Erfolgreiches Mittelalterfestival

„Cetăţi Transilvane“ lockte letztes Wochenende zahlreiche Besucher in die Innenstadt

Zahlreiches Publikum bei der Eröffnungsparade in der Heltauer Gasse/Bulevardul Nicolae Bălcescu

Kinder hatten die Möglichkeit, sich in verschiedensten Künsten zu üben, wie hier im Bogenschießen.

Eine Hauptattraktion für Kinder waren die Holzkarussells auf dem Großen Ring.

Kampfvorführungen gab es fast durchgehend in den mittelalterlichen Lagern der Reenactment-Kompanien.

Mittelalterliche Tänze führte die Gruppe „Saltarello“ am Sonntagabend mitten in der Menschenmenge auf.
Fotos: Eveline Cioflec (3), Ovidiu Matiu (2)

Hermannstadt – Das Mittelalterfestival „Cetăţi Transilvane“ (Siebenbürger Burgen) bot bei der diesjährigen, 17. Folge am vergangenen Wochenende mit 123 Veranstaltungen ein vielseitiges Angebot für Groß und Klein. An drei Tagen konnten auf dem Großen Ring von zahlreichen Künstlern und Handwerkern belebte interaktive Ateliers, mittelalterliche Zeltlager, eine Werkstatt der Wandergesellen, Rekonstruktionen mittelalterlicher Burgen und Lager, Schauplätze für Schwertkämpfe, Tänze oder Bogenschießen bestaunt werden. Künstler auf Stelzen oder in mittelalterlichen Kostümen mischten sich unter die zahlreichen Besucher, Händler boten Delikatessen und Souvenirs in der den Platz abgrenzenden Holzhäuschenreihe an. Durch das dichte Programm der Vorführungen gab es zu jeder Stunde der drei Tage Einblicke in das mittelalterliche Alltagsleben mit Bogenschießen, Schwertkämpfen, Tänzen, Eisenschmieden und Musik. Etwa 30.000 Zuschauer zählte das Festival.

Bei der Eröffnungsparade am Freitagabend, die vom Zimmermannsturm über die Heltauer Gasse/Bulevardul N. B˛lcescu auf den Großen Ring führte, war das zahlreiche Publikum insbesondere von den prächtigen Reitpferden des Reitclubs Transylvania, die heuer zum ersten Mal am Festival teilnahmen, fasziniert. Einen weiteren erfolgreichen Auftritt hatten diese am zweiten Tag, als sie die Fahnenjongleure von der Hermannstädter Künstlergruppe Argotica bei einem Aufmarsch durch die Heltauer Gasse begleiteten. Viele Angebote gab es in diesem Jahr für Kinder. Diese durften in sieben interaktiven Ateliers malen, musizieren, Tonerde modellieren, jonglieren, auf Stelzen gehen und vieles mehr. Auch wurden für sie acht Puppentheatervorstellungen im mittelalterlichen Schlösschen auf dem Großen Ring gegeben, aufgeführt von unabhängigen Künstlern, dem Theater „Noua Acropolă“ aus Temeswar/Timişoara, dem Straßentheater Kronstadt (Teatrul de stradă Braşov) und der Kompanie für interaktives Theater Bukarest. Eine besondere Attraktion für die Kleinen waren die von der Kompanie Szelkakas aus Ungarn bereitgestellten drei Holzkarussells mit Weidenkörben, die von Hand gedreht wurden, und bei der großen Nachfrage kaum zum Stehen kamen.

Vorträge zu Themen mit Bezug auf das Mittelalter hielten abseits vom regen Treiben, im Ethnographische Museum „Franz Binder“ (Haus Hermes) auf dem Kleinen Ring/Piaţa Mică, die Historiker Prof. Dr. Zeno Pinter sowie Răzvan Pop, die Ingenieure Liliana Bratu und Laurenţiu Lancea, der Arzt Alexandru Păunescu, die Philologin Monica Varga, die Anthropologin Florinela Anca Vasilescu und die Biologin Carmen Chifiriuc. Der Historiker Răzvan Pop bot zudem zwei neunzigminütige Führungen durch die Altstadt. Im Rathausturm konnte auch die Rekonstruktion einer Hinrichtung besichtigt werden. Schwung auf die Bühne brachte der Auftritt der Musikgruppe „Cimpoierii din Transilvania“ (Die Dudelsackspieler aus Siebenbürgen) am Samstagabend. Am Freitag- und am Sonntagabend spielte die seit zehn Jahren bestehende mittelalterliche Rockband Obscurus Orbis aus Lettland. Zum Abschluss am Sonntag führte auch die rumänische Gruppe für mittelalterliche Tänze Saltarello ihr Können auf dem Großen Ring vor, mitten in der Menschenmenge. Die Hermannstädter Gruppe „Crisipus - The Art of Fire“ beeindruckte mit einem Feuerwerk zu live gespielter Musik von „Djembe România”

An den drei Tagen brutzelte es unentwegt in den in diesem Jahr reicher bestückten Imbissstuben. Einer der bekanntesten Küchenchefs Rumäniens, Radu Zărnescu, bereitete gemeinsam mit der Kochgruppe Masters of Flames leckere Gerichte für den großen oder kleinen Hunger zu. Die Reenactment-Gruppe Anacronism bot Samstagmittag auch eine mittelalterliche gastronomische Demonstration an. Auftritte auf der großen Bühne auf dem Großen Ring wurden von den Schauspielern des Radu-Stanca-Theaters Emöke Boldizár und Bogdan Sărătean sowie Aleisha Gardner, der aus Neuseeland stammenden Choreographin und Balletttänzerin des Hermannstädter Balletttheaters, auf Deutsch, Rumänisch und Englisch präsentiert. Wie angekündigt, soll das Festival auch im kommenden Jahr am letzten Wochenende im August stattfinden. Das Festival wird seit sechzehn Jahren vom Kulturhaus Hermannstadt organisiert, unterstützt vom Stadtrat Hermannstadt und dem Rathaus Hermannstadt.