Ein Historiker, vier Bücher

Victor Neumann stellte Buchreihe vor

Der Historiker Victor Neumann bei der Vorstellung seiner Bücher im Barocksaal des Temeswarer Kunstmuseums
Foto: Zoltán Pázmány

„Die Versuchung des Homo Europaeus“, „Ideologie und Phantasmagorie“, „Volksstamm, Volk, Nation?“ sowie „Die Konzeptualisierung der Geschichte“ – diese vier Bücher (in rumänischer Sprache), das erste sogar in seiner vierten Auflage, hat der Historiker Victor Neumann, Professor an der West-Universität Temeswar und Direktor des hiesigen Kunstmuseums, kürzlich im Barock-saal des Museums vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine Buchreihe, die von dem rao-Verlag herausgegeben wurde, „eine der seltenen Anerkennungen, die einem Autor zu Lebzeiten gegönnt wird“, so Mircea Mihăieş, einer der drei Sprecher, die die Bücher vorgestellt haben: ein Literaturkritiker, eben Mircea Mihăieş, ein Historiker – Miodrag Milin, und ein Philosoph – Florin Lobonţ.

„Victor Neumann gehört zu einer kleinen, aber elitären Kategorie von Historikern, die die klassische, veraltete Geschichte, die sich auf die Abfolge der Ereignisse konzentriert, aufgegeben haben, und diese Ereignisse eben aus einer abstrakten Perspektive betrachten. Dieser Diskurs bedarf großer Gelehrsamkeit“, verdeutlichte Mircea Mihăieş. Der 1953 in Lugosch geborene Victor Neumann ist Historiker, Kulturphilosoph, Professor für moderne Geschichte Rumäniens und Europas an der West-Universität Temeswar und seit 2013 der Direktor des Kunstmuseums. Das Studium der Geschichte hat Victor Neumann in Klausenburg/Cluj absolviert, an die dortigen Professoren erinnerte sich Miodrag Milin, der ebenfalls dort studiert hatte und der mit Victor Neumann und anderen Forschern an dem vor Kurzem erschienenen Band über die „Geschichte des Banats“, koordiniert von Neumann, zusammengearbeitet hat: „Von seinen Professoren wie Pompiliu Teodor oder I. D. Suciu hat Victor das eine oder andere übernommen, er ist aber auf beruflicher Ebene ständig gewachsen. Sein Forschungsbereich ist die europäische Welt: Es ist ein Zufall, dass Victor Neumann in Temeswar lebt und forscht, er bewegt sich ebenso sicher auf dem Balkan oder in der deutschen Kultur“.

Florin Lobonţ erinnerte sich an die Zeit, als Geschichte und Philosophie an derselben Fakultät unterrichtet wurden: „Victor Neumanns Vorlesung zur Kulturgeschichte war eine der am besten besuchten“. Zum Schluss sprach der Autor selbst über die Bücher: „Es gefällt mir, narrative Geschichte zu schreiben, aber damit ich mich ausdrücken kann, muss ich die Begriffe erörtern. Jede Epoche hat ihre eigene Sprache, wir können nicht die Sprache eines Systems von vor über 100 Jahren benutzen, denn die Menschen haben Europa und die Nationen aus der damaligen Perspektive betrachtet. Wir denken im Einklang mit der heutigen Sprachnutzung. Deshalb sind mir eine konzeptuelle Geschichte sowie eine Geschichte der Konzepte wichtig. Der Historiker gibt nicht nur die Ereignisse wieder, sondern er ist auch ein Denker“.
Die Vorstellung der Bücher wurde von einem musikalischen Intermezzo mit den Solisten Alexandra Guţu (Cello) und Vlad Colar (Flöte) von der Temeswarer Philharmonie „Banatul“ begleitet. Diese haben ein Werk des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos interpretiert.