„Europäisch gleich bunt“: Schülerwettbewerb mit globaler Strahlkraft

Auch Sathmarer Schülerinnen gehören zu den zahlreichen Preisträgern

Mit diesem künstlerischen Beitrag gewannen Rebecca und Petra Pop in der Kategorie „It´s my life“.

Mit dieser Collage wurden die Sathmarer Schülerinnen Evelyn Biro und Iulia Cubitchi in der Themenkategorie „DU-versität“ prämiert. | Fotos: Iulia Sîrbu-Hölzli

Offizielles Plakat des diesjährigen Wettbewerbs

„Europäisch gleich bunt“, lautete der diesjährige Slogan des zum 70. Mal organisierten Europäischen Wettbewerbs. Mit der Jubiläumsausgabe stellte der älteste Schülerwettbewerb Deutschlands vielfältige Lebensstile, Ansichten und Eigenschaften junger Europäerinnen und Europäer in den Fokus. In diesem Schuljahr nahmen auch Schülerinnen und Schüler der sechsten und siebten Klassenstufe des Deutschen Theoretischen Lyzeums „Johann Ettinger“ in Sathmar/Satu Mare teil.

Knapp 70.000 Schüler beteiligten sich am Europäischen Wettbewerb, der im September vergangenen Jahres startete. Unter dem Leitthema „Vielfalt und Diversität“ beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Fragen: Wie kann Europa bunter und gerechter werden? Wie erreichen wir bestmögliche Inklusion und Integration? Neben einer Vielzahl an Schulen aus Deutschland beteiligten sich auch weltweit deutsche Auslandsschulen mit interessanten Beiträgen am Wettbewerb. 

Ein Großteil der eingereichten Beiträge hatten auch dieses Jahr wieder bildnerischen Charakter. Über 80 Prozent der Arbeiten waren Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen oder Collagen. „Nach 70 Jahren verfügt der Europäische Wettbewerb nicht nur über Renommé und Reichweite. Er ist gleichzeitig ein zeitgemäßes Instrument der europapolitischen Bildung, weil er die Teilnehmenden zu eigenem Handeln einlädt. Unser Ansatz ist bewusst offen und niedrigschwellig, wir sprechen alle Kinder und Jugendlichen unterschiedlichen Alters an, unabhängig von Schulform oder Vorwissen“, betont die Projektleiterin des Wettbewerbs, Annegret Menden, den besonderen Charakter des Schülerwettbewerbs.

Kreativwettbewerb mit langer Tradition

Beim Europäischen Wettbewerb handelt es sich um einen traditionsreichen Kreativwettbewerb, der es sich zur Aufgabe macht, Europabildung aktiv in die globalen Klassenzimmer zu bringen. Der historische Startschuss für den Schülerwettbewerb fiel 1953 in Frankreich als Projekt der Europäischen Jugendkampagne. Ursprünglich war er ein Aufsatzwettbewerb, der vor allem den älteren Schülerinnen und Schülern vorbehalten war. In den Folgejahren gab es Umstrukturierungen des Wettbewerbsmodus, so dass auch jüngeren die Teilnahme möglich gemacht wurde. Der Wettbewerb wurde auch nicht mehr nur an einem Tag veranstaltet, sondern schuljahresbegleitend durchgeführt. Ebenso wurden auch künstlerische Methoden eingesetzt. Die europäische Initiative wurde von einer internationalen Kommission sowie von Nationalkomitees gesteuert. Weitere Unterstützung kam anfangs von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle- und Stahl (EKGS), dem Europakolleg in Brügge und der Europäischen Bewegung. Bei der letzteren handelt es sich um eine überparteiliche Formierung von Interessengruppen im Bereich der Europapolitik in Deutschland. Besondere Bedeutung hatten schon in der Anfangszeit die Reisepreise, die den Austausch von Schülern unterschiedlicher Nationen fördern sollten. Die heranwachsende Generation sollte damit zu einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit motiviert und bewegt werden. Im weiteren Verlauf der Jahrzehnte beteiligten sich immer mehr Staaten am Wettbewerb. Diese Dynamik wurde nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nochmals verstärkt, da nun auch mittel- und osteuropäische Länder teilnehmen konnten. Der Schülerwettbewerb wurde längere Zeit durch europäische Fördergelder unterstützt und stand unter der Schirmherrschaft des Europarates. Nach der Einstellung der EU-Förderungen gaben viele Länder die Teilnahme am Wettbewerb auf. Aktiv sind heute noch Kroatien, Griechenland, Österreich, die Slowakei, Tschechien, einige polnische Regionen sowie die Bundesrepublik Deutschland im Netzwerk engagiert. Der Europäische Wettbewerb ist gegenwärtig in Deutschland fest etabliert. Unterstützung gibt es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Auswärtigen Amt, der Kultusministerkonferenz, dem Bundeskanzler sowie dem Bundespräsidenten. Der Wettbewerb wird vor allem als wirkungsvolles Instrument der europapolitischen Schulbildung verstanden.

