„Edelstahl kann immer neu genutzt werden!“

Michelsberg und Gabriela von Habsburg sind einander dankbar

Die Zwischenräume, denen Gabriela von Habsburg zu Struktur verholfen hat, sind zwecks besserer Verständlichkeit auch zum Anfassen bestimmt. Kunstsammler Thomas Emmerling zeigte es am frühen Abend der Finissage in Michelsberg vor. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Gerade einmal knapp zwanzig Personen waren am späten Dienstagnachmittag, dem 5. Oktober, im Kunsthaus 7B in Michelsberg/Cisnădioara anzutreffen. Und obwohl Künstlerin Gabriela von Habsburg sich bestimmt noch sehr lebendig an den bis zu sechsmal höheren Andrang zur Eröffnung ihrer Ausstellung „Spațiu Între – In between“ am Sonntag des rumänisch-orthodoxen Pfingstfests 2021 erinnert haben mag, stand sie auch dem nicht groß besetzten Publikum der Finissage in schnörkelloser Freundlichkeit geduldig Rede und Antwort. Von ihrem Notizbuch, das sie immer auf dem Nachttisch liegen hat, um zu jeder noch so ruhigen Stunde eventuelle Ideenschimmer schriftlich festzuhalten, sprach sie auch bereits am 21. Juni. Fast vier Monate zurück liegt der Auftakt ihrer Exponate im Kunsthaus 7B, auf dessen Dach und Fensterscheiben den ganzen Sommer über die Sonne gebrannt hat. Am letzten Tag des Gastaufenthalts ihrer Lithografien und Skulpturen in den drei Ausstellungsräumen hing noch ein Hauch Restspeicherwärme im ehemaligen Schulgebäude am Dorfhauptplatz von Michelsberg bei Hermannstadt/Sibiu.

Auch wenn die Enkelin des letzten Kaisers von Österreich, Ungarn, Böhmen und Kroatien Geistesblitze gerne augenblicklich auf Papier festhält statt ungeschrieben verfliegen zu lassen, betont sie, dass die Inspiration beim Arbeiten kommt und sich nicht etwa wie vermutet aus Kontemplation speist. „Als ich das allererste Mal hierher nach Siebenbürgen gereist bin, habe ich mich gleich von Anfang an wie zu Hause gefühlt“, sagte Gabriela von Habsburg jüngst auf ihrem zweiten Besuch im ersten Stock des Kunsthauses 7B Michelsberg, in dem vor Jahrzehnten nicht nur einfach Klassenräume Schüler und Lehrer empfingen, sondern auch ein Physiklabor zur Schulbildung diente.

„Viel eher wie ein Museum statt eine Ausstellung“ findet Gabriela von Habsburg das glücklich aufgegangene Konzept der Begegnung mit ihren Kunstwerken im besonderen Michelsberg dank Gastgeber Thomas Emmerling und Kuratorin Dr. Oana Ionel. In der Tat haben alle Exponate viel Platz zum Atmen gehabt. „Niemals dachte ich, die Skulpturen an eine Wand hängen zu lassen. Aber ich finde das sehr gut, weil Schatten und somit eine besondere Note entsteht“, so die bildende Künstlerin aus Berlin, die seit 2007 auch die georgische Staatsbürgerschaft führt und das kaukasische Land der Hauptstadt Tiflis von Anfang November 2009 bis März 2013 als Botschafterin in Deutschland vertreten hat. Kunstsammler Thomas Emmerling hat sie vor etwa zwanzig Jahren in ihrer Werkstatt am Starnberger See in Bayern besucht und letztlich im ersten Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie doch einen seiner größten Träume verwirklichen können. Dem Programmleiter des Kunsthauses 7B geht es immer darum, eine Überhand nehmende Informationsschwemme zu verhindern und vergleichsweise wenige, in ihrer Summe aber ausgeglichene Exponate von Gastkünstlern auszustellen. Ein Ort, wo Siebenbürgen und Rumänien gut behütet mit in das Träumen einsteigen dürfen.