Erste Group will Anteile an BCR erhöhen

Annäherung zwischen Erste Group und Minderheitsaktionären im Streit um Börsengang

Bukarest - Im Tauziehen um den Börsengang der BCR hat der österreichische Mehrheitsaktionär Erste Group einen entschiedenen Schritt getan. Laut Wirtschaftszeitung „Ziuarul Financiar“ hat die größte österreichische Bank den fünf Investmentgesellschaften, den sogenannten SIFs (Societãti de Investitii Financiare), ein Kaufangebot unterbreitet. Die fünf Fonds (SIF Banat-Crisana, Transilvania, Moldova, Oltenia und Muntenia) halten zusammen etwa 30 Prozent der Anteile, wobei jeder der Fonds zu gleichen Teilen von etwa 6 Prozent beteiligt ist.

Die Erste Group bestätigt die laufenden Verhandlungen. Im Jahr 2006 haben die Österreicher für rund 3,75 Milliarden Euro fast 70 Prozent der Banca Comercialã Românã übernommen. Für den rumänischen Staat war es eines der profitabelsten und transparentesten Privatisierungsgeschäfte. Damals verpflichtete sich die Erste Bank AG, die BCR bis spätestens Oktober 2009 an die Börse zu bringen, damit die fünf Fonds ihre Aktien bei Bedarf gewinnbringend verkaufen können. Aufgrund der unsicheren Marktsituation und Liquiditätsengpässen nach der Finanzkrise wurde im August 2009 eine Nachfolgevereinbarung getroffen, die den Börsengang um zwei Jahre verzögern sollte.

Nun stehen die Vertragspartner wieder vor Verhandlungen. Die Erste Bank will die Listung an der Bukarester Börse um jeden Preis verhindern. „Das Beispiel Petrom hat gezeigt, dass der Markt noch nicht so weit ist“, ließ ein Sprecher in Wien verlauten. Andreas Treichel, Vostandsvorsitzender der Erste Group, sagte, eine solche Aktion sei nicht notwendig und würde die gesamte Bankengruppe negativ beeinflussen. Bereits Anfang dieses Jahres äußerte sich auch BCR-Chef Dominic Bruynseel skeptisch. Vor einem Börsengang müsse die Bank noch größer und liquider werden, erklärte er. Was den Fortschritt der Verhandlungen betrifft, halten sich Erste Bank sowie Vertreter der Fonds bedeckt. Ioan Cuzman, Präsident der Investmentgesellschaft Banat-Crisana, glaubt aber, dass die Verhandlungen in „einem, höchstens zwei Monaten abgeschlossen sein werden.“ Zuletzt ließ die Erste Group verlauten, dass die Verhandlungen bis spätestens Ende dieses Jahres abgeschlossen werden.

Vieles deutet darauf hin, dass die Erste Group ihre Anteile an der BCR erhöht und die Investmentgesellschaften ihren Ausstieg vorbereiten. Die Bank werde, wenn das Geschäft in trockenen Tüchern ist, mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen.
Die Bilanzsumme der größten rumänischen Bank liegt bei 16,1 Milliarden Euro. Dazu kam 2010 ein Reingewinn von 110 Millionen Euro, der aber laut Expertenmeinung noch 50 Prozent höher liegen könnte, wenn die Bank ihr volles Potential ausschöpft. Die Zeitung „Ziuarul Financiar“ schätzt den Börsenwert der BCR derzeit auf 3 bis 3,3 Milliarden Euro. Der 30 Prozentanteil, den Investmentfonds halten, hätte demnach einen Wert von etwa einer Milliarde Euro.