Die Reifeprüfung ist entscheidend

Aufnahmekriterien an der Kronstädter Transilvania-Universität

Die für viele unerwartet schwachen Ergebnisse der diesjährigen Reifeprüfung (Bakkalaureat) haben auch die Hochschulen alarmiert. Wenn in diesem Jahr nur etwas weniger als die Hälfte der Lyzeumsabsolventen das Bakk-Diplom vorweisen können, so ist auch die Zahl der Anwärter auf ein Hochschulstudium dramatisch gesunken. Denn, nach wie vor, wer beim Bakk durchgefallen ist, kann nicht Student werden, selbst wenn er (oder die Eltern) bereit ist, dafür bei Privat-Unis sich das auch gehörig kosten zu lassen. Viele derjenigen, die das Lyzeum absolviert haben, wollen gar nicht weiter studieren. Die Zahl der potenziellen Studenten ist also begrenzt, wobei man nicht vergessen sollte, dass immer mehr rumänische Lyzeumsabsolventen – und zwar jene, die zu den besten gehören – die Möglichkeit wahrnehmen, sich an ausländischen Hochschulen einzuschreiben.

An den 18 Fakultäten der Kronstädter Transilvania-Universität gibt es im nächsten Hochschuljahr laut Angaben auf der eigenen Webseite (www.unitbv.ro) für den Tagesunterricht 2820 gebührenfreie und 1520 gebührenpflichtige Studienplätze zu belegen. Hinzu kommen noch 18 Plätze, die für Angehörige der Roma-Minderheit reserviert sind, sowie sieben Plätze für moldauische Staatsbürger rumänischer Herkunft, die das Lyzeum hierzulande absolviert haben.

Ein Blick auf die Aufnahmebedingungen der ersten Prüfungsrunde, die im Juli stattgefunden hat, macht deutlich, dass man in den meisten Fällen eigentlich nicht von Prüfungen sprechen kann. Denn es ging dabei um „Concurs pe bazã de dosar“ – die Reihenfolge der zukünftigen Studenten hängt von den Durchschnittsnoten bei der Bakk-Prüfung, von den Durchschnittsnoten der vier Lyzeumsklassen (allgemeiner Durchschnitt oder Durchschnittsnoten in gewissen Fächern) oder von den Noten bei der Reifeprüfung in gewissen Fächern ab. Wie schwer das Bakkalaureat ins Gewicht fällt, hängt von der jeweiligen Fakultät ab.

Bei den meisten (z. B. Technologisches Ingenieurwesen und Industriemanagement, Lebensmittelindustrie und Tourismus, Philologie) macht die Bakk-Durchschnittsnote 50 Prozent der Endnote für die Aufnahme aus, bei Rechtswissenschaften und Soziologie 40 Prozent, bei anderen Fakultäten nur ein Drittel. In einem Fall (Psychologie und Pädagogik) erfolgten die Einschreibungen nur in Reihenfolge der Bakk-Durchschnittsnoten der Kandidaten. Die Reifeprüfung ist noch wichtiger, wenn man folgende „Aufnahmeformel“ liest: 50 Prozent die Bakk-Durchschnittsnote + 50 Prozent der Note bei der Bakk-Prüfung im Fach Mathemathik oder Informatik (bei der Mathe-Fakultät). 

Wer beim Bakk in diesem Jahr nicht in Höchstform war oder kein Glück hatte (nicht was das Abschreiben betrifft, sondern die Prüfungsthematik), der hat eben das Nachsehen. Bei manchen Fakultäten (Musik, Sport) kommen bei der Aufnahme vor der eigentlichen Einschreibung mündliche oder praktische Proben hinzu, die man bestehen muss. Dort wo es Studiengänge in Fremdsprachen gibt (z. B. angewandte Informatik in Deutsch oder Geschäfts-Management in Englisch) kommen selbstverständlich Sprachtests hinzu.

Die einzige Fakultät, bei der an der Transilvania-Uni eine schriftliche Prüfung (eigentlich ein Test mit vorgegebenen Antwortvarianten) abgelegt werden musste, war die Medizinfakultät (Studiendauer 6 Jahre, 150 Plätze ohne Gebühr, 70 mit Gebühr). Dort wurden wahlweise die Kenntnisse in Biologie oder Organischer Chemie geprüft, wobei das erzielte Ergebnis 60 Prozent der Aufnahmenote ausmachte. Die übrigen 40 Prozent bedeuteten der Durchschnitt beim Bakk. Es reichte eine knappe 5 (5,04) um noch den letzten gebührenfreien Platz zu belegen, während die beste Note 9,56 war.

Kein Stress bei der Aufnahmeprüfung, dafür mehr Wert legen auf eine kontinuierliche, gute Ausbildung im Lyzeum – ob das so besser oder gerechter ist, da kann man verschiedener Meinung sein. Ein Gegenargument zum höheren Stellenwert der Noten in den Lyzeumsklassen wäre die mögliche Subjektivität in der Benotung: viele Lehrer werden ihren Schülern mit guten Noten helfen wollen, wobei eine Neun in einem Kleinstadt-Lyzeum nicht unbedingt einer Neun in einem anspruchsvollen Lyzeum aus Bukarest, Kronstadt oder Temeswar gleichgestellt werden kann. Wenn die Aufnahmebedingungen in Kronstadt (und wohl auch an den meisten anderen Unis des Landes) sich nicht ändern werden, dann sind die Abschlußnoten der Reifeprüfung (die ja landesweit einheitlich abgelegt und bewertet wird) zum wesentlichen Schlüssel zur Hochschule geworden.