Ein historisches Ereignis für die europäische Kulturhauptstadt

Bundespräsident zeigte sich vom kulturellen Reichtum Temeswars beeindruckt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte u.a. die deutsche Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar, wo er sich mit Schülern des Abschlussjahrgangs der deutschen Spezialabteilung unterhielt. Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar – „Es ist ein historisches Ereignis. Es ist schon eher ungewöhnlich, dass der Bundespräsident beim Besuch eines anderen Landes an gleich drei Orten Halt macht. Das ist auch ein wichtiges Signal, wenn wir bedenken, was er in Temeswar besucht - ein Signal im Sinne der Würdigung der Vielsprachigkeit und der verschiedenen Religionen, die hier zusammen leben, aber auch ein Signal in Richtung junger Menschen, denn er besucht die Lenau-Schule, wo auch das deutsche Abitur abgelegt wird. In der Synagoge trifft er die deutsche und jüdische Gemeinschaft gleichzeitig“, sagte Ovidiu Ganț, Abgeordneter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, während des Besuchs des Bundespräsidenten Deutschlands, Frank-Walter Steinmeier, in der europäischen Kulturhauptstadt 2023. Ovidiu Ganț hatte den Bundespräsidenten auf seiner Rumänien-Reise begleitet. Zur Delegation des Bundespräsidenten gehörten die Staatsministerin für Eu-ropa und Klima im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann, sowie eine Delegation von Abgeordneten, Wirtschaftsvertretern und Kulturschaffenden aus Deutschland. Bundespräsident Steinmeier führte in Bukarest politische Gespräche und begab sich anschließend in Begleitung von Staatspräsident Klaus Johannis nach Hermannstadt/Sibiu (die ADZ berichtete), um von dort bereits am Donnerstagnachmittag nach Temeswar zu fahren.

In der europäischen Kulturhauptstadt 2023 legte der Bundespräsident kurz nach seiner Ankunft am Heldendenkmal der 1989er Revolution gegenüber der orthodoxen Kathedrale einen Kranz nieder und besuchte anschließend ein Konzert in der Philharmonie. Abends ging er noch spontan in die Innenstadt, wie der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz berichtete. „Der Bundespräsident war auf einem privaten Spaziergang und hat gesehen, wie viele junge Menschen hier sind und das ist eben ein Zeichen dafür, dass diese Kulturhauptstadt lebt und dass diese tolle Atmosphäre hier ansteckend ist“, sagte Bürgermeister Dominic Fritz. „Der Besuch des Bundespräsidenten ist ein Ausdruck dafür, dass Temeswar auf der Landkarte der europäischen Staatsmänner angekommen ist. Wenn ein deutscher Bundespräsident nicht mehr nur nach Hermannstadt reist, sondern auch nach Temeswar, dann bedeutet uns das etwas. Es bringt uns darüber hinaus eine zusätzliche Sichtbarkeit in den Medien. Temeswar hat so eine Dynamik, es ist eine spannende Stadt mit einer so reichen Geschichte, dass nach Temeswar kommen muss, wer Europa verstehen will“, fügte der Bürgermeister hinzu.

Am Freitagmorgen besichtigte der Bundespräsident den Hohen Dom zu Temeswar und die modernen Skulptur-Ausstellungen in der zeitweilig umfunktionierten U-Kaserne, um sich von dort zu Fuß zur deutschen Nikolaus-Lenau-Schule zu begeben. Im Innenhof der Lenau-Schule traf Steinmeier die Schulleitung und die Schüler und Unterrichtenden an der Deutschen Spezialabteilung. Von den jungen Menschen wollte er erfahren, was sie nach dem Abschluss machen wollen – die meisten planen, in Deutschland zu studieren, wie aus den Gesprächen hervorging. „Auch die vielen Schülerinnen und Schüler aus rumänischsprachigen Familien, deren Zahl größer ist, als jener aus deutschsprachigen Familien, werden an den Beziehungen unserer beiden Länder arbeiten und das macht mich ganz zuversichtlich“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiner den Medien gegenüber. Schließlich gab es ein Treffen mit Vertretern der deutschen und jüdischen Gemeinschaft in der Innenstädter Synagoge.

„Mein erster Besuch in Temeswar lädt zur Wiederholung ein. Ich bin beeindruckt vom kulturellen Reichtum dieser Stadt und freue mich über so viele Menschen, die sich als Brückenbauer zwischen Deutschland und Rumänien verstehen“, schrieb der Bundespräsident ins Goldene Buch der Stadt. Den Medien gegenüber sagte er u.a.: „Dies ist eine Region, in der seit Jahrhunderten Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Ethnien und vor allem unterschiedlicher Religionen zusammen gearbeitet und gelebt haben. Dass diese Zusammenarbeit auch weiter stattfindet, das habe ich in meinem letzten Gespräch mit der jüdischen Gemeinschaft und der deutschen Minderheit erfahren“.