Ein Fest für alle Sinne

Das CibinFest – Wiesn pe româneschte am Hermannstädter Großen Ring.

Bürgermeister Klaus Johannis, Sozialattaché Barbara Schöpfnagel und der österreichische Honorarkonsul Andreas Huber (v.l.) mit den ersten Biermaßen.

„Spatzen 2000“ schonten ihre Stimmbänder nicht.

Bunt und laut ging es beim „Oktoberfest pe româneschte“ am Großen Ring zu.
Fotos: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Man muss es gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt und gespürt haben. Sonst hat man nur eine ungefähre Ahnung davon, was sich in den letzten vier Tagen der Vorwoche am Hermannstädter Großen Ring/Piaţa Mare abgespielte. Zusammenfassen könnte man es mit den Worten: „Es war ein Fest“.

Die zweite Auflage des CibinFestes oder „Oktoberfest pe româneschte“ verlagerte sich heuer vom Stadtrand ins Zentrum, auf den Hauptplatz von Hermannstadt/Sibiu. Die Verwandlung des Großen Rings in einen riesigen Jahrmarkt geschah schnell. Am Donnerstagvormittag standen alle Karussells, Verkaufsstände und selbstverständlich das große Festzelt, die nun auf die Besucher warteten. Und sie kamen in Scharen.

Am Donnerstag, pünktlich um 18.30 Uhr, erschien Bürgermeister Klaus Johannis im Zelt, um dem Anstich beizuwohnen. Die Zeltgäste begrüßten ihn mit Jubelrufen, wie einen Popstar. „Das letzte Mal hatten wir vor zwölf Jahren ein großes Bierzelt am Großen Ring“, erinnerte Johannis das Publikum. „Ich glaube, wir beginnen heute eine neue Tradition in Hermannstadt, die den Erfolg aus dem Jahr 2000 toppen wird“, sagte er wahrscheinlich ohne zu wissen, dass seine Worte prophetisch sein sollten. Die Ehre, das erste Fass anzuzapfen, überließ der Bürgermeister dem Honorarkonsul Österreichs in Hermannstadt, Andreas Huber. Mit einem riesigen Hammer bewaffnet, brauchte Huber nicht lange und das erste Bier floss zum traditionellen Aufschrei „O´zapft is!“ in die Maße.

Der Bierstrom hörte für die Dauer des Festes nicht auf. Die Anzahl der Besucher kann man nur schwer schätzen. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Manche sprechen von 60.000 Besuchern, die über 50.000 Biergläser geleert haben. Bis zum Sonntagabend wurden alle Schweinshaxen aufgegessen, hunderte von Kilogramm Weißwurst verspeist, Hektoliter von Erfrischungsgetränken getrunken und, was nicht unwichtig ist, tausende von Dezibel Lärm produziert.

Einen erheblichen Beitrag zur Steigerung des Geräuschpegels leistete die österreichische Band „Spatzen 2000“, die an jedem Abend von 19 Uhr an das Zelt aufheizte. Deutsche Schlager und weltbekannte Lieder wurden von Festgästen mit erstaunlicher Leichtigkeit aufgenommen und mitgesungen. An keinem Abend wollte das Publikum die Sänger zur vorgeschriebenen Zeit von der Bühne entlassen. Immer wieder erklangen die „Zugabe“-Rufe und die Band sang noch ein letztes und dann noch ein allerletztes Lied. Verabschiedet haben sich die Sänger  „bis zum nächsten Jahr“.

Auch die Tanzgruppenauftritte durften beim „Oktoberfest pe româneschte“ nicht fehlen. An zwei Abenden führten die Mitglieder der Tanzgruppe des Hermannstädter Jugendforums sächsische Tänze auf. Aus Anlass des CibinFestes kam auch die Tanzgruppe „Ringelrein“ aus Bacău nach Hermannstadt. Nach dem erfolgreichen Auftritt beim Oktoberfest in ihrer Heimatstadt wollten die jungen Tänzerinnen und Tänzer auch das Hermannstädter Publikum von ihrem Können überzeugen. Die beiden Vorführungen am Samstagnachmittag wurden von den Zeltbesuchern mit Begeisterung aufgenommen. Nach getaner Arbeit eilten aber die Jugendlichen zu den zahlreichen Attraktionen, die sie alle kostenlos ausprobieren durften.

Die Karussells trugen erheblich zum Erfolg des Festes bei. Sie erfreuten sich nicht nur bei den kleinen Besuchern großer Beliebtheit. Man hing kopfüber in der Luft, drehte sich mit hoher Geschwindigkeit im Kreis, hüpfte, sich im Takt zur lauten Musik drehend, oder erlebte einen Kurzfilm in einem 7D-Kino. Wer sich und seinem Magen diese Höllenfahrten ersparen wollte, hatte auch ruhigere Möglichkeiten zur Auswahl. Letztendlich konnte man einfach bummeln, den Traubenmost trinken, die kandierten Nüsse oder Baumstritzel verspeisen oder einfach staunen. Zu sehen gab es auch außerhalb des Zeltes genug. Nicht wenige Festbesucher kamen in Tracht. Die Pflichtkleidung des Oktoberfestes – Dirndl und Lederhosen – sah man nicht nur an den deutschsprechenden Besuchern. Wer das „Oktoberfest pe româneschte“ in diesem Jahr verpasst hat, sollte sich unbedingt vornehmen, dieses Fest für alle Sinne im nächsten Jahr zu besuchen.