Das Beifahrerlenkrad

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Kennen Sie diesen Witz? Heinz kommt in die Küche und sieht, wie Hilde gerade ein Ei brät. Er baut sich neben ihr auf und schreit: „Mehr Öl! Du musst mehr Öl zugießen! Rasch, es wird gleich anbrennen! Huuuch – umdrehen, umdreheeen!“ Hilde sieht entgeistert auf: „Sag mal, glaubst du, ich bin zu blöd, alleine ein Ei zu braten?“ Darauf Heinz: „Ich wollte dir nur mal vor Augen führen, wie du dich verhältst, wenn ich fahre.“ 

Hand aufs Herz: Viele von uns sind schlechte Beifahrer. Vor allem im Dunkeln, weil ich dann schlecht sehe – wohlgemerkt ich, nicht der Fahrer – entfleucht auch mir oft ein warnendes: „Pass auf! Unbeleuchteter Fußgänger!“, „Vorsicht, Kurve!“ oder „Der Hund rennt gleich rüber!“ Reflexartig rammt sich dann mein Fuß in den Boden, bloß, dass da keine Bremse ist. Der Neuronenschaltkreis über das Rückenmark war mal wieder schneller als das Gehirn. Als Beifahrer mit Fremdsprache hat man es noch schwerer, weil man die unentbehrlichen Warnungen an den Fahrer nicht immer schnell genug korrekt über die Lippen bringt. „Atenţie, vine o curva“ rief einst ein deutscher Geschäftsmann seinem tollkühn durch die Landschaft rasenden Fahrer zu. „Vorsicht, es kommt eine Kurve“ wollte er wohl sagen, doch der Rumäne riss erfreut die Augen auf: „Wo? Wo? Wo?“ Denn was er tatsächlich gesagt hatte, war: „Vorsicht, da kommt eine Nutte!“ 

Wenn man hingegen selbst am Steuer sitzt, verwandelt sich die Perzeption auf wundersame Weise. Nun hat man ja buchstäblich alles im Griff! Wehe, meiner besseren Hälfte entfleucht dann ein: „Die Ampel war schon dunkelgelb!“ Na und? Da sich die Wellenlänge der Farben eines entgegenkommenden Objektes bei erhöhter Geschwindigkeit proporzional verkürzt, muss man nur schnell genug fahren, damit Rot zu Gelb oder gar Grün wird! Vor Gericht nimmt man dann statt eines Anwaltes besser einen Physiker...

Fazit: Mitfahrer sind einfach nervig. Doch was tun, wenn man sich ohne Lenkrad hilflos ausgeliefert fühlt? Könnte man nicht am Beifahrersitz ein Dummy-Set aus Lenkrad, Bremse und Kupplung anbringen, um den überschießenden Reflexreaktionen ein Ventil zu bieten, bevor sich diese zum Herzinfarkt zusammenbrauen? Auch Menschen mit Flugangst würden Start und Landung besser verkraften, wenn man an jedem Sitz einen fiktiven Steuerknüppel anbrächte. Während des Fluges könnte man ihn als Joystick für Computerspiele benutzten.

Noch besser aber, man liefert Autos mit funktionellen Doppelsets aus, wobei ein Schalter entscheidet, welches Set er blockiert – zum Beispiel über einen Alkoholsensor, der bei den Fahrersitz umwehendem Schnapsgeruch automatisch das Beifahrerset aktiviert? Damit erübrigt sich für Paare bei gemeinsamen Einladungen die leidige Frage, wer fährt. Nur dass dann die Veranstaltung in Kampftrinken ausarten könnte, weil jeder hofft, den schwarzen Peter dem anderen zuzuschieben. Verhängnisvoll auch, wenn man mit dem Hund unterwegs ist, und der blöde Mechanismus einfach nicht begreifen will, dass besser ein angesäuselter Mensch das funktionierende Steuerset übernimmt, als ein stocknüchterner Labrador...