Ein günstiges Wundermittel

Essig in Haushalt, Kosmetik und Gesundheit

Für die Körperpflege sollte eine Flasche Essig nicht fehlen. | Fotos (2): Pixabay

Essig kann man auch selber herstellen.

Apfelessig mit Wasser und Honig – erfrischend und gesund! | Foto: Pesce Huang/Unsplash

Beim Geruch von Essig werden gleich drei Erinnerungen wach. In der ersten bin ich vielleicht sechs oder sieben Jahre alt und stark erkältet. Ich habe hohes Fieber, und deshalb muss ich vor dem Schlafengehen in Essig getränkte Socken anziehen. Am nächsten Morgen ist alles besser. Die zweite Erinnerung ist aus einem Supermarkt, wo ein paar Freundinnen und ich Apfelessig kaufen. Wir haben gehört, dass er schlank machen soll, wenn man einen Löffel davon zusammen mit ein wenig Honig in einem Glas lauwarmen Wasser auflöst und es am Morgen vor dem Frühstück trinkt. Der Trick funktioniert nicht, weil wir nach nur drei Tagen Sodbrennen bekommen - wir hatten zu viel Essig ins Wasser gegeben. Die dritte Erinnerung ist kulinarisch. Auf irgendeinem Flughafen entdecke ich Kartoffelchips mit Essig, die wunderbar schmecken. 

Essig ist ein sauer schmeckendes Würz- und Konservierungsmittel, das durch Fermentation alkoholartiger Flüssigkeiten mit Essigsäurebakterien hergestellt wird – eigentlich eine verdünnte Lösung von Essigsäure in Wasser. Essig ist günstig und überall zu finden – auf den Tischen in Restaurants, in jedem Haushalt und auf den Regalen aller Supermärkte. Essig ist aber auch ein Wundermittel. Im Haushalt löst er Fett, Kalk, Schmutz und Rost. Er reinigt verkrustete Pfannen, angebrannte Töpfe und bringt Geschirr und Glas zum Glänzen. Er erweist sich als perfektes Mittel zum Entkalken von Kaffee- und Spülmaschinen und wirkt antibakteriell und desinfizierend. Doch auch für die Gesundheit ist Essig gut. Essig hilft  gegen Pickel und Unreinheiten der Haut, wird in Schlankheitskuren eingesetzt, er lindert zuverlässig vielfältige Beschwerden sanft und ohne Nebenwirkungen. Die Anwendung ist in jedem Alter empfohlen. Hier ein kurzer Ratgeber, wo und wie man Essig anwenden kann. Und für diejenigen, die Essig selber herstellen wollen, gibt es auch ein Rezept. 

Reinigung von Küche, Bad und Wohnzimmer 

Chemische Reiniger im Haushalt sind zwar wirksam, doch manchmal bekommt man spröde Haut davon. Man hustet, hat rote Stellen auf den Armen. Viele Menschen suchen nach natürlichen Alternativen für die Reinigung im Haushalt. Eine dieser Alternativen ist… Essig! Viele wissen, dass im Supermarkt gekauftes Obst und Gemüse oft chemisch behandelt wurde. Mit Hilfe einer Mischung aus Essig und Wasser ist es jedoch möglich, die Rückstände abzuwaschen und Äpfel, Tomaten oder Trauben sorgenfrei zu genießen. Auch Schneidebrettchen oder Arbeitsflächen in der Küche sind wahre Keimherde und können mit einer Lösung aus Essigessenz und Wasser gereinigt werden. Es empfiehlt sich sogar, die Fläche einmal pro Tag mit Essigessenz abzuwischen. In der Küche können Kaffee- und Spülmaschine mit Essig entkalkt werden, und den Kühlschrank kann man mit Essig putzen, wenn sich im Inneren ein schlechter Geruch verbreitet hat. Ein anderer nützlicher Tipp: alle ein bis zwei Wochen sollte man den Brotkasten mit Essigwasser auswischen. Das beugt der Bildung von Schimmel vor und das Brot bleibt länger frisch. Damit die Eier beim Kochen nicht platzen, kann man einen Spritzer Branntweinessig ins Kochwasser geben. So bleiben sie unbeschädigt. Auch beim Nudelkochen hilft Essig. Man soll bloß ein paar Tropfen ins Wasser geben, dadurch kleben die Nudeln beim Kochen nicht zusammen. 

Auch im Badezimmer, im Bereich des Waschbeckens, finden sich oft Kalkrückstände. Diese können mit einer Mischung aus Wasser und Essigessenz gereinigt werden. Auch Schimmel in der Dusche kann damit entfernt werden. Ebenfalls hilft Essig bei verstopften Toiletten. Die Essenz sollte auf ein wenig Klopapier geträufelt werden, damit sie gut einwirken kann. Nach min- destens zwei Stunden kann man dann abspülen. Der Vorgang muss oft mehrmals wiederholt werden, um eine gute Wirkung zu erzielen. Auch im Wohnzimmer auf dem Parkettboden kann man Verschmutzungen reinigen, indem man ein paar Spritzer Essig ins Putzwasser gibt. Vor allem leichte Flecken und Staub können so beseitigt werden. Auch beim Fensterputzen kann Essig eingesetzt werden. Es ist eine sehr nachhaltige Alternative, denn es reicht aus, ein wenig davon mit Wasser zu verdünnen. Dadurch spart man sich und vor allem der Umwelt den Kauf von chemischen Mitteln in Plastik-Sprühflaschen.

