Es war einmal Elba am Temeswarer Nordbahnhof

Industriegeschichte der Stadt wird zu Schutt und Asche

Temeswar – Drei Gebäude der Fabrik Elba in unmittelbarer Nähe des Nordbahnhofs Temeswar wurden Anfang letzter Woche abgerissen.
Die kontrollierte Sprengung mit 28 Kilogramm Sprengstoff fand letzte Woche Montag statt. In bloß wenigen Sekunden wurde eines der sechsstöckigen Bauten zu Schutt gemacht; zwei weitere Gebäude blieben noch stehen, so dass möglicherweise demnächst weitere, mechanische Abrisse organisiert werden könnten. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die noch stehenden ehemaligen Produktionshallen von alleine in den kommenden Tagen einstürzen werden.

Das Temeswarer Traditionsunternehmen für Beleuchtungskörper Elba begann schon 2011 seinen Umzug, als die Firma ihre Produktion in eine neu auf 80.000 Quadratmetern gebaute Fabrik am Stadtrand von Temeswar verlagerte. Der Umzug in den Industriepark im Temeswarer Stadtteil Freidorf erfolgte vollständig 2013, sodass die ehemalige Niederlassung in der Iancu-Văcărescu-Straße freigegeben wurde. Durch den Abriss der letzten stehenden Gebäude der alten Fabrik soll die Straße, die den Nordbahnhof und den Josefstädter Marktplatz verbindet, für den Verkehr freigegeben werden.

Das Gelände in unmittelbarer Nähe des Nordbahnhofs umfasst sieben Hektar und hat, laut Immobilienexperten, einen Wert von 24 Millionen Euro. Das macht aus diesem Gelände eines der begehrtesten auf dem Temeswarer Immobilienmarkt.

Die Fabrik blickt auf eine 96 Jahre alte Geschichte zurück. 1921 wurden in Temeswar die Dura-Werke zur Herstellung von Batterien eröffnet. Diese kamen 1948, infolge der Verstaatlichung, unter die Firmengruppe Electrobanat. Den Namen „Elba“ erhielt das Unternehmen bei seiner Privatisierung 1990. Damals löste sich eine Sparte zur Batterieherstellung von der Mutterfirma ab, die eine Zeit lang unter dem Namen „Dura“ funktionierte, jedoch später wieder aufgelöst wurde.

Im Laufe der Jahre durchlief die rumänische Aktiengesellschaft mehrere Höhen und Tiefen und bekam auch die Wirtschaftskrise zu spüren. Die Rettung kam, als Renault die rumänische Automarke Dacia, die in Piteşti hergestellt wird, erwarb.
Im Laufe der Zeit sind zahlreiche Traditionsfabriken von Temeswar in Schutt umgewandelt worden. Die ehemalige Kandia-Schokoladenfabrik, Elektromotor, die ehemalige Sockenfabrik oder die Filty/ Modern-Schuhfabrik wurden komplett abgerissen. Wenige historische Unternehmen hatten Glück und bestehen heute noch. Dazu gehört die ModaTim-Textilienfabrik, deren Produktion außerhalb der Stadt verlagert wurde.