Feierliche Eröffnung der Charlotte-Dietrich-Schule

Schultradition der evangelischen Kirche aufgelebt

In der Aula des Schulgebäudes präsentieren die Schülerinnen und Schüler den anwesenden Gästen ihr bereits erworbenes Wissen über Deutschland und Rumänien. Dass laut den Schülern die Deutschen gerne Bratwurst essen und Bier trinken sorgte für reichlich Gelächter im Saal. Foto: Michael Mundt

Hermannstadt - Es war schon etwas frischer als noch zu Schuljahresbeginn vor drei Wochen, doch die Sonne lachte auch am Dienstag noch über der Kirchenburg in Hammersdorf/Gușterița. Aus zahlreichen Kinderkehlen erklang das Herbstlied „Bunt sind schon die Wälder“. Zur feierlichen Eröffnung der Charlotte-Dietrich-Schule, eine von der evangelischen Kirche getragene Privatschule nach deutschem Lehrplan, waren Eltern und Interessierte, Konsulin Judith Urban, Bildungsstaatssekretärin Monica Anisei sowie Schulinspektor Vasile Timiș und viele weitere Gäste gekommen. Der ein oder andere Anwesende drückte hier sogar selbst noch die Schulbank.

Der 12. September war ein historischer Tag. Nicht nur, dass nach langen Jahren des Leerstandes sich wieder Schülerinnen und Schüler in das alte, aber frisch renovierte Schulgebäude der Hammersdorfer Grundschule drängten, sie begründeten damit auch den Neubeginn der Schultradition der evangelischen Kirche. Schon 1722 wurde auf Beschluss der Kirchensynode und der Nationsuniversität die Einführung des allgemeinen Volksschulunterrichts angeordnet. Doch im Vergleich zu früheren Tagen ist das Schulkonzept heute ein anderes. Die Kinder sollen gemeinsam Ziele erreichen und dabei die Aufmerksamkeit und Unterstützung genießen, die jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler benötigt. Sie sollen in ihrer Persönlichkeitsbildung unterstützt werden und lernen, zu argumentieren und Ideen zu entwickeln, so Schulleiter Rafael Mahl.

Insgesamt werden in Hammersdorf 19 Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur dritten Klasse unterrichtet. Weitere zehn Schüler kommen am Nachmittag von anderen Schulen, um bei der Erledigung der Hausaufgaben betreut und dem intensiven Erlernen der deutschen Sprache unterstützt zu werden. Ursprünglich war eine Vorbereitungs- und eine erste Klasse geplant, doch die Wünsche der Eltern haben zu einer Umplanung geführt. Während es wenige Anmeldungen für die Vorbereitungsklasse gab, war Interesse an einer zweiten Klasse vorhanden. Die aus drei Schülern bestehende dritte Klasse wird allerdings nicht zum Abitur geführt werden, so der Schulleiter. Hier lernen Kinder deutscher Gastarbeiter am Vormittag in den Hauptfächern mit ihrem Klassenlehrer und am Nachmittag zusammen mit den Schülerinnen und Schülern der zweiten Klasse. Ihnen soll so die Eingliederung in das Schulsystem in der Bundesrepublik erleichtert werden.

Doch auch rumänische Eltern wie Mihaela Galea haben ihre Kinder für die Charlotte-Dietrich-Schule angemeldet. Galeas Sohn hat schon den deutschsprachigen Kindergarten besucht und soll nun von den kleineren Schulklassen profitieren. Mit der Übernahme des Schulgeldes von vier Schülern möchten Schule und Evangelische Kirche zudem ihrer sozialen Verantwortung nachkommen.