Buntes Europa: Grenzenlose Phantasie gefragt

Gemäß dem Motto der 70. Ausgabe des Europäischen Wettbewerbs waren alle Teilnehmenden eingeladen, sich mit einem bunten Europa auseinanderzusetzen. Dafür gab es eine vielfältige, nach vier Altersgruppen gegliederte Themenpalette mit insgesamt 13 Aufgabenstellungen. Der Kreativität der einzureichenden Beiträge wurden keine Grenzen gesetzt. Mit Collagen, Gemälden über Videos, Aufsätzen, Hip-Hop-Songs, Podcasts, Poetry Slams bis hin zu Social-Media-Kunst und Gedichten konnten sich alle Teilnehmenden künstlerisch mit den Aufgaben auseinandersetzen.

Generell sind Schülerinnen und Schüler aller Schularten in Deutschland sowie aller deutschsprachiger Auslandsschulen teilnahmeberechtigt. Alle dem Wettbewerb zugrundeliegenden Aufgaben konnten von Einzelpersonen und von Gruppen von bis zu maximal vier Mitgliedern bearbeitet werden.

Für die Klassenstufen eins bis vier gab es die Themen „Heldenhafter Einsatz – wenn ich magische Kräfte hätte...“, „Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt!“ sowie „Deine Schule ist bunt...“. Im Bereich der Klassen fünf bis sieben konnten sich die Kinder den Themen „Das tapfere Schneewittchen“, „It´s my life“ und „DU-versität“ widmen. Acht- bis Zehntklässlern standen folgende Themenfelder zur Auswahl: „Zeig Dich! Zeigt Euch!“, „Jeder Mensch ist ganz normal anders“ und „Alt und Jung – gemeinsam stark“. Den Oberstufenschülern standen die Aufgaben „We all come from the same root, but the leaves are all different“ (Zitat von John Fire Lame Deer), „Kunst ist divers – künstlerische Freiheit als Grundrecht“ sowie „Jetzt mach‘ ich mit!“. Letztlich gab es auch noch die Sonderaufgabe „Sehnsucht Frieden“, die sich an alle Altersgruppen richtete. Diese konnte einzeln oder auch als Gruppe bearbeitet werden.

Jurierung – Sonderregelung für Auslandsschulen

Für die Teilnehmenden aus Deutschland bewertet eine Landesjury jedes Bundeslandes die eingereichten Beiträge. Arbeiten, die auf dieser Ebene ausgezeichnet werden, bekommen einen Landespreis, dazu gehören etwa Sachpreise, Gutscheine und Urkunden. Ausgewählte Beiträge werden dann an die Bundesjury weitergeleitet und haben somit auch eine Chance auf einen der etwa 600 Bundespreise. Für ältere Schülerinnen und Schüler können das auch Reisepreise nach Berlin, Straßburg oder Brüssel sein sowie Jugendbegegnungen im Europahaus Bad Marienberg oder in der Europäischen Akademie Otzenhausen. Darüber hinaus werden insbesondere an die jüngeren Preisträger auf Bundesebene Geld- und Sachpreise wie z. B. Bücher, Abonnements und Spiele vergeben.

Für die Deutschen Auslandsschulen wurde 2019 mit dem Format der „Vorjury“ eine eigene Sonderregelung für den Europäischen Wettbewerb geschaffen. Dafür kooperieren die Geschäftsstelle des Europäischen Wettbewerbs und der Weltverband Deutscher Auslandsschulen. So bemühte man sich, die Lücke gegenüber den Schulen in der föderalen deutschen Bildungslandschaft zu schließen. Durch die „Vorjury” für die Deutschen Auslandsschulen ist der Wettbewerb auch wesentlich internationaler geworden. Mehr Auslandsschulen nehmen teil, die vergebenen Preise können sich auf mehr Länder als früher verteilen.

Prämierte über Singapur bis Sathmar

So bunt wie das Motto setzte sich auch das Teilnehmerfeld zusammen. Zum fünften Mal nahmen auch Deutsche Auslandsschulen – insgesamt 17 – teil. An den 206 eingesandten Beiträgen u.a. aus New York, Quito und Sao Paolo über Mailand, Zagreb oder Athen bis Delhi, Singapur und Tokio - lässt sich die internationale Komponente des Europäischen Wettbewerbs besonders gut veranschaulichen.

Diesmal beteiligten sich auch insgesamt 30 Schüle- rinnen und Schüler des deutschsprachigen „Johann Ettinger“-Lyzeums in Sathmar am beliebten Wettbewerb und konkurrierten mit Gleichaltrigen aus aller Welt. Im Frühjahr dieses Jahres waren die Jury-Teams mit der Auswahl der eingereichten Beiträge fertig, hunderte Schülerinnen und Schüler wurden für ihre Arbeiten prämiert. Drei Sathmarer Schülerinnen waren dabei bei drei verschiedenen Aufgaben erfolgreich und wurden mit Preisen ausgezeichnet. Evelyn Biro und Iulia Cubitchi gewannen jeweils einen Geldpreis für ihre in Partnerarbeit gestaltete Collage in der Kategorie „DU-Versität“. Petra und Rebecca Pop wurden mit Sachpreisen (Buch und Spiel) für ihren Kunstbeitrag in der Kategorie „It´s my life“ ausgezeichnet. Zudem gewann Rebecca Pop für ihren Beitrag auch in der Kategorie Sonderaufgabe „Sehnsucht Frieden“ zwei Geldpreise.