Das Bienenvolk in der großen Lebensgemeinschaft

Wertvolles Projekt zur Rettung der Banater Honigbiene

Wenn man heute von Bienen und Bienenzucht spricht, denken die meisten wie selbstverständlich an das süße und relativ billige Nahrungsmittel, womöglich noch an die zahlreichen Honigprodukte – Propolis, Pollen, Bienenwachs, Apilarnil, Bienengift –, und wenn man es gerade nötig hat, an das altbewährte Hausmittel gegen Erkältungen oder für Wundbehandlung. Im stressigen, schnellen Alltagsleben denken die Wenigsten unter uns auch an die kleinen Flügelflitzer mit dem Stachel im Bauch und vor allem nicht daran, wie vital das unermüdliche Volk der Bienen für Fauna, Flora, für Menschen und Tiere gleichfalls, für das Überleben unserer Lebensgemeinschaft als Ganzes ist. Gleichzeitig gibt es in unserer immer mehr auf Profit orientierten Gesellschaft wenig Sinn und Bestrebungen zu Schutz oder gar Förderung dieses wertvollen Lebensfaktors Honigbiene und ihres natürlichen Habitats. 

Eine einsame und umso lobenswertere Ausnahme macht da eine kleine, aber wichtige Banater Initiative aus: Das grenzüberschreitende, mit „Die Banater Honigbiene“ betitelte Projekt wurde mit Erfolg und mit Mitteln von den Vereinten Nationen als Gemeinschaftsvorhaben von mehreren Vereinen und Organisationen aus dem Banat und Serbien entwickelt und durchgeführt. Projektinitiator war das Öko-Zentrum „Habitat“ aus Werschetz (Serbien). Weitere Partner waren auf serbischer Seite die Werschetzer Bienenzüchtergenossenschaft „Der Honig“ und die Ferjancic-Farm aus Marcovac. Zu den rumänischen Partnern zählten außer dem Temeswarer Verein „Euroland Banat“ noch die Bienenzüchter aus dem Landkreis Karasch-Severin. Laut Andrei Szabo, dem Vorsitzenden des Vereins „Euroland Banat“, gaben die überraschenden Ergebnisse eines Forschungsprojekts zum Thema Banater Honigbiene in der serbischen Gemeinde Marcovac, neben Werschetz, den Auslöser für dieses Projekt. Hier entdeckten Bienenzüchter vor einigen Jahren einige Linien der vom Aussterben bedrohten gelben Banater Honigbiene (apis melifica banatica). 

Diese noble einheimische Bienenrasse von hoher Produktivität hatte man im rumänischen Banat schon seit Jahren als ausgestorben betrachtet. Die Entdeckung von Marcovac könnte ein guter Ausgangspunkt nicht nur für die Rettung dieser alten, produktiven Bienenrasse aus dem historischen Banat bilden. Das Projekt sieht zudem die Heranbildung von Bienenzüchtern und einer Aktionsfachgruppe, periodische Treffen der Bienenzüchter diesseits und jenseits der Grenze, sowie die Herausarbeitung eines effektiven Plans für den Schutz der Banater Honigbiene vor. Letzterer soll auch zu neuen Initiativen in den serbischen und rumänischen Dörfern des historischen Banats führen und zur allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung auf dem Lande, zum Schutz der Lokalwerte und der Biodiversität, sowie auch zur Ankurbelung des Ökotourismus in dieser Gegend beisteuern.

Laut Andrei Szabo, dem Vorsitzenden des Vereins „Euroland Banat“, hat der durchschlagende Erfolg dieses rumänisch-serbischen Projekts die Wege zu einem neuen Gemeinschaftsvorhaben geebnet: In Fortsetzung werden die vorgenannten Partner ein neues, diesmal mit EU-Geldern finanziertes Projekt zur Realisierung eines Zentrums für Aufzucht von Bienenschwärmen erarbeiten.
Dem vorgenannten Projekt kann ohne weiteres eine nationale Bedeutung beigemessen werden: Die Banater Honigbiene war vor Jahren ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der einheimischen Rasse der rumänischen Honigbiene (apis melifera carpatica). Die Hügelgegend des südlichen Banats mit seinem von Mittelmeereinflüssen geprägten günstigen Klima galt als perfekte Heimat für die Banater Honigbiene und trug zu ihrer erstaunlichen Produktivität bei. 

Unser Land galt noch kurz vor der Wende weltweit als Groß- und Qualitätsproduzent von Bienenhonig. 1989 betrug die rumänische Bienenhonigproduktion noch 1,4 Prozent der Weltproduktion und 8,5 Prozent der Europaproduktion. Das machte 62,6 Kilogramm pro 1000 Einwohner aus, der europäische Durchschnitt lag bei 30,7 Kilogramm, der auf Weltebene bei 20,6 Kilogramm. Obwohl in den letzten Jahren einiges zur Nutzung des großen natürlichen Potentials der Bienenzucht in unserem Land getan wurde, gibt es leider noch einen ebenso großen Nachholbedarf. In Rumänien existieren derzeit nur etwa 800.000 Bienenfamilien, das Potenzial liegt jedoch bei zirka 1.700.000.