Essig ist gut für die Haut 

Verdünntes Essigwasser kann entzündungshemmend wirken und hilft bei Insektenstichen und Sonnenbrand. Doch wenige wissen, dass Essig auch die Haut strafft und sie vor dem Austrocknen schützt. Als Badezusatz fördert Essig die Durchblutung von Haut und Bindegewebe. Man braucht nur eine Tasse Apfelessig ins Badewasser zu geben. Wenn man nach dem Bad zwei bis drei Esslöffel Apfelessig mit einem Liter Wasser vermischt und seinen Körper damit abreibt, wird man bemerken, dass sich die Haut zarter anfühlt. Anstelle eines Peelings oder Gesichtswassers kann man die Haut mit Essigwasser behandeln. Man füllt rund einen Zentimeter Essig in eine kleine Glasflasche und verdünnt ihn dann mit Wasser. Anschließend den Essig auf ein Wattepad geben und die zu behandelnden Stellen abtupfen. Durch die Verdünnung mit Wasser ist der Geruch auf der Haut auch nicht mehr so unangenehm. Die Haut ist am Ende klarer und überschüssiges Fett wird entfernt. Essig hat den Effekt eines Balsams, wenn man ihn nach dem Haarewaschen verwendet. Beim Spülen muss man sich einfach nur eine kleine Flasche Apfelessig-Wasser über den Kopf schütten (Flasche ca. ein bis zwei Zentimeter hoch mit Apfelessig füllen, mit lauwarmem Wasser aufgießen). Anschließend nochmal mit Wasser nachspülen, um den Geruch herauszukriegen. Wem der Essig-Geruch sehr unangenehm ist, der kann auch einige Tropfen ätherisches Öl dazu geben. Achtung, nicht zu viel – sonst fetten die Haare sehr schnell!

Gut für die Gesundheit 

Essigwickel helfen bei Hals- und Bauchschmerzen, senken Fieber und lindern Insektenstiche und Prellungen. In einen Liter Wasser gibt man einen Esslöffel Obstessig. Danach ein Leinentuch hineintauchen, auf die betroffene Stelle legen und mit einem zweiten Tuch fixieren. Den Wickel sollte man so lange einwirken lassen, bis er Körpertemperatur erreicht hat. Auch bei Stimmungsschwankungen wirkt Essig Wunder, durch das ionisierte Kalzium, das sich darin befindet. Wenn man ein paar Tropfen Obst- oder Branntweinessig pro Mahlzeit einnimmt, mildern sich depressive Verstimmungen, Ruhelosigkeit und Muskelschmerzen. Auch hilft er bei der Verdauung. Gibt man einen Löffel Obstessig und einen Spritzer Minzöl in etwas Wasser und legt ein Tuch hinein, kann man das Tuch auf Stirn und Nacken legen und Kopfschmerzen verschwinden. Essig wirkt auch gegen Mundgeruch. Man sollte hierfür alle drei bis vier Stunden mit einer Mundspülung aus Ľ Obstessig und ľ Wasser gurgeln. Danach ist es ratsam, eine halbe Stunde nichts zu essen und keine Zähne zu putzen. 

Quellen: „Das Essig-Handbuch. Universelles Hausmittel: Mehr als 150 Anwendungen für Gesundheit, Körperpflege und einen nachhaltigen Haushalt”, „Das grosseBuch vom Essig (Hausrezepte aus Großmutters Zeiten)”


Was ist der Unterschied zwischen Essig und Essigessenz? 
Generell gilt, dass es sich bei Essigessenz um konzentrierten Essig handelt. Dementsprechend wird die Essenz in der Regel künstlich hergestellt und besteht aus circa 25 Prozent Essigsäure. Der Rest ist Wasser. Essig hingegen besteht zu 5 Prozent aus Säure und 95 Prozent aus Wasser. 


Apfelessig selber machen

Man braucht:
Ein steriles Gefäß
Apfelschalen und Kerngehäuse
2 EL Zucker pro Kilogramm Apfelreste
Wasser
Ein Tuch, um das Gefäß abzudecken
Ein Sieb oder Passiertuch
Sterile Flaschen zum Abfüllen

Zubereitung 
1. Gefäß befüllen: Nachdem man das Gefäß ausgekocht hat, muss man es zuerst abkühlen lassen. Danach zu 4/5 mit den Apfelschalen und Kerngehäusen auffüllen. Man kann auch ganze Äpfel oder Apfelsaft verwenden, um Essig anzusetzen. Ganze Äpfel schneidet man in kleine Stücke und gibt sie in das Gefäß.
2. Zucker dazugeben: Der Zucker hilft, die Gärung in Schwung zu bringen. So verläuft das Ganze deutlich schneller und sicherer. Man kann auch total auf den Zucker verzichten. Doch mit Zucker funktioniert der Prozess besser. Pro Kilo Apfelreste gibt man zwei EL Zucker das Gefäß.
3. Wasser dazugeben: Mit Wasser auffüllen, sodass die Äpfel möglichst bedeckt sind. Gefäß mit einem Tuch abdecken, damit keine Insekten hineingeraten. 
4. Regelmäßig umrühren: In den ersten Tagen werden die Schalen und Kerngehäuse noch an der Oberfläche treiben. Damit sie nicht schimmeln, ist es wichtig, ab und zu mit einem sauberen Löffel umzurühren
5. Fertig! 
Nach vier bis sechs Wochen ist der Essig dann fertig. Man erkennt das an dem typischen Geruch. Wenn man unsicher bist, kann man probieren, ob er stark genug ist. Danach das Ganze durch ein feines Sieb oder Passiertuch filtern und den fertigen Essig in sterile Flaschen abfüllen.