Erschöpft im Dezember?

Tipps gegen den Jahreswechsel-Burnout

Stress und Schlaflosigkeit kommen immer zusammen.

Die vielen Termine und To-Do Listen können manchmal überwältigend sein.

Einfach mal keine guten Vorsätze fassen...

Ein Nachmittag in der Redaktion. Heute ist Abgabetermin für eine Reportage und es fällt mir schwer, den ersten Satz zu schreiben. Es macht einfach keinen Spaß mehr und scheint eine Qual. Ich gerate in Panik, denn die Zeit vergeht und ich habe noch immer kein Wort geschrieben. Dann fange ich endlich an, doch es geht sehr langsam. Ich schreibe einen Satz, dann suche ich im Internet nach einer Information und eine halbe Stunde später ertappe ich mich selbst dabei, wie ich in verschiedenen Online-Shops nach Schuhen suche. Die Konzentration ist im Eimer, die Inspiration hat mich endgültig verlassen und ich fühle mich wie ein Gummiband, das sich dehnt und dehnt.

Drei Uhr morgens. Ich liege im Bett, die Gedanken kreisen und halten mich wach. In ein paar Stunden muss ich schon aufstehen und leistungsfähig sein. Doch ich wälze mich im Bett hin und her, bis es draußen hell wird. Ich gehe in Gedanken eine Liste durch mit Sachen, die ich noch erledigen muss. Und die ich natürlich nicht erledigen werde, weil ich zu gestresst bin. Nach drei aufeinanderfolgenden schlaflosen Nächten wird die Panik noch größer und ich frage in der Apotheke nach Schlafpillen mit Baldrian. Sie helfen mir, einzuschlafen, doch nur für ein paar Stunden, denn mitten in der Nacht bin ich plötzlich wieder hellwach.

Noch wenige  Tage bis Weihnachten und eine Woche bis zum Urlaub. Ich kann mich nicht entspannen. Ich war zwei Mal im Massage-Studio, schlucke Magnesium-Pillen und Vitamin D, versuche, so viel wie möglich von der To-Do-Liste abzuhaken, sage „nein” zu mehreren Projekten im nächsten Jahr. Trotzdem fühle ich mich überfordert. Ich freue mich gar nicht so richtig auf die Feiertage.

Wem die oben beschriebenen Situationen bekannt vorkommen, leidet wahrscheinlich an Burnout. Besonders im letzten Monat des Jahres trifft es viele Menschen, denn pünktlich zum Jahreswechsel steigt auch oft der Stresspegel in schwindelerregende Höhen. Schlaflosigkeit trotz Müdigkeit, das Gefühl der Auswegslosigkeit oder gar Panik sind typische Warnsignale. Was man dagegen tun kann? Hier ein paar nützliche Tipps.

Gute Vorsätze im Neuen Jahr vergessen

Kaum hat man Weihnachten und Silvester hinter sich, nimmt man schon das Neue Jahr ins Visier - immer voller Erwartungen, Hoffnungen und Träume. „Wir wünschen ein besseres Jahr”, so lauten die Glückwünsche. Und dann fängt man an, eine Liste mit Vorsätzen zu schreiben. Mehr Sport treiben, das Rauchen aufgeben, viel mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen. Doch schon in den ersten Tagen liegt man faul und unzufrieden auf dem Sofa, weil man überhaupt keine Energie mehr hat. Anstatt sich auf neue He-rausforderungen zu freuen, sammelt man gute Vorsätze, um das kommende Jahr noch besser zu machen – und setzt sich so selbst gehörig unter Druck. Da ist Stress bereits vorprogrammiert, noch bevor das neue Jahr überhaupt begonnen hat. Vielleicht sollte man einmal versuchen, überhaupt keine Vorsätze zu haben. Denn manchmal ist es genau der Vorsatz, weniger Stress zu haben, der besonders viel Stress auslöst. Denn steigen der Erwartungsdruck und der Drang, sich selbst zu optimieren, ist es mit der Ruhe und Ausgeglichenheit schnell vorbei. Man sollte sich klar machen, dass der Mensch nicht jedes Ziel erreichen muss oder kann. Denn er ist keine Maschine. Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, braucht dafür keinen Jahreswechsel, sondern nur genügend Motivation. Und Sport müsste man ohne Druck treiben, damit er Spaß macht.

Auf Hormone achten und Schilddrüsenwerte prüfen

Hormone sind treibende Stoffe in unserem Körper. Ist der Spiegel von bestimmten Hormonen zu niedrig, fehlt uns im wahrsten Sinn des Wortes die Energie. Und wer im Beruf ständig auf 100 läuft und von dem Höchstleistungen erwartet werden, der sollte ganz besonders auf einen optimalen Hormonstatus in seinem Körper achten. Wer Müdigkeit, Abgespanntheit, Erschöpfung bis hin zum Burnout bei sich bemerkt, sollte in jedem Fall einen schnellen Hormon-Check machen lassen. Das ist ein einfacher Speicheltest, der klar aufzeigt, welche der Energie-Hormone im Keller sind. Wenn man das weiß, kann dagegen gearbeitet werden. Durch natürliche und ganzheitliche Strategien lässt sich die Hormoneproduktion oft wieder ankurbeln. Hormone müssen in Korrelation mit gesunden, alters- und geschlechtsspezifischen Vergleichswerten stehen. Wenn dort alles passt, können auch noch die Schilddrüsenwerte im Blut gemessen werden. Wenn alle Werte auf dem Tisch liegen, wird durch natürliche Intervention der Hormonstatus im Körper wieder in Einklang gebracht.

