Die Stadt als großer Parkplatz

Statistik: Ein Auto pro zweieinhalb Bürger

Der Verkehrswahnsinn in Temeswar nimmt kein Ende.
Foto: Zoltán Pázmány

Schmale Straßen, unzureichende Parkplätze und im Allgemeinen viel Stau – so kann man in den letzten Jahren die Bega-Stadt aus der Sicht eines Autofahrers beschreiben. Der Ausbau der Jiul-Unterführung hat dem Verkehr nur wenig geholfen. Auch wenn die Autofahrer schneller durch die Passage fahren, bleiben sie bloß wenige Ampeln entfernt im Verkehr stecken. Das eigentliche Chaos beginnt dann aber beim Suchen eines Parkplatzes in der Temeswarer Innenstadt sowie jeden Abend in den jeweiligen Stadtvierteln, rund um den eigenen Wohnblock. Egal, wie man es betrachtet: Das Problem hat keine Lösung.  

Der Bürgermeister von Temeswar, Nicolae Robu, hat vor Kurzem in die Unterlagen des Steueramtes geschaut und entdeckt, dass vor Ort insgesamt 125.195 Fahrzeuge mit Temeswarer Kennzeichen registriert sind. Die Stadt zählt rund 320.000 Einwohner. Laut Temeswarer Bürgermeister bedeutet das, dass es in der Stadt je ein Auto pro zweieinhalb Bürger gibt. Doch im Temeswarer Verkehr sind viel mehr Fahrzeuge unterwegs: Autos aus anderen Verwaltungskreisen, Autos, die einfach die Stadt passieren, sowie Autos von Unternehmen mit verschiedenen anderen Kennzeichen, deren Besitzer in der Stadt beschäftigt sind. Laut Nicolae Robus Schätzung heißt dies weitere rund 55.000 Fahrzeuge. Unter all diesen Umständen erklärte Bürgermeister Robu nochmals sein großes Interesse für einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Doch bis Lösungen gefunden werden, sieht Temeswar wie ein großes Parkhaus aus. Einen Parkplatz in der Bega-Stadt zu finden, ist hingegen eine Qual, denn in den letzten Jahren wurde in Temeswar kein einziges Parkhaus oder Tiefgarage gebaut. Schon seit mehreren Jahren wird über den Bau eines Parkhauses mit rund tausend Parkplätzen in der Innenstadt von Temeswar gesprochen. Konkret ist aber nichts passiert. Viele Temeswarer haben keine Geduld mehr und kommen mit eigenen Vorschlägen.

„Der Verkehrswahnsinn in Temeswar kommt von den vielen  Autos. Wenn man Alternativen suchen würde, hätte man schon eine Lösung“, sagt der Temeswarer Landschaftsarchitekt Andrei Condoroș. Das Mitglied des Rumänischen Vereins für Landschaftsarchitekten versucht, im virtuellen Rahmen mit Lösungen für den Temeswarer Verkehr zu kommen. Auf dem sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichte der Landschaftsarchitekt Andrei Condoroș kurz nach den öffentlichen Angaben von Robu, eine eigene Lösungsvariante, die alternative und umweltfreundliche Verkehrsmöglichkeiten fördert. Dabei zieht der Mann eine Parallele zum Verkehr in Holland, „das Land mit mehr Fahrrädern als Einwohner“. Eine Statistik zeigt, dass Amsterdam 834.713 Einwohner hat und 881.000 Fahrräder. In Amsterdam fahren über 70 Prozent aller Einwohner Rad.

„Wir alle brauchen eine Stadt, die von Menschen animiert wird und nicht von Fahrzeugen. Viele Autos sorgen für Luftverschmutzung und gleichzeitig für Erkrankungen. Der Mangel an Visionen, Ideen und Strategien für ein besseres Leben, sowie die ständige Belästigung des Stadterbes, vernichten hoffnungslos den einstigen Charme der Stadt. Doch vielleicht wird sich doch in den kommenden Jahren etwas ändern…”, schreibt Andrei Condoroș auf seiner Facebookseite.