„Das Tagebuch des Bürgermeisters“

Allen Coliban führt den Dialog mit den Bürgern weiter

Am 27. September gewann Allen Coliban (USR) die Lokalwahlen in Kronstadt/Brașov. Zehn Tage später, am 7. Oktober, begann er ein Online-Tagebuch zu führen, das er in Form einer Video-Aufnahme wöchentlich auf seiner Facebook-Seite postet. Bislang waren es drei Aufnahmen: am 7., am 14. und am 21. Oktober. In diesen informiert Coliban die Menschen über Neuigkeiten, über seine aktuellen Tätigkeiten, sowie über Ideen, die helfen sollen, „das Kronstadt, das wir uns wünschen“ zu schaffen.

Strukturiert geht er alle Punkte, die ihm wichtig erscheinen, kurz und bündig durch und erklärt verständlich, was alles zu tun ist in seinem Amt und was noch getan werden muss – aber auch, was für die kommenden Tage auf seiner Agenda steht.

Beispielsweise erfährt das Publikum von den Prozeduren, die seit seiner Wahl bis zur Ernennung als Bürgermeister (die noch nicht erfolgt ist) nötig sind, sie erfahren vom Mangel eines effizienten automatischen Systems zur Aufnahme und Verarbeitung der sehr hohen Anzahl an Befassungen, Vorschlägen und Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern. Der 41-jährige Bürgermeister spricht über seine politischen Treffen und was besprochen wurde, nennt mögliche Lösungen für Probleme – er spricht beispielsweise seinen Wunsch aus, Arbeits- und Unterstützungsgruppen zu bilden, die aus Interessierten bestehen sollen, die ihr Wissen und Können gemeinsam für Kronstadt einsetzen wollen.

Während die ersten beiden Aufnahmen rund 20 Minuten dauern und zahlreiche unterschiedliche Themen aufgreifen, wie seine Ernennung, die Dienstleistungsverträge, das Treffen mit dem Präfekten Cătălin Văsîi, den Multikulturalismus, das neue Krankenhaus, die Mehrzweckhalle, aber auch Sport, Kultur oder Audit, ist das im Auto gefilmte Video vom 21. Oktober nur siebeneinhalb Minuten lang und behandelt das Thema „Digitalisierung im Verwaltungssystem“. Die Zeit wird offenbar knapper.

„Das Bürgermeisteramt der Kronstädter“

Trotzdem führte Coliban sein Online-Treffen auf Facebook fort, er will den Menschen weiterhin darüber „Bericht ablegen“, wie er selbst sagt, was im Bürgermeisteramt geschieht. Ab dieser Woche wird er nun jeden Dienstag und Freitag, ab 20 Uhr für 20 Minuten online sein. Auch hier, wie in anderen Auftritten, lädt er die Leute ein, ihre Meinungen zu äußern, Vorschläge zu machen und Fragen zu Themen zu stellen, die sie bewegen. Das unterstützt er schon seit dem 13. Mai diesen Jahres, als er diese „virtuelle Beziehung“ zu den Kronstädtern begann. Damals führte er das „Krisentagebuch“/„Jurnal de criză“ ein: Dieses war als eine Art direkter Interaktion in Form einer Videokonferenz mittels Zoom gedacht, in der er, gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie Gesundheit, Sport, Kultur, Bildung, Wirtschaft, Unternehmen, Infrastruktur usw. die lokalen Probleme unter die Lupe nahm und auch nach möglichen Lösungen suchte.

Bis zu Beginn des Wahlkampfs hielt er konstant und mit hoher Frequenz diese Diskussionsrunden ab. Im Wahlkampf hielt er ein „Kandidatentagebuch“/„Jurnal de candidat“, in dem er die Pläne, die er und seine Partei für die Stadt haben, vorstellte. In diesem Tagebuch sprach er auch über seine Treffen mit den Bewohnern verschiedener Wohnviertel der Stadt, die er besuchte. Wenn man die zahlreichen Kommentare liest, die seine Posts haben, merkt man, dass viele der Themen, die er aufgreift, von Zuschauern vorgeschlagen wurden.