Auf Warnsignale des Körpers achten

Innere Unruhe und Überlastung zeigen sich durch Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Atembeschwerden, Rückenbeschwerden und Magenprobleme. Wer die Signale seines Körpers richtig zu deuten weiß, kann aus der „Stressspirale“ frühzeitig aussteigen. Gönnen Sie sich eine Auszeit. Auch wenn der Termindruck enorm groß ist. Und falls es auch dann nicht funktioniert, versuchen Sie es mit Heilpflanzen aus der Apotheke. So wirkt Lavendelöl effektiv bei innerer Unruhe, Angstgefühlen und Schlafstörungen.

Für einen besseren Schlaf

„Ruh dich mal ein bisschen aus”, raten Freunde und Familie, wenn man über Burnout klagt. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn wenn man Stress hat, kann man nicht gut schlafen. Die häufigsten Ursachen für Schlafstörungen sind erwiesenermaßen seelischer Natur. Das heißt, der Leistungsdruck und die Alltagssorgen führen dazu, dass Körper und Geist nicht zur Ruhe kommen. Es gibt dabei aber auch eine gute Nachricht: Menschen sind Profis im Wiedereinschlafen. Jeder Mensch wacht pro Nacht bis zu 30 Mal auf – und schläft meistens sofort wieder ein. Wir vergessen es nur gleich wieder, da wir uns nur an die Wachphasen erinnern, die mindestens eine bis drei Minuten lang sind. Das nächtliche Aufwachen hat vermutlich eine evolutionäre Bedeutung: Auf diese Weise konnte man sich davon überzeugen, dass die Umgebung noch warm und sicher ist. Mehrmaliges Aufwachen in der Nacht ist also genetisch bedingt. Unser Schlafzyklus ist darauf eingestellt – das Aufwachen gehört zu einem gesunden Schlaf dazu und ist nichts Ungewöhnliches. Wenn Sie mit dieser Einstellung das nächtliche Wachwerden als etwas Natürliches betrachten, ist das bereits der erste Schritt, schnell wieder einzuschlafen. Bleiben Sie entspannt und vermeiden Sie unbedingt den Blick auf das Handy! Wer anfängt, hin und her zu rechnen, wie viel Schlaf ihm noch bleibt, gerät schnell in Missstimmung über die Situation – und das behindert das Einschlafen. In der Regel handelt es sich bei nächtlichen, kreisenden Gedanken um vorübergehende Störungen aufgrund eines bestimmten Anlasses: Prüfung, Beziehungsstreit, Stress und Zeitdruck im Beruf. Solche Schlafstörungen stellen sich in der Regel von alleine wieder ein, wenn sich der entsprechende Anlass erledigt hat.

Unbedingt „Nein“ sagen lernen

Am Ende des Jahres häufen sich die Aufgaben. Manchmal fällt es schwer, auch einmal „Nein“ zu sagen, aber seien Sie sicher: Ihr Gegenüber wird Sie nicht hassen, wenn Sie nicht bei jeder Aufgabe dankend mit dem Kopf nicken und vor Stress kaum noch atmen können. Manchmal ist es sogar sinnvoll, Aufgaben abzugeben. Denn geht einmal etwas schief, tragen Sie nicht allein die Verantwortung. Gehen Sie achtsam mit sich um und überfordern Sie sich nicht. So haben Sie mehr Zeit, die schönen Ereignisse des Jahres noch einmal Revue passieren zu lassen.

Lachen nicht vergessen!

Lachen ist die beste Medizin! Das ist nicht nur eine Redensart. Denn Wissenschaftler konnten in den vergangenen Jahren zeigen: Lachen hat eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf den Körper. Lachen wirkt spontan und chaotisch, ist aber ein äußerst koordinierter Prozess. Es aktiviert nicht nur im Gesicht verschiedene Muskeln, sondern im ganzen Körper – allein an Zwerchfell und Bauch sind es etwa 80 Stück. Lachen wirkt sich auch beruhigend auf die Nerven aus. Lachen ist gesund und ein wahrer Balsam für die Seele. Denn beim Lachen werden Glückshormone, sogenannte Endorphine, ausgeschüttet. Sie gehören zu den natürlichen Stimmungsaufhellern. Zudem wird beim Lachen gleichzeitig die Adrenalin-Produktion unterdrückt. So können Sie ganz gelassen ins Neue Jahr kommen. Und auch wenn schon im Januar die To-Do-Liste immer länger wird und das Ende des Tunnels nicht in Sicht ist, nehmen Sie es mit Humor. So geht alles viel leichter. Einen guten Rutsch ins Neue Jahr!