Colectiv-Brandkatastrophe: Tausende Menschen gedenken der Opfer

Drei Jahre danach: 65 Tote, noch kein einziger Schuldiger

Nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in Klausenburg, Hermannstadt und Temeswar gedachten die Menschen der Opfer der schlimmsten Brandkatastrophe in der jüngeren Geschichte des Landes.
Foto: Agerpres

Bukarest (ADZ) - Mit einem Schweigemarsch haben am Dienstagabend Tausende Bukarester der Opfer der schlimmsten Brandkatastrophe in der jüngeren Geschichte des Landes gedacht.
Der Brand vom 30. Oktober 2015 im hauptstädtischen Musikclub „Colectiv“ forderte Dutzende junge Menschenleben: 27 Opfer starben vor Ort, 37 erlagen in den darauffolgenden Tagen und Wochen ihren schweren Verletzungen und/oder den Folgen von nosokomialen bzw. Krankenhausinfektionen. 2017 beging einer der Überlebenden Selbstmord, sodass die Zahl der Opfer nunmehr bei 65 liegt.

Als einziger hoher Amtsträger begab sich Staatschef Klaus Johannis zum Ort des Unglücks, wo er einen Kranz niederlegte und der Opfer gedachte. Dafür schockierte Regierungschefin Viorica Dăncilă (PSD) mit völligem Mangel an Empathie: Von Reportern befragt, ob sie eine Botschaft für die Hinterbliebenen der „Colectiv“-Opfer habe, entgegnete Dăncilă „schönen Dank“ und ließ die verdutzten Pressevertreter stehen. Erst Stunden später reagierte die Regierung mit einer Pressemitteilung, in der Dăncilă den tragischen „Vorfall“ beklagt und den Hinterbliebenen „Kraft und Gesundheit“ wünscht. PSD-Chef Liviu Dragnea sorgte indes mit Verschwörungstheorien für Schlagzeilen: Die „Kinder“ bzw. Colectiv-Opfer seien „von irgendetwas umgebracht“ worden.

Die Aufarbeitung der Brandkatastrophe lässt indes nach wie vor auf sich warten – bisher haben sich lediglich die Clubbesitzer, ein Feuerwerkstechniker und zwei Brandschutz-Inspekteure vor Gericht zu verantworten, dafür jedoch weder die behandelnden Ärzte und Krankenhausmanager, die die Erreger in ihren Hospitälern verschwiegen hatten, noch jene Regierungsvertreter, die nach der Tragödie eine Verlegung der Brandpatienten ins Ausland zunächst untersagt hatten.