Manchmal verliert man jemanden aus den Augen, aber nie aus dem Herzen. Egal wie viele Jahre seit dem letzten Treffen vergingen, egal wie viele Grenzen wir überwinden mussten, ist das Zusammengehörigkeitsgefühl beim Regionalforum Altreich immer noch vorhanden. Denn genauso war es immer bei uns. Die Zerstreuung der Mitglieder in der ganzen Region war nie ein Hindernis zusammenzukommen, unsere Freundschaft zusammen zu feiern, und die Geschichte der Altreichdeutschen zusammen weiterzuschreiben. Der sowohl organisatorische als auch finanzielle Aufwand des Veranstalters, des Demokratischen Forums der Deutschen im Altreich, ist jedes Mal beträchtlich. Es gelingt ihnen aber immer, den Mitgliedern und Gästen ein paar prächtige Tage zu bieten. Im Rahmen dieser Treffen werden auch Vertreterversammlungen und alle vier Jahre auch Vorstandswahlen veranstaltet. Das war auch diesen Monat der Fall, da das XI. Treffen der Deutschen aus dem Altreich vom Donnerstag, dem 7. Juli, bis zum Sonntag, dem 10. Juli, in Jassy stattfand.
An diesem Treffen haben über 200 Teilnehmer, Mitglieder von 14 Tanz- und Musikgruppen sowie nennenswerte Gäste aus den anderen Regionalforen teilgenommen. Aus den anderen Regionen wurden Erwin Josef Țigla, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banater Bergland, Antonia Maria Gheorghiu, Vorsitzende des Regionalforums Buchenland und Thomas Hartig, Geschäftsführer des Zentrumsforums Bistritz, eingeladen. Zu den Ehrengästen gehörten auch Doina und Gustav Hlinka aus Reschitza, die uns mit ihren besonderen Gemälden erfreut haben.
Am Donnerstagabend wurde der Auftakt der musikalischen Umrahmung mit dem gut bekannten Lied „Wahre Freundschaft kann nicht wanken“ von der Solistin Mara Iliescu und Prof. Doru Sascău gegeben, als ein Symbol für die langjährige Freundschaft den Forumsmitgliedern gegenüber, die in den letzten Jahren pandemiebedingt viel gelitten hat.
Die Vertreterversammlung am Freitag wurde von Carmen Cobliș, Geschäftsführerin des Altreichforums und Hauptorganisatorin des Treffens, eröffnet. Dr. Klaus Fabritius, Vorsitzender des Regionalforums Altreich, begrüßte die Gäste herzlich und ermöglichte einen Einblick in diese pandemischen Jahre, als die Aktivität des Forums stark eingeschränkt war. Die Technik hat aber dabei geholfen, die Vertreterversammlungen abzuhalten, wenn auch online .
Die kulturelle Tätigkeit der Lokalforen war aber sehr betroffen, da die Musik- und Tanzgruppen weder proben noch auftreten konnten. Dr. Fabritius betonte auch die Wichtigkeit unserer Treffen als Region sowie im Rahmen der Lokalforen, denn diese Begegnungen erhalten unseren Gemeinschaftssinn am Leben. Er hob aber auch hervor, dass unsere Gemeinschaft mithilfe der Technik ein neues Publikum gewinnen konnte, da die vom Schillerhaus Bukarest online organisierten Veranstaltungen von sechs bis acht Tausend Personen am Bildschirm verfolgt wurden, was offline gar nicht möglich gewesen wäre.
Das Regionalforum Altreich hat im Moment 1364 Mitglieder in 16 Filialen, davon über 1000 Vollmitglieder, so Dr. Fabritius. Anschließend aufgeführt wurden die Mitglieder, die leider in den letzten vier Jahren verstorben sind: Mihai Popescu, der Mann von Frau Sigrid Popescu, Vorsitzende des Lokalforums Târgoviște; Prof. Dr. Adelheit Dăneț, die ehemalige Vorsitzende des Lokalforums Craiova und ehemaliges Vorstandsmitglied; Dora Dumitru, eine der in die Sowjetunion Deportierten aus dem Altreich; Carol König, ehemaliger Vertreter des Forums im Kulturministerium; Nicu Stroi-Melnic, Gründungsmitglied der Musikgruppe „Zwei mal Zwei“ aus Bacău.
Auch wenn die Kulturtätigkeit des Forums während der Pandemie beschränkt war, ist es dem Forum gelungen, einige Bücher zu veröffentlichen. Dr. Klaus Fabritius bezog sich insbesondere auf „Das Regionalforum Altreich im Laufe der Zeit“ und „Unser Weg ins Altreich“. Besonders Letzteres ist sehr gelungen und hat sogar einen Preis von der Stiftung Memoria gewonnen. Der Band rückt Schicksale von Angehörigen der deutschen Minderheit im Altreich „ins Rampenlicht“, so die Koordinatorinnen Dr. Marianne Koch und Christiane Gertrud Cosmatu.
