different Degrees of Freedom“ stellt so Sinta Werner in der Kunsthalle Bega ab dem 17. März aus, die deutsche Schriftstellerin Carmen Francesca Banciu liest bei der internationalen Germanistik-Tagung „Deutsche Sprache, Kultur und Literatur im östlichen Europa“ (18.-21. Mai), aber auch Beiträge im Rahmen des G˛râna-Jazz-Festivals oder des Filmfestivals „Ceau Cinema!“, mit denen das Kulturzentrum schon eine traditionsreiche Zusammenarbeit pflegt, fehlen in diesem Jahr nicht, unterstreicht die Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar, Mona Petzek.