„Colectiv“-Tragödie: Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung

Militärstaatsanwälte nehmen Katastrophenschutz-Leitung ins Visier

Zu den ersten, die bereits am Mittwochmorgen Blumen am Ort der Brandkatastrophe im Bukarester Nachtclub „Colectiv“ niederlegten und Kerzen anzündeten, gehörte auch Staatschef Klaus Johannis. Vier Jahre nach dem unglücklichen Ereignis vom 30. Oktober 2015, das 65 Menschenleben kostete, erreichen die Ermittlungen durch das Auftauchen einer bisher nicht öffentlich gemachten Videoaufnahme eine neue Dimension. Foto: Agerpres

Bukarest (ADZ) - In der Causa des zunehmend in die Kritik geratenen Einsatzes des Inspektorats für Notsituationen (ISU) Bukarest/Ilfov bei der Brandkatastrophe vom hauptstädtischen Nachtclub „Colectiv“ haben die Militärstaatsanwälte der Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet – vorläufig noch „in rem“ bzw. tatbezogen.

Angesichts der „neuen Erkenntnisse“ bzw. der letzte Woche von der Tageszeitung „Libertatea“ veröffentlichten Videoaufnahmen eines ISU-Feuerwehrmannes von dem vor genau vier Jahren erfolgten Einsatz seiner Kollegen vom Katastrophenschutz Bukarest/Ilfov beim Colectiv-Nachtclub werde nunmehr wegen des „Verdachts auf fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung, Amtsmissbrauch, Amtspflichtvernachlässigung, unterlassene Hilfeleistung, Beweiszerstörung und/oder -unterdrückung sowie Störung der Totenruhe“ ermittelt, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Letzterer Verdachtspunkt – Störung der Totenruhe – richtet sich offenkundig gegen den Bukarester Katastrophenschutz-Chef, Oberst Orlando Șchiopu, von dem vor Ort angesichts der Schwerverletzten oder Leblosen ein Fluch aufgezeichnet wurde.

Hinsichtlich des Obersten Șchiopu verlieh am Dienstag auch der künftige Innenminister Marcel Vela (PNL) seiner Hoffnung Ausdruck, „jenen Herrn, der für Tote nur Flüche übrig hat, möglichst nicht mehr im Ministerium anzutreffen, wenn ich mein Amt antrete“.
Die Bukarester Zivilgesellschaft schickte sich indes am Mittwoch an, die Jährung der Brandkatastrophe mit einem Protestmarsch zu begehen sowie den Gedenkfeiern für die insgesamt 65 Opfer beizuwohnen.