Die Spuren einer Minderheit in einer Kleinstadt

Die katholische armenische Kirche in Gheorgheni/Niklasmarkt

Besuchergruppe beim Eingang zur armenisch katholischen Kirche

Hauptaltar mit der Bekehrung des ersten georgischen Königs
Fotos: Ralf Sudrigian

Gheorgheni, Gyergyoószentmiklós, Niklasmarkt – drei Namen in drei Sprachen für eine Kleinstadt (rund 18.000 Einwohner) im Kreis Harghita, die sich heute, ab und zu, vor allem durch ihre frostigen Winter und die Leistungen der lokalen Eishockeymannschaft in der rumänischen Medienlandschaft bemerkbar zu machen versucht.

Sie hat aber für den Tourismus etwas zu bieten, was Seltenheitswert hat: eine alte und schöne katholische Kirche der Armenier.

Diese Kirche ist heute zum Baudenkmal erklärt und ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit von Niklasmarkt. Die Armenier kamen als Kolonisten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts über die Ostkarpaten aus der Moldau. Da unter ihnen viele wohlhabende Kaufleute waren, gaben sie sich nicht zufrieden, nur eine Holzkapelle im Fremdenfriedhof der Stadt als Kirche zu nutzen. 1717 wurde die Kapelle samt dem Gelände gekauft. Angeregt vom Pfarrer Simon Theodorovich beschloss man einen Neubau aus Stein zu errichten. Die Bauarbeiten dauerten vier Jahre von 1730 bis 1734 und wurden von Kosza Szehigian, Janos Karachsony und János Lázár geleitet. Von der Vorgängerkirche sind nur Tauf- und Weihwasserbecken erhalten geblieben.

Heute gibt es keine armenisch sprechenden Christen in Niklasmarkt. Die Assimilation hat sich nicht nur konfessionell (die Armenier bildeten bekanntlich im 4. Jahrhundert im Kaukasus den ersten christlichen Staat der Welt) mit dem Übergang zur katholischen Kirche ausgewirkt, sondern auch sprachlich. Die armenisch-stämmigen Bewohner von Niklasmarkt sprechen alle Ungarisch – die Sprache, in der in der rund 600 Personen großen Kirchengemeinde auch die Predigten gehalten werden.

Geblieben sind aber in der Barock-Kirche Gemälde, die Bezug auf die Geschichte und Christianisierung der Armenier nehmen, z.B. die Taufe des Königs Tiridat durch den heiligen Georg. Auf dem Triumphbogen vor dem Chor können armenische Inschriften erkannt werden. Am Friedhof, der wie auch die Kirche von einer Wehrmauer umgeben ist, sind alte Grabsteine mit armenischen Namen zu sehen. Hinzu gekommen ist eine Gedenktafel, die in mehreren Sprachen an den Genozid vor genau 100 Jahren erinnert, dem Millionen Armenier in Kleinasien zum Opfer fielen. Nach Gheorgheni kamen aber keine Überlebenden dieses Völkermords.

Die Kirche mit ihren vier Altären wurde 1889 mit neuen Gemälden von Heinrich Altenbaucher und Albert Szirmay aus Wien  sowie mit schönen Glasfenstern ausgestattet. Das wertvollste Gemälde befindet sich am Nordaltar. Es entstand 1752 in einem Kloster bei Venedig und stellt den Heiligen Georg dar. In den Mauernischen im Kirchhof sind Kopien der alten Reliefbilder ausgestellt, die die Kreuzwegstationen wiedergeben.

Die armenische Kirche in Niklasmarkt ist ein weiterer Beweis der ethnischen Vielfalt Siebenbürgens, auch wenn heute die armenische Komponente in dieser Kleinstadt nur einen historischen und dokumentarischen Charakter hat. Wer diese Kirche besichtigen will, muss sich allerdings vorher anmelden (Tel. 0266-361.517 oder 0742–181.537) , um die Schlüssel zu ihr, zusammen mit einer Führung, erhalten zu können.