Der Garten im Haus

Kokedamas und Terrarien für einen frischen und vitalen Innenraum

Alexandra Bordeianu (l.) und Dana Dragomirescu (r.) arbeiten am liebsten zusammen Foto: Mihai Dragomirescu

Terrarien – eine schicke lebende Innendekoration

Ein Hängegarten mit Kokedamas hält das Haus auch im Winter grün.

Eine Moos- und Flechtenwand eignet sich für jeden Innenraum.

Terrarien mit Rosen – eine besondere Geschenkidee Fotos (4): Alexandra Bordeianu/fotograf-de-casa.ro

Es ist in den letzten Jahren zum Trend geworden: der moderne Zimmergarten in der Wohnung. Kokedamas, kleine Mooskugeln, auf denen Pflanzen wachsen und die sich aufhängen lassen, verschönern Wohn- und Arbeitsplatz und bringen die Natur auf schicke Art in die vier Wände. Auch Terrarien, kleine Gärten, in denen Sukkulente wie Kakteen oder Aloe Vera, aber auch andere Zierpflanzen in Glasgefäßen wachsen, bringen mehr Grün in die Wohnung und werden immer häufiger als moderne Innendekoration eingesetzt. Zwei Wahlkronstädterinnen haben den Trend in die Zinnenstadt gebracht, mit dem Wunsch, mit ihren pflanzlichen Dekorationen eine Alternative zu den vergänglichen Blumensträußen zu bieten.

Es ist ein schöner Spätsommernachmittag, die Sonne scheint warm und es duftet nach Wald. Musik erklingt leise aus einem Lautsprecher. Alexandra Bordeianu schüttet Wasser in eine Tonschüssel mit Erde und beginnt, diese zu einer Kugel zu formen. Sorgfältig drückt ihre Freundin Dana Dragomirescu eine Vertiefung in die Kugel und legt einen Farn samt Wurzel hinein, umwickelt sie mit Moos und dünnem Draht zu einer festen Kokedama. Mit drei Schnüren hängen die Freundinnen die lebende Dekoration in der gewünschten Länge neben andere Kokedamas, die bereits von einem dicken Ast an der Wand baumeln. Rund eine halbe Stunde, solange sie am Moosball arbeiten, fällt kaum ein Wort, sie widmen sich voll und ganz ihrer Leidenschaft. Ihr Gesichtsausdruck strahlt entrückte Ruhe aus.

Alexandras anderthalbjähriger Sohn spielt brav mit Erde und Autos neben ihnen, ihre beiden Älteren basteln mit Danas Kindern eigene Blumenarrangements. Vor zwei Jahren haben die beiden Freischaffenden ihre Faszination für die schwebenden Minigärten und die in durchsichtigen Glasgefäßen wachsenden Blumen, deren Wurzeln sichtbar sind, entdeckt. Seitdem haben die damals frisch aus der Hauptstadt nach Kronstadt gezogenen Mittdreißigerinnen die Arbeit mit Pflanzen zu ihrem Nebenberuf gemacht. Inspiration finden sie in der umgebenden Natur Kronstadts, auf Bergen, Hügeln, in Wäldern.

„Diese Sache mit den Pflanzen hat etwas Anheimelndes. Du fasst ihre Wurzeln an, hältst ihre Blätter, ihre Blumen in den Händen. Du freust dich über die einmalige Schönheit der Pflanze, die du gerade anschaust. Es ist vollkommen“, schwärmt Alexandra. Jede freie Minute widmet sie ihrer neuen Leidenschaft, liest und lernt viel über Pflanzen, ebenso wie Dana, mit der sie ständig Neues ausprobiert. Die Begeisterung der Leute beim Anblick ihrer Werke, deren Bestellungen zum Verschönern der eigenen Wohnung, zum Verschenken oder zur Dekoration von Büros sowie für Balkone ermutigen sie, mit ihrem kleinen Online-Projekt namens „Sâmbure“ (Samenkern) weiter zu machen. „Die Leute entdecken Kokedamas und Terrarien auf den Messen, wo wir uns vorstellen, oder auf unserer Facebook-Seite, und sind davon fasziniert. Erst kaufen sie ein Arrangement und mit der Zeit gestalten sie einen ganzen Minigarten im Haus. Jeder sollte sein Haus mit natürlichem Grün füllen“, sagt Dana. Im Laufe der Jahre hat sie sich in ihrem Zuhause mit Pflanzen umgeben. Insgesamt 50 hängen oder stehen in den Zimmern, an den Wänden, am Boden, in der Bibliothek, ja sogar im Bad. „Die Freude steckt tatsächlich in den kleinen Dingen“, weiß die gelernte Beraterin für einfühlsame Kommunikation, die den wohltuenden Umgang mit Erde und Pflanzen und die Spaziergänge in der Natur, die für sie „therapeutisch wirken“, zu schätzen weiß.

