Ein zu großer Hut

Status von sechs Temescher Städten und zehn Gemeinden muss angepasst werden

Nicht alles in den Ortschaften Rumäniens, so auch in denen des Kreises Temesch, entspricht leider ad literam dem Gesetz. Man ziehe z.B. nur die gesetzlichen Kriterien und Bedingungen der Klassifizierung in Munizipien (94), Städte (320), Gemeinden (2859) und Dörfer (10.500) in Betracht. Laut Gesetz 100/2007 wird als wichtigste Bedingung die verzeichnete Einwohnerzahl stipuliert: 1500 Einwohner für eine Gemeinde, 10.000 für eine Stadt und 40.000 Einwohner für ein Munizipium. Demgemäß entsprechen nicht alle der insgesamt 320 Städte und 2859 Gemeinden des Landes ihrem derzeitigen offiziellen Status. 1054 rumänische Gemeinden, das heißt fast die Hälfte aller Gemeinden (Einwohnerzahl von 1000 bis 3000 Personen) entsprechen zum Teil nicht dem Gemeindestatus oder erfüllen derzeit nur minimale Gesetzesbedingungen.

So auch etliche der rumänischen Städte. Die diesbezügliche Situation der Ortschaften des Kreises Temesch, mit einer Fläche von 8696,7 Quadratkilometern und über 650.000 Einwohnern größter Landkreis Rumäniens, auch einer der wirtschaftlich höchstentwickelten Kreise, bildet da keine Ausnahme: Von den acht Städten - Temeswar und Lugosch sind Munizipien mit 319.000 bzw. über 47.000 Einwohnern - entsprechen derzeit sechs nicht den gesetzlichen Vorschriften: Busiasch (8347), Tschakowa (5388), Detta (7614), Fatschet (7598), Gataja (6203), Rekasch (9473). Lediglich die Kleinstädte Hatzfeld und Großsanktnikolaus mit 13.595 bzw. 14.654 Einwohnern entsprechen derzeit den gesetzlichen Anforderungen als Stadt.

Hauptverantwortlich dafür ist die 2004, nicht aus Verwaltungs- sondern eher aus politischen Gründen, erfolgte Aufstufung zahlreicher rumänischer Ortschaften, vor allem vom Dorfstatus zu dem der Gemeinde und vom Gemeindestatus zu dem einer Stadt. Damals wurden im Kreis Temesch (derzeit 89 Gemeinden) die drei Gemeinden Tschakowa, Gataja und Rekasch zum Stadtrang erhoben und 12 Dörfer bzw. Birda, Checea, Dudeştii Noi, Fibiş, Ghilad, Gottlob, Großjetscha, Paratz, Pădureni, Saravale, Alexanderhausen und Tomnatic erhielten den Gemeindestatus. Seit 2004 erhielten auch die Dörfer Valcani (2005), Livezile (2006) und Bucovăţ (2007) den Gemeinderang. Die Unstimmigkeiten, die die Behörden selbst jetzt einige Monate vor den neuen Lokalwahlen im Juni 2016 scheinbar kaum stören, gibt es auch bei den Temescher Gemeinden, für die ihr Status schon seit Jahren einen zu großer Hut darstellt : Zehn Gemeinden haben nur eine Einwohnerzahl von 300 bis 1397 Personen. So Bara (326), Bogda (413), Brestovăţ (699), Curtea (1273), Giseladorf/Ghizela (1205), Gier (1451), Ohaba Lungă (1018), Pietroasa (1070), Secaş (388) und Valcani (1397), sollten also offiziell Dörfer sein. Hingegen sollte die fünf Kilometer von Temeswar entfernte stark urbanisierte Randgemeinde Giroc, die derzeit 10.502 Einwohner zählt, schon längst den Stadtstatus erhalten haben.

Ein zusätzlicher Grund für den Status Quo, für das Ausbleiben jeder Änderung im Status der Städte, Gemeinden und Dörfer in den letzten Jahren, sind wahrscheinlich auch die durch das Gesetz von 2007 gegebenen strengeren Kriterien: Ein Dorf, das Stadt werden möchte, hat acht Kriterien, eine Gemeinde, die den Stadtstatus anpeilt, hat gar 17 Kriterien zu erfüllen. Trotzdem wünschen sich die Bewohner zahlreicher Städte und Gemeinden, so auch die etlicher Temescher Ortschaften, eigentlich eher wie früher wieder in einer Gemeinde bzw. einem Dorf zu wohnen, also eine Rückstufung ihrer Ortschaft, da man in diesem Fall als Steuerzahler mit kleineren Lokalgebühren und -steuern billiger leben und wohnen könnte. Kein besonderes Interesse haben daran selbstverständlich die Beamten aus der meist überdimensionierten Lokalverwaltung - in der Kleingemeinde Bara mit 300 Einwohnern sitzen beispielsweise zehn Beamte im Rathaus -, die um ihre guten Stellen und Gehälter bangen.