Ein Schauspieler im Portrait

Temeswarer Schauspieler Colin Buzoianu

Der Schauspieler Colin Buzoianu Foto: Das Nationaltheater Temeswar

Unvermittelt hat sich Colin Buzoianu in der ersten Riege der Temeswarer Theaterschauspieler eingerichtet und ein ziemlich gutes Gespür dafür bewiesen, mit welchen Rollen er das erreichen kann. Nun soll Colin Buzoianu (33) auch als Filmschauspieler gefördert werden: Er wurde für das Projekt „10 für den Film“ nominiert. Buzoianu gehört hiermit zu den zehn talentiertesten Schauspielern der rumänischen Bühne, die vom 7. bis zum 9. Juni den Fachleuten der Filmwelt und dem Publikum im Rahmen der Rumänischen Filmtage vorgestellt werden. Das Projekt „10 für den Film“ fördert herausragende junge Theaterschauspieler, die bislang über keine Filmerfahrung verfügen. Die Projektteilnehmer werden an Treffen und Workshops mit dem Publikum, Journalisten, Regisseuren, Produzenten sowie Castingdirektoren teilnehmen. „Ich fühle mich geehrt und freue mich auf das Festival. Der Film ist eine neue Herausforderung, der ich mir gern stellen will“, so Colin Buzoianu.

Sieben Jahre war Buzoianu Schauspieler des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT), 2004 wechselte er dann zum Nationaltheater. „Wäre ich beim DSTT geblieben, so wäre ich wahrscheinlich ausgewandert. Als deutschsprachiger Schauspieler hat man die Möglichkeit, Projekte im Ausland zu bekommen und dort zu bleiben. Ich war aber nicht bereit, diesen Weg zu gehen und meine Familie zu verlassen. Deshalb habe ich mich für ein rumänisches Theater entschieden“, so Buzoianu. „Es war Optimismus und der Wunsch, das Temeswarer Publikum anzusprechen und in gewisser Weise zu beeinflussen“, fügt er hinzu. Die Erfahrung, in zwei Sprachen spielen zu können, bezeichnet er als einen seiner größten Vorteile: „Es hat mir sehr geholfen, beide Erfahrungen zu erleben. Das deutsche Theater beansprucht einen feineren Umgang mit dem Text. Dies hat mir weiterhin geholfen“, so der 33-Jährige.

Das Temeswarer Publikum kennt nun Colin Buzoianu aus den Produktionen des Nationaltheaters: Er spielt den Cassius in „Iulius Cäsar“, schlüpft in die Rolle des Präfekten Ştefan Tipătescu in der modernen Auffassung von „O scrisoare pierdută“ (Ein verlorener Brief) von I.L.Caragiale in der Regie von Ada Lupu und spielt den Laientänzer Ethan Girard im Musical „The Full Monty“ (deutsch: „Ganz oder gar nicht“), unter der Spielleitung von Răzvan Mazilu. „Musicals sind aufwendige Aufführungen. Da wird die Arbeit des Schauspielers verdreifacht. Man muss auf das Schauspiel achten, aber gleichzeitig auch auf das Musikalische und auf die Choreografie. Die Produktion von Răzvan Mazilu war eine große Herausforderung für mich. Ich würde gern auch in weiteren Musicals spielen“, so Buzoianu, der in einer Künstlerfamilie aufgewachsen ist.

Eine Lieblingsrolle kann er nicht nennen. „Bei allen ist die Freude, dass man auf der Bühne steht, gleich groß. Daher genieße ich meine Rollen gleichmäßig“, fügt er hinzu. An seine erste Rolle kann er sich nur vage erinnern: „Ich war ein Bäumchen in einer Kinderaufführung“, so Buzoianu lächelnd. Doch die erste Rolle, mit der er sich richtig auseinandersetzen musste, die kennt er noch genau: Es war die Rolle von Eilif in der DSTT-Produktion „Mutter Courage und ihre Kinder“, von Bertolt Brecht. „Die Spielleitung übernahm damals der Regisseur Victor Ioan Frunză, der mich sehr beeinflusst hat. Er ist ein Mensch, der jedem Schauspieler eine Richtlinie geben kann. Er bringt dir das Träumen bei, schafft aber gleichzeitig konkrete Welten, in die du als Schauspieler eintauchen musst“, schließt Colin Buzoianu. (as)