Faksimiles sämtlicher Manuskripte zum Nationalen Kulturtag ausgestellt

Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt - Constantin Noica (1909-1987), der die letzten zwölf Jahre seines Lebens auf der Hohen Rinne/Păltiniș im Zibinsgebirge/Munții Cindrel nahe Hermannstadt/Sibiu zubrachte, war alles andere als begeistert, dass Rumäniens Breitengesellschaft zu wenig für das schriftliche Erbe von Mihai Eminescu (1850-1889) brannte. Der eigenwillige Mentor, der in einem kleinen Zimmer einer schlichten Villa im Gebirgswald regelmäßig Andrei Pleșu (*1948) und Gabriel Liiceanu (*1942) zum Philosophieren empfing und mit ihnen beiden als Meisterschüler die heute längst wieder verstummte „Schule von der Hohen Rinne“ (rum. „Școala de la Păltiniș“) begründete, wusste nur zu genau, dass die Rumänische Akademie in ihrer Bibliothek etwa 15.000 Papierbögen mit der Handschrift von Mihai Eminescu verwahrt. Rumäniens größter Dichter aller Zeiten habe Constanța niemals als Reisender kennengelernt, aber „das Meer besungen, wie er es besungen hat“, zitiert Gabriel Liiceanu Constantin Noica im Ex-Beststeller „Jurnalul de la Păltiniș“ (Tagebuch von der Hohen Rinne). „Und weil dort Sommer für Sommer zehntausende junge Leute hinfahren, um ihren Körper in der Sonne zu braten, werden sich vielleicht auch ein paar Bereitwillige finden, beim Betrachten der Hefte von Mihai Eminescu ihr Gehirn zu braten“, behauptete Lehrmeister Noica im Januar 1980 frei von der Leber weg. Seine zynische Kritik blieb, wenn auch reichlich spät, nicht ohne Folgen. Literaturhistoriker Eugen Simion (1933-2022) und Künstler Mircia Dumitrescu (*1941), beide Mitglieder der Rumänischen Akademie, haben 2004 die Arbeit an der He-rausgabe der Faksimiles sämtlicher Manuskripte von Mihai Eminescu in 38 Bänden aufgenommen, die von Rumäniens Ex-Premierminister Titu Maiorescu (1840-1917) in 45 Heften gesammelt worden waren. Die vollständige Neuausgabe lag Sonntag, am 15. Januar, dem Geburtstag von Eminescu, für die Dauer von acht Stunden zu Ehren des Nationalen Kulturtages im Blauen Haus des Brukenthalmuseums zum freien Nachschlagen aus. „Die niedrigste Art ist die, welche keine Gattung ist“, schrieb Mihai Eminescu als Mittzwanziger in Jassy/Ia{i und zielstrebiger Rückkehrer von Studienaufenthalten in Wien und Berlin in sein deutsch-lateinisch-rumänisches Wörterbuch der Philosophie.