Blicke auf einen wunden Punkt der Innenstadt

Klausenburg – Ausgerechnet um den Eisenbahner-Stadtpark am Ufer des Kleinen Somesch mitten in Klausenburg/Cluj-Napoca kreist die Debatte des ersten Dezember-Wochenendes, zu der die Casa Tranzit einlädt. Auch wenn das fünf Hektar große Gelände nicht weit weg vom Hauptbahnhof bis 2018 für ganz Klausenburg viele Jahre lang kein schändlicher Ort war, galt es dennoch als ein blinder Fleck und für die hohen Anforderungen von Erholung im öffentlichen Raum deutlich ungeeignet. Anfang des bald wieder endenden Jahres 2022 jedoch erfolgten die ersten Aufschüttungen, Grabungen und Pflasterungen auf einer 60 Millionen Lei teuren Großbaustelle, die den Eisenbahner-Stadtpark bis Dezember 2023 wieder für das Bedürfnis nach Entspannung vor zeitgemäß modern freundlicher Kulisse tauglich machen soll. Künstlerin Neja Tomsic aus Slowenien hat als Residenz-Gast im pulsierenden Klausenburg den Eisenbahner-Stadtpark noch in seinem ruhigen Abseits-Dasein vor Baustellen-Beginn kennengelernt, ihre Erfahrungen vor Ort mit jenen aus der Kommune Mondaino in der norditalienischen Region Emilia-Romagna verglichen und beide Residenz-Erlebnisse zu dem Drehbuch und Libretto einer Theaterinstallation verwoben, die auf Englisch vorgetragen wird, Aufführenden wie Zuschauenden zwei volle Stunden Aufmerksamkeit abverlangt und für die Vorstellung in Klausenburg unter dem Schlagwort „Cercul“ (Der Kreis) auf ihr Publikum wartet.

Viorica Zsiga, Adrian Dohotaru, Vlad Rusu und István Szakáts sind die Namen der Einwohner Klausenburgs, deren Erinnerungen und aktuelle Fingerzeige auf den Eisenbahner-Stadtpark Neja Tomsic in und während ihrer Theaterinstallation „Circle“ zur Sprache bringt. Für sie und die interdisziplinär besetzte „Nonument Group“ vom Museum of Transitory Art (MoTA) Ljubljana sind öffentliche Parks wegen ihrer gesellschaftlich steigenden Relevanz ein sehr wichtiges Forschungsthema. „Circle“ von Neja Tomsic, Martin Bricelj Baraga, Nika Grabar und Milos Kosec hatte seine Premiere am 23. August 2022 in der slowenischen Hauptstadt und ist eine Produktion der dort aktiven NGO „Bunker“. Mitverantwortlich für den Inhalt der Theaterinstallation sind das Klausenburger Kulturzentrum (Centrul Cultural Clujean), das L´Arboreto-Teatro Dimora di Mondaino und das MoTA. Warum Neja Tomsic für das Erarbeiten von „Circle“ Mitarbeitern eines breit aufgestellten Ensembles Aufträge verschafft und sogar Forschungs-Assistenz von Sarah Baghat und Mohamed Adel Dessouki im ägyptischen Alexandrien in Anspruch genommen hat, wird Sonnabend, am 3. Dezember, und Sonntagabend, am 4. Dezember, ab jeweils 19 Uhr in der Casa Tranzit und ehemaligen Synagoge entschlüsselt, die das Ufer des Kleinen Somesch mit dem Eisenbahner-Stadtpark gemein hat. Der Eintritt zur Theaterinstallation „Cercul“ ist frei, aber an die Reservierung von Sitzplätzen online auf cccluj.ro/cercul-stronger-periferies/ gebunden, wo über die interdisziplinäre Besetzung der doppelten Vorstellung aufgeklärt wird.