Dux femina facti – Schulprojekt im „Nikolaus Lenau“-Lyzeum

Herausragende weibliche Persönlichkeiten aus Geschichte, Kunst und Wissenschaft

„Dux femina facti“ – zum Thema der Vortragsreihe der 11.MI-Klasse erstellte die Schülerin Alexia Bălășoiu eine Zeichnung.

Briefmarke zu Ehren von Sofia Ionescu-Ogrezeanu (1920 – 2008). Drei Schülerinnen präsentierten Lebensgeschichte und Karriere der ersten weiblichen Neurochirurgin der Welt. | Bild: Wikipedia

Kleopatra war die erste der zwölf Frauen, die vorgestellt wurden. | Foto: Andreea Oance

Die Elftklässler haben bei ihrer Recherche viele interessante Informationen gesammelt. Anschließend hielten sie sehr originelle Präsentationen und erklärten Wissenswertes und Kurioses über ihre Frauenfiguren. Der Schüler Vlad Mureșan (im Bild) hielt eine Trauerrede als Nachruf für die englische Schriftstellerin, Verlegerin und Gesellschaftskritikerin Virginia Woolf. | Foto: Lorette Cherăscu

Unter dem Motto „Dux femina facti“ (Die Heldentat wurde von einer Frau angeführt), ein Zitat aus Vergils „Aeneis“ bezüglich der Gründung Karthagos durch die Königin Dido, wurde der Festsaal der „Nikolaus Lenau“-Schule in Temeswar/Timișoara am Mittwoch, dem 8. Februar, zum Schauplatz starker Frauen: Die Klasse 11MI hat nämlich innerhalb ihres Projektes besondere, außergewöhnliche und herausragende Frauenfiguren aus unterschiedlichen Bereichen, etwa Geschichte, Kunst und Wissenschaft ihren Mitschülerinnen und Mitschülern aus den Klassen 9MI und 11SW und den teilnehmenden Lehrkräften vorgestellt. 

Dieses Thema gilt als Brücke zwischen den beiden literarischen Werken „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Medea: Stimmen“ von Christa Wolf, die in diesem Schuljahr im Deutschunterricht besprochen werden. Für das nächste Schuljahr ist, ausgehend von den männlichen Hauptfiguren des Literaturunterrichts, voraussichtlich die Vorstellung bedeutender Männerfiguren geplant – sagt Lorette Cherăscu, die Deutsch- und Klassenlehrerin der 11MI.

Der Festsaal der „Nikolaus Lenau“-Schule war pünktlich zu Mittag voll. Schüler und Lehrer setzten sich neugierig hin und warteten auf die interessanten Erzählungen zu den einflussreichsten Frauen der Welt. Geschichten aus dem alten Ägypten bis zur Gegenwart wurden über zwei Stunden lang erzählt. Einzelheiten aus dem Privatleben, Einflüsse auf die Welt, Meilensteine, die sie gesetzt haben, als auch lustige Fakten über Kleopatra, Grace O’Malley, Katharina die Große, Maria Theresia, Virginia Woolf, Marie Curie, Sofia Ionescu-Ogrezeanu, Joan Clarke, Frida Kahlo, Ruth Bader Ginsburg, Lady Diana und Königin Elisabeth II. konnten die Anwesenden erfahren.

„Ziel des Projektes war es, ausgehend von den Frauenfiguren Iphigenie und Medea, die in diesem Jahr im Deutschunterricht besprochen werden, auch einen Sprung ins reale Leben zu wagen, um in unserem eigenen Umfeld nach starken weiblichen Persönlichkeiten zu suchen“, erklärt die Deutschlehrerin der Klasse 11MI, Lorette Cherăscu, den Hintergrund des Projekts. 

Das Thema hat bei den Schülern großen Anklang gefunden: Die ursprüngliche Idee, Aushängeplakate und Handouts anzufertigen, wurde sehr schnell verworfen und der Vorschlag der Lehrerin, die Grenzen der Klasse zu sprengen und interaktivere Präsentationen einem Schülerpublikum im Festsaal der Schule vorzustellen, wurde begeistert aufgenommen. So konnten die Schüler selbst entscheiden, ob sie allein, in Paaren oder Kleingruppen arbeiten wollten, und durften sich selbst die jeweilige Persönlichkeit auswählen. Die Begeisterung dafür war so groß, dass sie auch den Termin viel früher als erwartet festgelegt haben: „Ich habe ihnen das Projektthema am Dienstag, dem 31. Januar, bekannt gegeben und sie haben eine Woche später, am Mittwoch, dem 8. Februar, schon präsentieren wollen“, sagt Deutschlehrerin Cherăscu. 

Literatur versus wahres Leben 

Die Schülerinnen und Schüler durften auch selbst entscheiden, in welcher Form sie ihre Recherche vorstellen wollen, ob als PowerPoint oder als szenisches Spiel, ob aus der Ich-Perspektive oder aus mehreren Perspektiven, ob entsprechend verkleidet oder mit Requisiten und Ausstattung. 

