Der Bischof im Visier der Securitate

Alexandru Mesian stellte in Reschitza sein Verfolgungsdossier vor

Bischof Alexandru Mesian bei der Vorstellung seines Buches in Reschitza Foto: Werner Kremm

Reschitza – Der in Lugosch residierende Bischof der mit Rom unierten (griechisch-katholischen) Kirche, Alexandru Mesian, stellte unlängst in der deutschen Bibliothek „Alexander Tietz” von Reschitza den zweiten Band seiner Autobiographie „File din viaţa mea”/„Seiten meines Lebens“ vor. Der zweite Band, mit dem Untertitel „În arhivele securităţii”/„In den Archiven der Securitate“ erschien in diesem Jahr im Verlagshaus der Lauretanischen Schwestern in Baia Mare und ist eine Art Fortsetzung des viel umfangreicheren Bands I („File din via]a mea”), der 2015 erschien – allerdings aus der Perspektive der Securitate und ihrer Sicht auf Ereignisse aus den ersten Band, die von Bischof Mesian nur zurückhaltend kommentiert werden.

Beide Bände sind implizite eine Geschichte der mit Rom unierten rumänischen Kirche, die zwischen 1949 und 1990 durch die Kommunisten in den Untergrund verbannt wurde, wobei ihr Vermögen verstaatlicht bzw. der rumänisch-orthodoxen Kirche geschenkt wurde, die damit vom kommunistischen Staat (und ganz im Einklang mit der autokephalen Ideologie dieser Kirche) als eine Art Staatskirche anerkannt wurde. Band I legt Gewicht auf die zehnköpfige Familie Meszaros (Eltern, vier Jungen, vier Mädchen) und wie sie ihren griechisch-katholischen Glauben im Geheimen pflegte. Alexandru Meszaros wird in den 1960er Jahren im Untergrund zum Priester geweiht, geht aber unverändert seinem Beruf – Maschinenbautechniker – nach und übt gleichzeitig im Geheimen seine Berufung zum Priester aus. Davon wusste fast fünfzehn Jahre lang nicht einmal seine Familie etwas.

Zu Beginn der 1990er Jahre und mit der Re-Legalisierung der Rumänischen mit Rom unierten Kirche (griechisch-katholisch) wird er zum Bischof geweiht (die Weihe sollte Ende 1989 im Geheimen stattfinden), was auch durch ein Dekret des damaligen Staatschefs Ion Iliescu bestätigt wird. Seither trägt er als Bischof den Namen „Alexandru Mesian“. In seiner Autobiographie macht er kein Geheimnis daraus, dass einer der eifrigsten Securitate-Informanten in seiner Causa ein anderer griechisch-katholischer Untergrundpriester war. Aus beiden Büchern scheint aber auch die feste Überzeugung durch, dass die mit Rom unierte Kirche die eigentliche treibende Kraft der Vereinigungsbestrebungen der Siebenbürger Rumänen mit den Donaufürstentümern war, die 1918 verwirklicht wurde und deren Meriten seither krampfhaft in der offiziellen rumänischen Geschichtsschreibung anderen unterschoben wurden.

Beide Bücher Mesians sind auch ein beredtes Zeugnis über den Fortbestand dieser rund 300 Jahre alten Kirche, die im siebenbürgischen Blasendorf/Blaj, dem „siebenbürgischen Rom“ (Eminescu), ihren Hauptstandort hat. Es sind Bücher über die Jahre, „als die Zugehörigkeit zum griechisch-katholischen Glauben dich zum Staats- und Volksfeind und zum Feind der sozialistischen Ordnung stempelte“ (Bogdan Andrei Mihele, Präsident des Allgemeinen Verbands der Griechisch-Katholischen, Filiale Reschitza).

Interessant ist, dass Bischof Alexandru Mesian zugibt, lange gezögert zu haben, den zweiten Band seiner Lebensgeschichte aufgrund des Securitate-Dossiers zu redigieren. Die rumänische Gauck-Behörde, CNSAS, habe ihn mehrmals zum Thema angeschrieben und ihm schließlich, unaufgefordert, Kopien der Beobachtungsdokumente und Spitzelberichte zugeschickt, bis er mit sich so weit im Reinen war, daraus ein Buch zu machen, das eigentlich eine Bestätigung des im ersten Band Niedergeschriebenen ist, allerdings aus der Perspektive derer, die die Griechisch-Katholischen nicht nur überwachen, sondern auch bekämpfen sollten.