„Ein Segen für Siebenbürgen“

Saxonia-Stiftung feiert ihr 30-jähriges Gründungsjubiläum

Geschäftsführer Klaus Sifft begrüßte die Gäste in der Rosenauer evangelischen Kirche.

Dr. Johann Kremer stellt die Urkunde für Eszter Piroska vor.

Die evangelische Kirche in Rosenau war am Samstag, dem 24. September, der Treffpunkt der anlässlich des 30. Gründungsjubiläums der Saxonia-Stiftung eingeladenen Gäste. Es folgten der Einladung: Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Kerstin Jahn, Konsulin Deutschlands in Hermannstadt, Dr. Johann Kremer, Vorsitzender des Sozialwerkes der Siebenbürger Sachsen München, Thomas Laux, Projektleiter Baden- Württemberg International (BWI), Stuttgart, Ehrenmitglied der Stiftung, Mitglieder der Direktorien der beiden Saxonia-Stiftungen, der Kronstädter evangelische Stadtpfarrer Christian Plajer, Vertreter der Forums-Schwesterstiftungen, von Saxonia geförderte Unternehmer.

Saxonia-Geschäftsführer Klaus Sifft (seit 2014 im Amt als Nachfolger des ersten Geschäftsführers der Stiftung, Karl Arthur Ehrmann) begrüßte die Gäste in Deutsch und Rumänisch und stellte die Tätigkeit der Stiftung kurz vor. Er unterstrich den besonderen Platz, den diese Stiftung einnimmt: „Das Erfolgsprojekt der Saxonia-Stiftung ist in Europa einzigartig. Innerhalb der Stiftung gibt es eine enge Verbindung zwischen evangelischer Kirche und Deutschem Forum, welche sonst praktisch nicht vorzufinden ist. Dies ist möglich, weil diese beiden Institutionen als Stützpfeiler dieser Minderheit gelten. Hier wird praktisch Hand angelegt, um der siebenbürgisch-sächsischen Minderheit zu helfen. Diese Hilfen sind sowohl auf sozialer Ebene als auch auf wirtschaftlicher Ebene zu finden.“

Die folgenden Grußworte boten die Gelegenheit zu einem „Blick in die Vergangenheit“ mit einer Perspektive („einer Brücke“) zur Zukunft, wie Dagmar Hübner, Vorsitzende der 2008 entstandenen Saxonia-Transilvania-Stiftung unterstrich. Mehrfache Krisen auf internationaler Ebene, eine zweistellige Inflation bereiten gegenwärtig Sorgen. Da seien Zuversicht und Kraft gefragt, die Konsulin Kerstin Jahn der Saxonia wünschte. Und Vertrauen auf Gottes Hilfe, der die Tüchtigen und Aktiven sieht und segnet, wie Bischof Reinhart Guib in seinem Grußwort unterstrich, das als Ausgangspunkt die Losung des Tages hatte, welche über „Leute, die träge auf ihren Hefen liegen“, spricht. Die Saxonia-Stiftung hat seit ihrer Gründung in der Tat viel Gutes getan – sei es als soziale Hilfe für Bedürftige und ehemalige Russlanddeportierte, sei es durch Unterstützung für die Gründung kleiner und mittlerer Unternehmen und die Schaffung tausender Arbeitsplätze in den Reihen der deutschen Minderheit und ihres Umfeldes, wie es in der Ansprache von Dr. Paul Jürgen Porr vermerkt wurde. Die Gründung der Stiftung vor drei Jahrzehnten erfolgte zu einem schwierigen Zeitpunkt, als vor allem in den Dörfern die sächsische Gemeinschaft auseinander brach, weil die meisten Sachsen sich für einen Neuanfang in Deutschland entschieden. So gesehen herrschte damals eine „Endzeitstimmung“ wie Martin Bottesch unterstrich; „ein buntes Durcheinander“ in den Hilfeleistungen aus dem Ausland, wobei vor allem Freiwillige aktiv waren. Die Gründung der Saxonia-Stiftung war entscheidend für eine bessere Verteilung der deutschen und österreichischen Hilfsfonds aufgrund von Anträgen an die Stiftung. So konnte „schnelle Hilfe und unkomplizierte Unterstützung“ geleistet werden, wie Konsulin Jahn unterstrich, die diese Zeit  als von einer „Aufbruchstimmung“ charakterisiert sieht. Dass der Aufbruch in Richtung Deutschland ging, stellte die Gemeinschaft in Gefahr und vor schwere Herausforderungen. Die Gründung der Stiftung konnte mit Unterstützung des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, die eine Vermittlerrolle zwischen dem Verband der Siebenbürgen Sachsen in Deutschland (damals noch als „Landsmannschaft“ bekannt) und den deutschen Behörden spielte, mit Hilfe der evangelischen Kirche und des Siebenbürgenforums zustande kommen und bedeutete als „Hilfe zur Selbsthilfe“ Ermutigung und Festigung der Gemeinschaft in allen ihrer Stufen (unter den nicht ausgewanderten Sachsen, mit den in Deutschland lebenden Landgenossen, mit dem andersnationalen Umfeld). Konsulin Jahn erinnerte in diesem Kontext auch an den vor 30 Jahren abgeschlossenen deutsch-rumänischen Freundschaftsvertrag, ein „wegweisender Vertrag“. Dass die für soziale Belange zuständige „alte“ Saxonia ab 2015 landesweit die für die Förderung von Lehrkräften im deutschsprachigen Schulwesen Rumäniens zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel der Bundesrepublik Deutschland verwaltet, kann ebenfalls als Festigung der Beziehungen zwischen der deutschen Minderheit und der rumänischen Mehrheit gelten, da gemeinsame Sprachkenntnisse verbindend wirken.