„Auch wenn die Zeit sehr knapp war – die Schüler hatten nur fünf Schulstunden und ein Wochenende zur Verfügung – haben sie ihre Präsentationen und Ausstattungen sehr ernst genommen und sich sehr gründlich und gut vorbereitet: Sie hatten ganz viele interessante Informationen, sehr originelle Präsentationsideen, sie erklärten Wissenswertes und Kurioses über ihre Persönlichkeiten wie ‚Fun facts‘ oder ‚Wusstest du, dass...´, sie haben gelassen und selbstbewusst auf der Bühne mit Mikrophon vor anderen Klassen präsentiert, manche haben passende Kleider getragen und mit dem Publikum interagiert“, erzählt Lorette Cherăscu. 

Bei der Projektvorstellung gab es auch eine Moderation: Die Schüler Denisa Marcu und Dragoș Rusu sorgten dafür und bauten lustige Überleitungen ein. Manchen Schülern ist die Wahl der Persönlichkeit schwerer gefallen, einige haben sich mehrmals umentschieden, aber sie haben die Frauen selbst nach ihren eigenen Kriterien gewählt – betont die Deutschlehrerin. 

Worauf sie achtete, war nur, dass sich die Namen in den Gruppen nicht wiederholen und dass unbedingt sowohl eine Rumänin als auch eine Deutsche vertreten sind. „So erklärt sich der Überraschungs-Gastauftritt von Christoph Krämer aus der Parallelklasse 11STS als Marlene Dietrich, weil sich die Schüler der 11MI für keine deutsche Frau entschieden haben“, so Lorette Cher˛scu. „Dieses Projekt hat mir einen Riesenspaß gemacht, weil es mir ermöglicht hat, über eine Persönlichkeit zu sprechen, die mein Interesse geweckt hat“, sagt Bernard Rudăreanu. 

Der Lenau-Schüler hat als Pirat verkleidet über Grace O´Malley vorgetragen. Die irische Seeräuberin gilt als eine wichtige Person der irischen Geschichte in der frühen Neuzeit. Um ihr Leben und ihre Taten als militärische Gegenspielerin der englischen Politik gegen-über Irland im Zeitalter der englischen Königin Elisabeth I. ranken sich viele Legenden und Erzählungen.

„Ich fand dieses Projekt sehr nützlich, um auch andere starke Frauenfiguren kennenzulernen. Wir haben zwar über Iphigenie aus Goethes Drama gelernt und werden auch Medea von Christa Wolf kennenlernen. Aber all diese Frauen sind fiktiv. Darum war es eine sehr gute Idee, ein Projekt vorzustellen, das als Thema reale, besondere Frauen hat“, sagt die Schülerin Francesca Kataro, die zusammen mit ihrer Kollegin Alexia Balan die mexikanische Malerin Frida Kahlo vorstellte. 

Überraschende Fakten zu einflussreichen Frauen

„Vor dem Beginn des Projektes habe ich die Zusammenarbeit unserer Klasse bewundert. In der Vorbereitung am Tag des Projektes haben wir uns gegenseitig u. a. mit Kleidung und Make-up ausgeholfen“, erzählt die Schülerin Clara Butar. Zusammen mit ihrer Klassenkollegin Emma Parfenie hat sie informationsreiche Fakten über Joan Clarke, eine britische Kryptoanalytikerin, den Anwesenden präsentiert. Während des Zweiten Weltkrieges war Clarke wesentlich am „Bruch“ der Schlüsselmaschine Enigma beteiligt, mit der die Nationalsozialisten den Nachrichtenverkehr der Wehrmacht verschlüsselten. 

„Nichts im Leben ist zu fürchten. Es ist nur zu verstehen“ – Von dieser Aussage ausgehend erfuhren die Lenau-Schüler mehr zu Maria Salomea Sklodowska, aller Welt als Marie Curie bekannt. Die Physikerin und Chemikerin polnischer Herkunft, die in Frankreich lebte und wirkte, entdeckte gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre Curie die chemischen Elemente Polonium und Radium. Marie Curie ist nicht nur die erste Frau, der ein Nobelpreis verliehen wurde: Mit je einer Verleihung in Physik und in Chemie ist sie auch eine von nur vier Personen, die zwei Nobelpreise erhielten; und neben Linus Pauling die einzige Person, die Nobelpreise in zwei unterschiedlichen Fachgebieten erhielt. Über Marie Curie trugen im Festsaal der Lenau-Schule die 11.MI-Schüler Matei und Virgil Feier vor. 

Doch nicht nur die informationsreichen Vorträge der Schüler, viele dieser auch mit einem lustigen Dreh, sorgten für Begeisterung, die Vorstellung als Ganze war für alle unterhaltsam: „Ich war sehr beeindruckt von allen Kostümen und der Ausstattung, die manche Gruppen hatten. Es waren viele kreative Ideen in allen Präsentationen“, sagt Andreea Ciupac, die selber als Kleopatra ihren Vortrag zusammen mit ihren Kolleginnen Iulia Socol und Alexia Bălășoiu hielt. 

„Ich kann den nächsten Projekttag kaum erwarten!“ sagt zum Schluss Dragoș Rusu, Schüler und Moderator der Vorstellung, mit Begeisterung.