Weiterhin berichtete die Geschäftsführerin Carmen Cobliș über die Stiftung „Transcarpatica“, die seit Kurzem einen neuen Vorsitzenden hat, Rechtsanwalt Christian Töpfer. Frau Cobliș erwähnte, dass 57 Projekte von Juni 2018 bis Juni 2022 im Altreich durchgeführt wurden, im Wert von etwa 1.120.000 Euro. Auch während der Pandemie wurden zahlreiche Betriebe von dieser Stiftung finanziert und konnten so ihre Tätigkeit weiterführen. Es folgten die Wahlen des nächsten Vorsitzenden des Altreichforums und des neuen Vorstands. Nachdem alle wahlberechtigten Mitglieder ihre Wahlzettel eingereicht haben, hat die Wahlkommission die Stimmen gezählt, danach hat Erwin Josef Țigla, der Leiter der Kommission, das Wahlergebnis veröffentlicht. Dr. Klaus Fabritius wurde einstimmig als Vorsitzender des Regionalforums Altreich wiedergewählt. Auch über den Vorstand waren sich die Mitglieder einig: Die neuen Vorstandsmitglieder sind Christiane Cosmatu, Annemarie Marina-Czernák, Sigrid Popescu, Dan Matzner, Richard Wagner und Christian Töpfer.
Beim Allfälligen berichtete Tiberiu Hirschkorn, der Vorsitzende des Forums Galați, über die Situation ihres Forumssitzes, der vor zwei Monaten infolge eines von den Nachbarn verursachten Brandes gänzlich zerstört wurde. Die einzige Sache, die sie noch haben, ist die Buchhaltung, da sich der Laptop nicht im Forum befand, als der Sitz brannte. Die Führung des Altreichforums hat auch jetzt ihre Unterstützung den Mitgliedern des Forums Galați gegenüber noch einmal bestätigt. Nachher hielt Mara Iliescu aus Piatra Neamț eine Rede anlässlich der Tatsache, dass sie vor genau 15 Jahren ihre erfolgreiche Aktivität in der Musikgruppe „Edelweiß“ des Forums Piatra Neamț begann. Im Rahmen der Kulturveranstaltung bekam sie seitens des Regionalforums Altreich eine Trophäe für ihre Leistung.
Am Freitagnachmittag fand das Kulturprogramm im Jassyer Athenäum statt. Beteiligt daran haben sich die Tanzgruppe „Enzian“ aus Jassy, der Kinderchor „Harmonie“ aus Piatra Neamț, die Tanzgruppe „Vergissmeinnicht“ aus Bistritz, der Chor „Edelweiß“ aus Kimpolung, der Chor „Quodlibet“ aus Bukarest, die Tanzgruppe „Sonnenschein“ aus Moinești, die Musikgruppe „Edelweiß“ aus Piatra Neamț, der Chor „Donaustimmen“ aus Galați, die Senioren- und die Jugendtanzgruppe „Edelweiß“ sowie der Chor „Heilige Anna“ aus Oberwischau, die Solistin Mara Iliescu aus Piatra Neamț, die Tanzgruppe „Tanzfreude“ aus Bukarest sowie Prof. Doru Sascău und Prof. Ștefania Vasiliu-Olaru aus Bacău.
Am Ende haben sich Carmen Cobliș und Dr. Klaus Fabritius bei Frau Agache für ihren großen Beitrag zu diesem Treffen mit einem schönen Blumenkorb bedankt. Danach folgte eine Überraschung auch für die Geschäftsführerin Carmen Cobliș, die von Dr. Klaus Fabritius und Mara Iliescu vorbereitet wurde. Dr. Fabritius dankte Frau Cobliș für ihre langjährige und sehr erfolgreiche Arbeit mit einem Blumenstrauß und einem Diplom.
Am Freitagnachmittag wurden zwei Ausstellungen im Foyer des Hotels eröffnet, die beliebten Gemälde mit naiver Malerei der schon bekannten Doina und Gustav Hlinka und die Ausstellung mit Fotos von Dr. Klaus Fabritius zum Thema „Schmetterlinge – reisende Seelen“.
Das Treffen fand mit einer Stadtrundfahrt sein Ende. Den Teilnehmern wurden die Klöster Galata und Cetățuia, die Linde von Eminescu im Copou-Park, die sogenannte „Sala pașilor pierduți“ in der Universität und das Naherholungsgebiet „Ciric“ gezeigt.
Der Ort des nächsten Altreichtreffens 2024 bleibt, wie nie zuvor, noch ungewiss. Es waren aber Moinești oder Ploiești im Gespräch. Beendet wurde die Zusammenkunft am Sonntag nach dem gemeinsamen Frühstück und einer emotionalen Verabschiedung.