Für ihre verdienstvollen Leistungen verdiene das kleine Saxonia-Team (Geschäftsführer, Sekretärin, Buchhalterin, Fahrer) volle Anerkennung und Lob. Thomas Laux sprach ihnen seinen Respekt aus für ihr „zuverlässiges, engagiertes und präzises Handeln“ und wünschte der Stiftung weiterhin „viel Erfolg und die Möglichkeit Gutes zu tun“.

Dr. Johann Kremer konnte im Auftrag des Verbandes der Siebenbürger Sachsen dieser Wertschätzung einen konkreten Ausdruck verleihen. Er überreichte der seit der Gründung  als Sekretärin der Stiftung tätigen Eszter Piroska (geb. Sommerauer) die Anerkennungsurkunde des Verbandes „als Dank für ihre Leistung und Bestätigung der besonderen Verdienste“. Frau Piroska dankte dafür und äußerte ihre Überraschung über diese Auszeichnung. Sie habe nur ihre Arbeit getan und das auf liebevolle Art und wolle das weiterhin tun. Dem Geschäftsführer Klaus Harald Sifft verlieh der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland das „Goldene Ehrenwappen“ des Verbands „in Würdigung seines unermüdlichen Einsatzes im Dienste unserer siebenbürgischen Gemeinschaft“. Dr. Kremer überreichte die Urkunde und heftete die Insigne an unter dem Beifall der Anwesenden.

Eszter Piroska verlas abschließend die Grußbotschaft, die Frau Margret Däuwel (91) anlässlich des Jubiläums an die Saxonia-Stiftung richtete. Das Ehepaar Margret und Heinrich Däuwel war bis 2015, als Heinrich Däuwel verstarb, einer der Hauptsponsoren der Stiftung. Fräu Däuwel bezeichnete die Stiftung als „einen Segen für Siebenbürgen“. Als wichtigster Partner ihrer Hilfsaktionen für Siebenbürgen erwies sich die Stiftung stets als „ehrlich und korrekt“. Über das vom Ehepaar Däuwel eingeleitete Patenschaftsprojekt wird diese Beziehung auch heute noch weitergeführt. Außer dem Ehepaar Däuwel hatte Geschäftsführer Klaus Sifft stellvertretend für die Bedürftigen und Empfänger  der Hilfen auch folgenden Personen und Behörden seinen besonderen Dank ausgesprochen: Familie Krauss sowie die Kirchengemeinde St. Englmar, das Bundesministerium des Inneren, das Bundesverwaltungsamt, die Deutsche Botschaft in Bukarest, das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in München, das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in Salzburg, die Lionsclubs Hamburg und Ansbach, die Neue Kronstädter Zeitung.

Die Grußworte hatten auch eine außergewöhnliche musikalische Begleitung. Die musikalischen Einlagen (Porumbescu, Vitali, Massenet, Paganini, Bartók) bestritt der in den Niederlanden ansässige R˛zvan Stoica auf einer Stradivarius-1729-Violine in der Klavierbegleitung seiner Schwester Andreea Stoica .

Die Jubiläumsfeier fand anschließend in dem Saxonia-Haus in der Caraiman-Straße ihre Fortsetzung. Im Konferenzraum konnte eine Foto-Ausstellung besichtigt werden, die mit älteren und aktuellen Fotos die Tätigkeit der Stiftung, die Mitarbeiter von früher und von heute, Listen mit Hilfsaktionen und Spenden veranschaulichte. Ausgestellt waren die im Abstand von fünf Jahren erschienenen Jubiläums-Festschriften der Stiftung, Fotos einiger Saxonia-Projekte und ihrer Nutznießer, Dankschreiben an die Stiftung seitens Lehrer, die im Förderprogramm aufgenommen sind. Bei einem Festessen konnten abschließend Gespräche geführt, Erinnerungen aufgefrischt und Gedanken ausgetauscht werden.