Die wundersame Welt der Pflanzen

Für viele Menschen ist die Nähe zur Natur eher eine Seltenheit. Die vollen Arbeitstage im Büro, die zahlreichen Termine, der Stau halten sie davon fern. Durch Zimmerpflanzen versuchen sie, sich ein Stück Natur zu schaffen, gleichzeitig aber auch, den Deko-Trends im Bereich Innenausstattung zu folgen. Willkommen sind auch die Vorteile, die Zimmerpflanzen mit sich bringen: Je nach Art können sie die Luft erfrischen und die Schadstoffe, die von Möbeln, Wandfarbe oder elektronischen Geräten abgegeben werden filtern, produzieren nachts Sauerstoff, erhöhen die Feuchtigkeit an trockenen Tagen, können durch ihren Geruch beruhigend wirken und für einen guten Schlaf sorgen, vor allem aber verschönern sie den Raum zu jeder Jahreszeit. Das bringt Kokedamas und Terrarien, neben den klassischen Topfblumen, ins Rampenlicht. Aloe Vera, unterschiedliche Arten von Efeu oder Farne, Fittonien und die Zwergpalme stehen bei „Sâmbure“ ganz oben auf der Liste der verwendeten Pflanzenmaterialien. Auch sind Lavendel, Jasmin, sowie abhängig von der Jahreszeit Blumen mit Zwiebeln wie Narzissen oder Hyazinthen äußerst gefragt.

Dem Trend folgend gestalten die beiden ihre Minigärten mit natürlichen Materialien wie Stein, Sand, Kork, Muscheln oder Filz. „Wenn man die Pflanze in einen Kontext setzt, kann sie visuell spektakulär wirken“ meint Alexandra. Wunderbar finden sie auch die Wirkung der kleinen Moos- und Flechtenwände, die zwar aus konservierten Pflanzen bestehen, die aber optisch das Raumklima verändern, den Wald neben den Computer, mitten ins Zimmer, bringen.

Kinderleichte Pflege

Kokedamas und Terrarien sind pflegeleicht und eignen sich deswegen sehr gut auch für Kinder oder Leute, die viel unterwegs sind und keine Zeit für die Pflege der Pflanzen haben. Das Wichtigste ist ausreichend Licht (nicht aber direktes Sonnenlicht für Terrarien) und regelmäßige Bewässerung. Der Moosball muss in regelmäßigen Abständen für kurze Zeit ins Wasser getauchtwerden - vor dem Aufhängen an den ursprünglichen Ort gut abtropfen lassen. Terrarien müssen regelmäßig besprüht, trockene Blätter oder Blüten entfernt werden, um das gesunde Mikroklima im Glasinneren zu erhalten. Jedes Arrangement aus Alexandras und Danas Händen wird von Anleitungen zur Pflege und Tipps begleitet. „Insbeson-dere die Kinder haben Spaß daran, die Miniökosysteme im Glasgefäß Tag für Tag zu beobachten. Die Wurzeln sehen zu können ist faszinierend, ein eigenes Terrarium zu gestalten wirkt beruhigend und erfüllend“, sagt Dana.

Im Herbst wollen die beiden Freundinnen in Kronstadt einen Laden eröffnen, ein „Pflanzliches Concept Store“ wie sie es nennen, wo sie ihre lebenden grünen Kunstwerke zum Verkauf ausstellen. Er soll als Treffpunkt für Interessierte dienen, wo man über Pflanzen lernen, eigene urbane Minigärten anlegen oder sich über Innendekoration austauschen kann. Bis dahin wollen sie ihr aktuelles Angebot erweitern und zu den Pflanzen mit Erdwurzeln auch Wasser- und Luftpflanzen hinzufügen und somit zum dreifachen Samenkern werden: „Erdkern“ (Sâmbure de pămant), „Wasserkern“ (Sâmbure de apă) und „Luftkern“ (Sâmbure de aer).