Das Relief „Fufaika“

ADZ-Reihe: Inspirierende Orte

Fufaika-Originaljacke, getragen im Lager in Krivoy Rog, 1945. | Siebenbürgisches Museum Gundelsheim, Exponat

Peter Jacobi zur Einweihung im Oktober 2021 | Foto: Laura Halding-Hoppenheit

Fufaika-Marmorrelief, 70x51x15cm | Foto: Peter Jacobi

Ein zerknautschtes Kissen an der Kirchenwand? Zuerst kann man kaum glauben, dass das um 1973 vom Bildhauer Peter Jacobi geschaffene Relief in der Hermannstädter evangelischen Stadtpfarrkirche tatsächlich aus kaltem Stein besteht, aus edlem Carrara-Marmor. Zu sehr erinnert es an ein weiches, an den Kanten etwas abgenutztes, abgestepptes Pölsterchen aus verschlissenem Stoff. Ein wahrhaft seltsames Kunstwerk! Und was hat es neben den Gedenktafeln der deportierten Hermannstädter zu suchen, die in den sowjetischen Arbeitslagern verstorben waren?

Das Rätsel klärt der Künstler auf: Vorlage des Reliefs mit dem vielsagenden Namen „Fufaika“ ist tatsächlich – eine wattierte Winterjacke! 

Jacobi, verbindet damit eine ganz persönliche, intensive Erinnerung: „Ich habe die beiden Brüder meiner Mutter, Oscar und Felix Porsche, mit ihren Frauen sowie den Bruder meines Vaters, Michael Jacobi, 1949 nach der Rückkehr aus den sowjetischen Arbeitslagern  in diesen Arbeitsjacken gekleidet gesehen.“ Die Bilder haben sich tief in sein Gedächtnis eingegraben. 

Und was ist besser geeignet, etwas zu verewigen, als Stein? „Weicher“ Stein, der wärmen soll – ein Paradox, das Blicke anzieht, darauf ruhen lässt, zum Nachdenken und Gedenken inspiriert.

Der Bildhauer, der auch zur evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt/Sibiu eine besondere Beziehung hat – 1952 wurde er hier konfirmiert –, schenkte ihr letztes Jahr dieses Kunstwerk. Es wurde in die Kirchenwand eingelassen und im Oktober dieses Jahres eingeweiht.