Elektrische – das Ende einer Ära, die 1904 begann

Letzte Hermannstädter Straßenbahnwagen wurden Răşinari abgegeben

Die Straßenbahn verkehrte einst durch Heltauer- und Sporergasse (im Bild) zum Bahnhof.

Der hergerichtete Straßenbahnwagen diente zuletzt kulturellen und touristischen Zwecken.
Foto: blog Răzvan Pop, Archiv

Hermannstadt - Ende 2012 hatte der Stadtrat von Hermannstadt/Sibiu beschlossen, die noch vorhandenen Straßenbahnwagen der Gemeinde Răşinari zu überlassen zusammen mit dem Angebot, die Schienen vom Zoologischen Garten im Jungen Wald/Pădurea Dumbrava 20 Jahre lang kostenlos zu nutzen. Kürzlich fand nun die Übergabe der fünf Wagen sowie eines Nutzfahrzeugs als auch der Schienen, des elektrischen Netzes und sonstigen Zubehörs vom bisherigen Betreiber, dem Hermannstädter Unternehmen für öffentlichen Nahverkehr Tursib, an das Rathaus von Răşinari statt. Der Inventarwert: zirka 110.000 Lei. Die Straßenbahnwagen stehen nun bei der Einfahrt ins Nachbardorf, bis Ende März sollen die Schienen vom bisherigen Standort im Depot von Tursib bis zum Zoologischen Garten entfernt werden. In Răşinari wurde mit dem Bau eines Gebäudes begonnen, wohin der Transformator und die sonstigen für den Straßenbahnbetrieb notwendigen Anlagen übersiedelt werden sollen. Nach Aussagen von Bucur Bogdan, dem Bürgermeister von Răşinari, gegenüber einer lokalen Online-Publikation, soll die Straßenbahn künftig zu touristischen Zwecken genutzt werden. Hierfür sei jedoch zunächst eine Investition von ca. 80.000 bis 100.000 Euro nötig, wofür europäische Töpfe angezapft werden sollen. Für den täglichen Personenverkehr eignet sich die Straßenbahn nicht, da sie viel zu langsam ist, weswegen die Fahrgäste Busse oder Pkws nutzen.

Die Strecke Junger Wald – Răşinari wurde 1948 in Betrieb genommen. Es war die letzte Erweiterung des Hermannstädter Straßenbahnnetzes und sie blieb das letzte Stück, auf dem die Tram seit 1972 noch verkehrte. In den vergangenen Jahren wurde sie jedoch bloß zu touristischen oder kulturellen Fahrten eingesetzt. Das Radu-Stanca-Theater hatte zwei Stücke in der Straßenbahn inszeniert und gespielt.
Wie der Webseite von Tursib zu entnehmen, begann der von Elektrizität betriebene Personenverkehr in Hermannstadt im Jahr 1904 mit vier Omnibussen – noch ohne Schienen. Weil die damaligen Busse bei Regen und Glätte rutschten, wurde 1905 von einer Budapester Firma die erste Straßenbahnlinie angelegt. Das Netz verband bald die wichtigsten Knotenpunkte der Stadt miteinander. Bereits seit 1910 konnte man bis zum Jungen Wald fahren und seit 1929 zum Bahnhof Neppendorf/Turnişor. 1966 wurde die Linie von diesem Bahnhof zum Zibinsmarkt entfernt und im Jahr danach jene vom Zibinsmarkt zum Hermannstädter Hauptbahnhof. Nach und nach mussten alle Schienen dem zunehmenden Automobilverkehr weichen und es blieb nur jene vom städtischen Friedhof nach Răşinari erhalten. Für den Verkehr ins Nachbardorf bekamen deren Betreiber 1995 aus der Schweiz Bahnen geschenkt, die mit vier Elektromotoren von je 65 PS ausgestattet waren. Einer dieser Tramwagen wurde in ein fahrendes Restaurant umgewandelt, das zu touristischen Zwecken gemietet werden kann.