Die 8. Klasse, gesehen durch die Augen eines Achtklässlers

Die 8. Klasse ist eine besondere Klasse. Das Schuljahr läuft ruhig an, aber langsam, langsam beginnt der Stress einzusetzen. Denn am Ende der 8. Klasse kommt die „Nationale Bewertung“, eine schwere Prüfung, vielleicht die wichtigste Prüfung, die ein Schüler je hat. Beim Bakkalaureat, am Ende der zwölften Klasse, gibt es nämlich keine Konkurrenz. Es steht also nicht so viel auf dem Spiel wie bei dieser Prüfung.

Insbesondere am Goethe-Kolleg haben es die Schüler viel schwerer als in anderen Schulen. Wir müssen uns in Deutsch, Rumänisch und Mathe für die Nationale Bewertung vorbereiten. In einer rumänischen Schule müssen die Schüler die Prüfung nur in Rumänisch und Mathe ablegen. Das bedeutet, dass sie wesentlich mehr Zeit als wir zur Verfügung haben.

Und insbesondere, weil wir weniger Freizeit haben, mussten wir lernen, diese auch effizient zu nutzen. Sich konzentrieren ist schwer, und wenn man das Handy in der Hosentasche hat, bricht die Konzentration sehr schnell ab. Darum sind viele Schüler nicht effizient.

Wie fühlt sich ein Schüler der achten Klasse im Vergleich zu den anderen Jahren? 

Einige meiner Kollegen haben seit Wochen Schlafprobleme, andere aber scheinen entspannt zu sein. Es hängt wahrscheinlich davon ab, wie viel sie bereits gelernt haben und ob sie streberisch sind oder nicht.  Es hängt auch von den Eltern ab, ob sie ihre Kinder mit der Prüfung stressen.

Jetzt, am Ende des Schuljahres, im Mai und Juni, ist es am schwersten. Letztes Jahr, in der 7. Klasse, hatte ich noch keine Sorgen. Ich konnte die Ferien und das Ferienlager kaum erwarten. Jetzt aber muss ich mich konzentrieren und viel üben. Ich finde das Sprichwort: „Übung macht den Meister“ sehr wahr. Ein Schüler, der viel übt, hat viel bessere Chancen, gut in der Nationalen Bewertung abzuschneiden. 

Die meisten meiner Kollegen haben am Anfang der 8. Klasse mit Nachhilfestunden begonnen. Einige auch schon in den Jahren davor. Ich persönlich brauche Nachhilfe in Deutsch, weil ich einige Schwierigkeiten mit dieser Sprache habe. Dass meine Eltern nicht Deutsch sprechen, bedeutet, dass es mir an Wortschatz mangelt und ich häufiger Grammatikfehler mache. Seitdem ich aber mit Nachhilfe begonnen habe, gibt es klar eine Verbesserung. Vielleicht hätte ich sogar früher anfangen sollen.

Die achte Klasse ist aber auch das letzte Jahr des Gymnasiums – das letzte Jahr mit den Kollegen, die ich schon aus der Vorbereitungsklasse (0. Klasse) kenne. In der neunten Klasse wird es ziemlich seltsam sein, neue Kollegen zu haben. In der 8. Klasse sind jetzt ungefähr 150 Schüler beim Goethe-Kolleg Bukarest, in der neunten Klasse aber gibt es nur 100 Plätze. Vier Klasen, mit je fünfundzwanzig Schülern: zwei Mathe-Info-Klassen, eine Philologie-Klasse und eine Klasse für Sozialwissenschaften. Das Problem besteht darin, dass fünfzig unserer Kollegen, manche auch aus meiner Klasse, herausfallen werden – wenn nicht sogar noch andere Schüler aus anderen Schulen hinzukommen. Die Konkurrenz wird also ziemlich heftig!

So weit denken will ich aber nicht. Ich freue mich schon auf die Klassenfotos, die wir machen werden, und auf das Bankett, an dem alle Schüler aus den achten Klassen teilnehmen werden. Und nach den Prüfungen werde ich endlich Ferien haben...