Im Vorstellungsvideo präsentiert sich Coliban als ein Mensch, der gerne im Team arbeitet, sich Rat bei Experten holt, sich informiert und gemeinsam mit Anderen, die er zu Dialog einlädt, etwas bewirken will. Seine Offenheit für Dialog hat er auch bezüglich der deutschen Minderheit gezeigt, deren Vertreter er am 9. Oktober empfangen hat (ADZ berichtete).

Coliban traf sich dabei mit dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt (DFDK), Thomas Șindilariu, und drei weiteren DFDK-Mitgliedern, die für einen Platz im Stadtrat Kronstadt kandidiert hatten – und zwar Robert Marian, Olivia Grigoriu und Uwe Simon. Im Gespräch ging es unter anderem um Themen wie die Pflege des Kulturerbes und des deutschsprachigen Unterrichts, sowie den Ausbau der Beziehungen Kronstadts zu Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch um die städtebauliche Entwicklung.

 Der Bürgermeister ist ein Angestellter

„Die Beziehung zwischen Bürgermeister und Menschen ähnelt immer mehr der feudalen Mentalität: Der Bürgermeister gibt dir. Er ist der absolute Herrscher der Stadt. Aber eigentlich müssen wir moderne Begriffe anwenden – es geht um Angestellte der Stadt. Die Vertreter der Bevölkerung, der Gemeinde sind angestellt, um die öffentlichen Interessen zu vertreten. Kronstadts Bürgermeister ist der Angestellte der Kronstädter. Und das freut mich“, erklärte Allen Coliban kürzlich in einem Interview.

In diesem Sinne kann das Tagebuch des Bürgermeisters als ein Zeichen des Respekts gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt betrachtet werden, die ständig auf dem Laufenden gehalten werden bezüglich aller Aktionen, die für die Entwicklung Kronstadts durchgeführt werden. Dieses Entgegenkommen ist sehr willkommen, zumal im Bereich der Stadtverwaltung mangelhafte Kommunikation besteht und der Weg, öffentliche Informationen zu erhalten, sehr kompliziert und langwierig ist. Bislang schien die Stadtverwaltung ein geschlossenes, überlegenes System zu sein, mit dem man am besten nichts zu tun hat. Aber Colibans Live-Auftritte machen auch Kronstädter, die mit der Politik bisher vielleicht nichts am Hut hatten, neugierig darauf, wie ihre Stadt verwaltet wird, was ein Bürgermeister eigentlich tut, welches die Prozeduren und Schritte sind, um Tätigkeiten, Projekte, Änderungen durchführen zu können. Seine regelmäßigen Treffen könnten, wie gute Serien, Interessierte an die Bildschirme fesseln, um Neuigkeiten zu erfahren bei Problemen, die sie persönlich betreffen.

Im digitalen Zeitalter und in einer Stadt, in der Transparenz mehr als nötig ist, ist diese Initiative äußerst willkommen. Als Bürgerin oder Bürger fühlt man, dass man wahrgenommen und auch ernstgenommen wird. Und durch die Möglichkeit, dem Bürgermeister persönlich entweder auf seiner Facebook-Seite einen Kommentar zu hinterlassen, oder auf der modernen App „My BrașovCity“ die eigenen Ideen, Forderungen, Lösungen für die Stadt anzubieten, wird man regelrecht dazu eingeladen, sich für die Stadt und deren Angelegenheiten einzusetzen – seien dies frische Luft, reine Straßen, grüne Hügel, gute Ausbildung, ein gutes Gesundheitssystem usw. Somit kann jeder Kronstädter ab nun dienstags und freitags auf Facebook mit dem neuen Bürgermeister in Dialog treten und aktiv werden.