Die Mehrheit hat einfach nur Angst

IRSOP- und IRES-Umfragen: Wie geht es uns während der Epidemie – wie blicken wir in die Zukunft?

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Mit den Ängsten und Sorgen der Bevölkerung während der Ausgangssperre und der Frage, was kommt danach, befasste sich eine am 13. April veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IRSOP. Die Fragen, zwischen dem 6. und 7. April telefonisch an 768 erwachsene Personen gerichtet, befassen sich mit persönlichen Ängsten, der Einschätzung zur Schwere und Dauer der Krise, der Zufriedenheit mit den Maßnahmen der Regierung und dem Vertrauen in Europa, der Rückkehr ins normale Leben, mit Geld, Wirtschaft und Lebensqualität, Kriminalität und Erwartungen an die Strategie der Regierung nach der Krise. Neben den statistischen Prozentangaben zu den einzelnen Themen wird eine kurze Interpretation der Ergebnisse vorgenommen.

Eine IRES-Studie vom 7. bis 8. April mit 1055 Befragten befasst sich mit dem Verhalten der Bevölkerung während des Notstands. Werden die Vorgaben der Regierung eingehalten und vom wem? Wie zufrieden oder unzufrieden sind die Menschen mit der Ausgangssperre?

Angst und Vertrauen

Angst zu haben gaben 54 Prozent der Befragten an. Die Experten von IRSOP interpretieren diesen hohen Prozentsatz als Zeichen dafür, dass diese auch über längeren Zeitraum anhalten wird und die Nachfrage nach bestimmten Produkten und Dienstleistungen beeinflusst. Die Angst wird auch noch bestehen, nachdem ein Heilmittel für Covid-19 gefunden wurde. Die Menschen sind jetzt sensibler vor allem für Botschaften des Mitgefühls, heißt es in der Studie.

81 Prozent glauben, die Krise wird lang anhalten und schwerwiegende Auswirkungen haben. Interpretation von IRSOP: Die düstere Perspektive verstärkt Sorgen und könnte individuelle Handlungen und Initiativen auf kurze oder mittelfristige Zeit lähmen.

Die Hälfte der Befragten schätzt die Leistungen der Regierung. Doch die Flut der Negativnachrichten und die ständige Betonung der großen Bedrohungen, die uns in der nächsten Zeit erwarten, führen zu Unruhe. Die Behörden werden kritisiert für Dinge, die sie nicht gut machen, aber auch für Dinge, die sie gar nicht gut machen können...

Die Europäische Union hingegen wird als Sicherheitsgarant empfunden: Über die Hälfte, 52 Prozent, wünschen sich stärkere Beziehungen zwischen Rumänien und der EU. Mehr Nähe zu Russland würden 14 Prozent bevorzugen, zu den USA 13 Prozent und zu China sieben Prozent. Der hohe Prozentsatz an EU-Befürwortern zeigt, dass die EU in den Köpfen der Bürger nicht mit anderen globalen Mächten in Konkurrenz steht und die Rumänen nicht nur ihre Vorteile suchen, sondern auch offener dafür sein werden, ihre Regeln zu akzeptieren.

Überleben und Lebensqualität

Eine Mehrheit von 86 Prozent glaubt, dass unser Leben in der Zeit nach der Epidemie schwerer wird. Der aktuelle Schock unterminiert das Vertrauen in die Zukunft. Dies legt nahe, dass die Menschen mehr vom Staat erwarten werden, als an den Erfolg aus eigenen Kräften zu glauben, so IRSOP. 55 Prozent sind überzeugt, dass die Anzahl der Insolvenzen steigen wird. 52 Prozent glauben an eine Vernichtung von Arbeitsplätzen. Die Angst vor Rezession löst Überlebenssorgen aus und könnte eine neue Welle des Populismus nach sich ziehen.

Die Bürger erwarten von der Regierung, dass sie sich nach der Epidemie mit Priorität um die Schaffung von Arbeitsplätzen (42 Prozent) und die Unterstützung rumänischer Unternehmen (35 Prozent) kümmert. Nur acht Prozent glauben an eine Stimulierung des Konsums durch finanzielle Anreize. In Anbetracht der anhaltenden kollektiven Besorgnis sei eine Steigerung des Konsumverhaltens unwahrscheinlich.
Die finanzielle Situation des Landes wird als extrem fragil empfunden. 67 Prozent glauben an eine zunehmende Inflation, 61 Prozent an einen Anstieg des Euro.

Was die Lebensqualität betrifft, meinen 54 Prozent, diese werde sinken, 31 Prozent erwarten keine Änderung, 14 Prozent hoffen auf eine Steigerung. IRSOP warnt: Das Gefühl, dass die Lebensqualität schwindet, hat in der Regel politische und Auswirkungen im Wahlverhalten.

Fast zwei Drittel (59 Prozent) erwarten einen Anstieg der Kriminalität, nur acht Prozent eine Abnahme. Das Ergebnis suggeriert, dass die Mehrheit mit dem Gefühl der Unsicherheit lebt – ein zusätzlicher Stress. Was Korruption betrifft, glauben 90 Prozent an ein gleichbleibend hohes oder sogar steigendes Niveau.

Einen kleinen Hoffnungsfunken vermittelt die Studie dennoch: 36 Prozent der Befragten meinen, die chaotischen Zustände im Gesundheitssystem würden sich ändern und hoffen, dass die aktuellen Herausforderungen und getroffenen Maßnahmen langfristig positive Auswirkungen nach sich ziehen wird.

Die meisten respektieren soziale Distanz

Auch wenn man im TV oder im eigenen Umfeld immer wieder Zeuge von Regelbrüchen wird, halten sich die meisten Rumänen an die staatlich auferlegte Ausgangssperre, so die IRES-Studie. 67 Prozent der Befragten behaupten darin, sich uneingeschränkt daran gehalten zu haben – mehr als in den vorgehenden Studien mit 52 Prozent (16. bis 17. März) und 59 Prozent (21. bis 24. März). Die Kategorie, die sich am ehesten an die Ausgangssperre hält, sind Senioren und die Landbevölkerung, vor allem in Siebenbürgen und im Banat.

Für 35 Prozent ist die häusliche Isolation eine angenehme Erfahrung, für 34 Prozent unangenehm – mit steigender Tendenz in den letzten zwei Wochen. Sieben Prozent erhielten auch nach Erklärung des Notstands Besuche, ein Viertel gab an, Besuche zurückgewiesen zu haben, 14 Prozent unternahm selbst Besuche, drei Prozent wurden als Besucher zurückgewiesen.

89 Prozent haben in den letzten zwei Wochen niemandem mehr die Hand gegeben, 96 Prozent niemanden mehr umarmt oder geküsst, es sei denn Personen im eigenen Haushalt. Allerdings hielten nur 51 Prozent die empfohlene Distanz von 1,5 Metern zu Personen, die nicht zum Haushalt gehören, ein.

In der Zeit vom 4. bis 7. April gingen 29 Prozent der Befragten einmal aus dem Haus, 16 Prozent mehrmals und 55 Prozent nie. Am häufigsten erklärten Frauen, Senioren und Menschen mit niedrigem Bildungsgrad, in dieser Zeit keine öffentlichen Orte aufgesucht zu haben. Der häufigste Grund für den Ausgang ist Einkauf, gefolgt vom Gang zur Arbeit.